Was ist die richtige Diagnose?

Dr. Niclas Detels

Knobeln Sie mit bei den folgenden zwei Fällen. Knobeln Sie mit bei den folgenden zwei Fällen. © MQ-Illustrations – stock.adobe.com

Immer wieder stellen sich Patienten in der nephrologischen Ambulanz vor, die eine Vielzahl unterschiedlicher vorbestehender Diagnosen mitbringen. Doch sind wirklich schon alle für die Nierenfunktionseinschränkung relevanten Vorerkrankungen erfasst?

Knobeln Sie mit bei den folgenden zwei Fällen und decken die Ursachen von den bestehenden Einschränkungen der Nierenfunktion auf.

Fall 1

Ein 85-jähriger Patient stellt sich erstmalig zur Abklärung einer chronischen funktionellen Nierenerkrankung vor. Bei ihm sind als vorbestehende Diagnosen bekannt:

  • Typ-2-Diabetes
  • Hypertonie

Vorbestehende Diagnosen: 

  1. Diabetes mellitus Typ 2
  2. Hypertonie
  3. Chronische Nierenkrankheit, Stadium 4, Nephrotisches Syndrom mit nephritischem Sediment

Beurteilung: 

Der Patient stellte sich erstmalig in unserer nephrologischen Praxis zur Abklärung einer chronisch funktionellen Nierenerkrankung vor. Die Nierenvorwerte zeigen eine stabile Nierenfunktion mit einem Kreatinin zwischen 1,4-1,56 mg/dl. Nach Sichtung der Laborbefunde am Folgetag zeigte sich eine eingeschränkte Nierenfunktion mit einem Kreatinin von 1,56 mg/dl, mit einer begleitenden GFR nach CKD-EPI-Formel von 40,5 ml/min/KÖF. In der errechneten GFR (aus Kreatinin und Cystatin C) zeigt sich eine Nierenleistung von 17 ml/min/KÖF. Das Cystatin C war erhöht mit 5,63 mg/l.

 In der Spontanurinprobe konnte eine massive nephrotische Proteinurie von 7170 mg/l diagnostiziert werden. Begleitend zeigte sich eine schwer erhöhte Albuminuire mit 5729 mg/l. Ebenfalls ließ sich eine Hämaturie, sowie der Nachweis von über 5 % Akanthozyten und somit ein nephritisches Sediment nachweisen. Passend zur nephrotischen Proteinurie zeigte sich ein deutlich vermindertes Serumalbumin von 25,8 g/l. 

Zur weiteren diagnostischen Abklärung bei unklarem nephrotischem Syndrom wurde der Patient zur stationären Aufnahme überwiesen.

Aufnahmebefund: 

85-jähriger Patient, wach, orientiert, in leicht reduziertem allgemein-adipösen Ernährungszustand. Kein Ikterus, keine Zyanose, keine Dyspnoe, Mundschleimhäute feucht, rosig, Zunge nicht belegt. Kein Soor. Sonstiger Kopf-und Halsstatus orientierend unauffällig. Lymphknoten nicht vergrößert palpabel. 

Pulmo: Vesikuläres Atemgeräusch, seitengleiche Belüftung, keine RG‘s, keine Bronchospastik. Cor: Rhythmisch, Herztöne rein, keine vitientypischen Geräusche oder Fortleitung. Abdomen: Weich, kein Druckschmerz, keine Resistenzen, keine Abwehrspannung, Darmgeräusche rege über allen abdominellen Quadranten, Nierenlager und Wirbelsäule indolent. Periphere Ödeme, Pulse allseits palpabel. Orientierende neurologische Untersuchung ohne akutes fokales Defizit.

Laborwerte:

KenngrößeMaßeinheitLaborparameterReferenzbereich
Albumin im Serumg/l2535-53
Hämoglobing/dl10,912-15,6
Harnstoffmg/dl4225-105
GFR nach CKD-EPIml/min/KÖF17>90
Kreatininmg/dl3,10,7-1,20

Urinsediment: > 5 % Akanthozyten von allen Erythrozyten im Urin

Immunologische DiagnostikMaßeinheitLaborparameterReferenzbereich
ANA 1:80<1:80
Doppelstrang-DNS-Ak <5<5
ANCAs <1:20<1:20
Bence-Jones-Protein im Urin Nicht nachweisbar 
κ-Leichtketten im Serummg/l313,3-19,4
λ-Leichtketten im Urinmg/l240,25,7-26,3
Pospholipase-2-Rezeptorantikörper
(PLA-2-Rezeptor-Antikörper)
U/ml10<14
HIV 1/2 Neg.Neg.
Hepatitis B Neg.Neg.
Komplementfaktoren C3mg/dl9088-228
Komplementfaktoren C4mg/dl2016-47
HbA1C%6,7%<6
UrinstatusMaßeinheitLaborparameterReferenzbereich
Ery qual. posNegativ
Leuko qual. negNegativ
Protein qual. 3+Negativ
Glucose qual. posNegativ/Norm
Keton qual. negNegativ
Bili qual. negNegativ
Urobilinogen qual.μmol/l3,2<16
pH-Wert 6,6 
Nitrit qual. negNegativ
Diche 1,010 
24h-Sammelurin (Gesamtmenge 3 500 ml)
Proteinurie7,1g/Tag< 150 mg/Tag
Albuminurie5,7g/Tag< 30 mg/d

Differentialdiagnose nephrotisches Syndrom 

Primäre Glomeruläre Erkrankungen: 

  • Mimimal Change
  • Membranöse Glomerulonephritis
  • Fokal-segmentale Sklerose
  • Membranoproliferative Glomerulonephritis
  • andere Proliferative Glomerulonephritiden 

Sekundäre glomeruläre Schädigungen 

  • Bakteriell: z. B. Proststreptokokken- Glomerulonephritis, infektiöse Endokarditis, Syphilis u.a.
  • Viral: Hepatitis B und C, HIV, CMV, Mononukleose u.a.
  • Protozoen: Malaria, Toxoplasmose
  • Parasiten: Filariose, Schistosoma 

Medikamente und Substanzen: 

  • nicht steroidale Antirheumatika
  • Lithium, Gold
  • Heroin u.a. 

Systemerkrankungen: 

  • Lupus erythematodes
  • Rheumatoide Arthritis
  • Purpura Schönlein Henoch
  • Dermatomyositis
  • primäre und sekundäre Amyloidose
  • Takayasu-Arteriitis
  • Goodpasture Syndrom
  • Polyarthritis
  • Sjögren- Syndrom
  • Sarkoidose
  • Colitis ulcerosa u.a. 

Malige Tumore: 

  • Morbus Hodgkin
  • Non-Hodgkin-Lymphom
  • Leukämien
  • Multiples Myelom
  • Bronchialkarzinom u.a 

Allergische Reaktionen:

  • Insektenstich
  • Serumkrankheit 

Kongenitale Erkrankungen: 

  • Alport-Syndrom
  • Morbus Fabry
  • Sichelzellanämie u.a. 

Verschiedenes: 

  • Präeklampsie
  • Vesikouretraler Reflux
  • IgA-Nephritis 

Stoffwechselerkrankungen: 

  • Hypothyreose
  • Diabetes mellitus

Merke: Periphere Ödeme – Woran man denken sollte

Als Ursachen peripherer Ödeme kommen u.a. in Frage: Hereditäres Angioödem, unerwünschte medikamentöse Nebenwirkungen (z. B. Amlodipin), kardiale Ödeme, Abflußbehinderung, Metastasen, Tumore, pathologisch vergrößerte Lymphknoten, Lymphödem.

Welche weitere diagnostische Abklärung wäre jetzt vonnöten?

Fall 2

52-jährige Patientin mit diversen vorbestehenden Diagnosen stellt sich zur Abkärung einer Nierenfunktionseinschränkung vor. 
Vorbestehende Diagnosen: 

  • Rheumatoide Arthritis
  • Arterielle Hypertonie
  • Thyreoiditis
  • Endometriose

Vorbestehende Diagnosen: 

  1. Chronisch funktionelle Nierenerkrankung im CKD Stadium III
  2. Rheumatoide Arthritis, erosiv disseminierter Verlauf
    • Erosiv-destruierender Verlauf
    • Synovektomie rechter Ellbogen vor 3 Jahren
    • Synovektomie links/rechts Grundgelenk Dig vor 4 Jahren
    • Hüft-TEP rechts bei erosiver Coxitis vor 7 Jahren
    • Radiosynoviorthese linkes Schultergelenk vor 2 Jahren
    • Ulnardeviation der Fingergrundgelenke, Schwanenhalsdeformität der PIP und DIP
  3. Arterielle Hypertonie
  4. Z. n. Thyreoiditis vor 7 Jahren
  5. Endometriose und Ileus vor 8 Jahren
  6. Hysterektomie vor 3 Jahren

Anamnese: 

Bei der Patientin besteht seit ca. 10 Jahren eine rheumatoide Arthritis mit destruierendem Verlauf. Betroffen sind insbesondere Ellbogengelenke sowie Kniegelenke beidseits und es bestehen Vorfußdeformationen. 

Vor 7 Jahren wurde zudem eine Thyreoiditis diagnostiziert, der Befund liegt nicht vor. Z. n. Ileus mit nachfolgender OP bei Endometriose vor 8 Jahren, Z. n. Hysterektomie vor 3 Jahren. Eine eingeschränkte Nierenfunktion besteht seit ca. 10 Jahren.

Körperlicher Untersuchungsbefund: 

52-jährige Patientin in gutem Allgemeinzustand, mäßig adipös, Körpergröße 164 Zentimeter, Körpergewicht 87 kg. 

Deviation im Bereich beider Hände und Füße. Carotiden auskultatorisch unauffällig, Herztöne leise, rein, Sinusrhythmus, Puls 76/Minute. Keine peripheren Ödeme, peripherer Gefäßstatus bds. unauffällig, RR rechter Arm 130/80 mmHg, linker Arm 130/80 mmHg.

Befunde: 

EKG: 
Sinusrhythmus, normaler Lagetyp. 

Sonografie Abdomen, Thorax, Lymphknoten: 
Veränderungen wie bei mäßiger Steatosis hepatis, Cholezystolithiasis ohne biliäre Stauung, Nephropathie bds., Aortensklerose, keine freie Flüssigkeit im Abdomen, keine pathologischen peripheren Lymphadenopathien. Unauffällige Halsweichteile.

Laborwerte:

KenngrößeMaßeinheitLaborparameterReferenzbereich
Hämoglobing/dl15,112-15,6
Harnstoffmg/dl4025-105
GFR nach CKD-EPIml/min/KÖF42,8>90
Kreatininmg/dl1,400,7-1,20
Kaliummmol/l5,23,5-5,1
Immunologische DiagnostikMaßeinheitLaborparameterReferenzbereich
NA 1:80<1:80
Doppelstrang-DNS-Ak <5<5
ANCAs <1:80<1:20
Bence-Jones-Protein im Urin Nicht nachweisbar 
κ-Leichtketten im Serummg/l313,3-19,4
λ-Leichtketten im Urinmg/l220,25,7-26,3
Pospholipase-2-Rezeptorantikörper
(PLA-2-Rezeptor-Antikörper)
U/ml80<14
HIV 1/2 Neg.Neg.
Hepatitis B Neg.Neg.
Komplementfaktoren C3mg/dl9088-228
Komplementfaktoren C4mg/dl2016-47
HbA1C%6,7%<6%
UrinstatusMaßeinheitLaborparameterReferenzbereich
Ery qual. negNegativ
Leuko qual. negNegativ
Protein qual. 3+Negativ
Glucose qual. posNegativ/Norm
Keton qual. negNegativ
Bili qual. negNegativ
Urobilinogen qual.μmol/l3,2<16
pH-Wert 6,6 
Nitrit qual. negNegativ
Dichte 1.010 
24h-Sammelurin (Gesamtmenge 3 500 ml)
Proteinurie1,1g/Tag< 150 mg/Tag
Albuminurie0,6g/Tag< 30 mg/d

Aktuelle Medikation: 

BISOPROLOL AbZ 2,5 mg Tabletten: 1 - 0 - 0 - 0 

ASS 100 HEXAL Tabletten: Pause seit 05.11.22 

ALLOPURINOL 100 Heumann Tabletten: 0 - 0 - 0 -0 

METFORMIN 1.000 mg AAA-Pharma Filmtabletten: 0 - 0 - ½ - 0 

TORASEMID AAA 20 mg Tabletten: 1 - 0 - 0 - 0  

ATORVASTATIN AbZ 10 mg Filmtabletten: 0 - 0 - 1 - 0  

CANDESARTAN AAA 16 mg Tabletten: 1 - 0 - 0 - 0  

NOVAMINSULFON 500-1A Pharma Filmtabletten max. 3 x 2 Tabl. tägl.: 0 - 0 - 0 - 0 

PREDNISOLON 5 mg GALEN Tabletten A: 1 - 0 - 0 - 0 

DENURIC 80 mg Filmtabletten 1 - 0 - 0 - 0

Welche weitere diagnostische Abklärung wäre jetzt vonnöten?


Lösung

Weitere diagnostische Abklärung: Es sollten Nierenbiopsien erfolgen.

FALL 1

85-jähriger Patient, erstmalige Abklärung einer chronischen funktionellen Nierenerkrankung. Vorbestehende Diagnosen: Typ-2-Diabetes und Hypertonie. Aktuelle Befunde: Nephrotisches Syndrom mit starker Einschräkung der GFR und hoher Proteinurie und Albuminurie. Pathologischer Kappa-Lambda-Leichtketten-Quotient hinweisend auf eine monoklonale Gammopathie vom Typ Lamda. 

Weitere diagnostische Abklärung per Nierenbiopsie
In der Nierenbiopsie zeigte sich eine ausgedehnte glomeruläre und mäßiggradige vaskuläre Amyloidablagerung vom Leichtketten Typ Lambda. Mittelschwere herdförmige glomeruläre und tubulointerstitielle Vernarbungen der Rinde. 

Beurteilung: 
Kein Anhalt für verschiedene Glomerulonephritisformen oder für eine floride interstitielle Nephritis.

Verdachtsdiagnose zu Fall 1: 
Primäre AL-Amyloidose

Welche weitere diagnostische Abklärung ist jetzt indiziert?
Zur weiteren diagnostischen Abklärung der Ursache der primären AL-Amyloidose wurde eine stationäre Aufnahme in der Onkologie vereinbart. Hier wurde eine Knochenmarkspunktion (Jamshidi) durchgeführt. 

Im begleitend durchgeführten Ganzkörper- CT: 
Kein Nachweis von Osteolysen, regelrechte Knochenstruktur. Regelrechte Belüftung der Nasennebenhöhlen. 
HWS/BWS/LWS: Kein Nachweis von Osteolysen. Degenerative Veränderung mit Osteochondrose Spondylosis deformans. Verknöcherung des vorderen Längsbandes im HWS-Bereich. Atlantodentalarthrose. Teilweise knöcherne durchbaute Zwischenwirbelräume im BWS-Bereich mit verknöchertem vorderen Längsband. Z. n. Fixateur interne LWK 4/5 mit knöchern durchbauten Zwischenwirbelraum. Sternum: Kein Nachweis von Osteolysen. 
Thorax: Im Bereich der Rippen kein Nachweis von Osteolysen. 
Becken: Kein Nachweis von Osteolysen. Bds. leichte Gelenkspaltverschmälerung, Hüftgelenk mit knöchernen Randanbauten im Sinne von Koxarthrose. 
Oberarm: Kein Nachweis von Osteolysen Femur bds.: Kein Nachweis von Osteolysen Beurteilung: In der untersuchten Knochenabschnitten kein Nachweis von Osteolysen.

Befund Knochenmark: 
Zwei Knochenmarksbiopsien mit interstitieller und kleinherdiger Infiltration durch ein indolentes/niedrigmalignes lymphoplasmozytisches Lymphom (LPL) vom Leichtkettentyp Lambda mit partieller CD20-Positivität (im Bereich der Biopsie kleiner 10 % des Markraumes und 10 % der Zellularität ausmachend), gering linksverschobene vollständig ausgereifte Hämatopoese. 
Molekulargenetischer Befund: MYD88 L265P Wildtyp.

Beurteilung 
Blutwerte, Gammopathie Subtyp, Knochenstatus, Milz und Lymphknotenstatus wurden nicht mitgeteilt. Die Befunde sprechen für ein LPL, wobei ein Marginalzell-Lymphom weniger wahrscheinlich erscheint und kein typisches Bild eines Plasmozytoms vorliegt. Gegebenenfalls MYD 88-Mutation-PCR aus dem peripheren Blut.

Diagnosen zu Fall 1: 

  • AL-Amyloidose der Niere im Stadium I nach Mod Mayo Clinic-Einteilung
  • lymphoplasmozytisches Lymphom Stadium IVA nach Ann Arbor mit geringem Knochenmarksbefall und monoklonale Gammopathie vom Paraprotein Typ IgM/ Lambda

Fall 2

52-jährige Patientin stellt sich zur Abkärung einer Nierenfunktionseinschränkung vor. Vorbestehende Diagnosen: Rheumatoide Arthritis, Arterielle Hypertonie, Thyreoiditis, Endometriose. 

Aktuelle Befunde: Die Laborwerte zeigen eine eingeschränkte GFR bei erhgöhtem Kreatinin, Proteinurie und Albuminurie. Weiterhin erhöhte Werte für κ-Leichtketten im Serum und λ-Leichtketten im Urin. 

Nierenbiopsie: 
Der histologische bioptische Befund zeigt eine mittelschwere glomeruläre und präglomeruläre vaskuläre sowie medulläre schwere tubulointerstitielle Amyloidose vom SAA-Typ. 

Diagnose zu Fall 2

Sekundäre Amyloidose vom SAA-Typ 
Erklärung: Die Ursache der sekundären Amyloidose ist am ehesten die rheumatoide Arthritis.

Amyloidose

Zum Formenkreis der Amyloidose gehört eine Gruppe von Erkrankungen mit extrazellulärer Ablagerung eines oder verschiedener unlöslicher fibrillären Proteine. Amyloidfibrillen können sich in zahlreichen Organen wie Niere, Herz, Nervensystem, Leber, Milz, Zunge, Gelenken und der Nebennieren ablagern. 
Eine renale Beteiligung wird bei ca. 80-90 % der Patienten diagnostiziert. 
Man unterscheidet eine AL-Amyloidose, die als Folge einer Plasmazellerkrankung angesehen wird und bei der sich die Ablagerung von Amyloidfibrillen von Leichtketten- Immunglobulin herleiten, von anderen Formen. Bei ca. 20 % der Patienten mit AL-Amyloidose findet sich als Grunderkrankung ein Multiples Myelom. 

Renale Manifestation der Amyloidose

Bezüglich der renalen Manifestation müssen verschiedene Lokalisationen betrachtet werden. Bei vor allem präglomerulär befallenen Gefäßen kommt eine gestörte glomeruläre Perfusion zum Tragen mit entsprechender Nierenfunktionseinschränkung. Bei Ablagerungen der Fibrillen in glomerulären Kapillaren resultiert eine Proteinurie und ein nephrotisches Syndrom. 
Es kommen jedoch auch Ablagerung von Fibrillen im Interstitium und den tubulären Basalmembranen vor, die zu einer tubulären Azidose und einem nephrogenem Diabetes insipidus führen können. 
Bei distal tubulärer Ablagerung kann es zu einem Fanconi- Syndrom bei Mitbeteiligung der proximalen Tubuli kommen. 
Die mögliche andere Formen der AA-Amyloidose leiten sich von einem in den Hepatozyten gebildetem Akutphaseprotein (Serumamyloid-A; SAA) ab und sind nicht immunogenen Ursprungs. 
Dieses Apolipoprotein wird in der Leber bei chronisch entzündlichen Erkrankung wie z. B. rheumatoider Arthritis, familiärem Mittelmeerfieber, entzündlichen Darmerkrankungen oder chronischer Infektion gebildet und führt in Abhängigkeit vom SAA-Spiegel nach einer gewissen Latenzzeit zur Ablagerung von Amyloidfibrillen in verschiedene Organen.

Mögliche Ursachen einer AA-Amyloidose
Chronisch entzündliche Gelenkerkrankungen
  • Rheumatoide Arthritis
  • juvenile idiopathische Arthritis
  • andere chronisch inflammatorische Arthritiden
Chronische bakterielle Infektion
  • Bronchiektasen
  • I.v. Drogenabusus
  • Komplikation bei Paraplegie (infizierte Dekubitus, Harnwegsinfektion)
  • Tuberkulose
  • Osteomyelitis
Syndrom der periodischen Fieber
  • Familiäres Mittelmeerfieber
  • TNF rezeptorassoziierte Syndrome periodischen Fiebers
  • Hyper IgD und periodisches Fiebersyndrom
  • Morbus Crohn
  • Neoplasien (Lymphom, Mesotheliom)
  • Vaskulitis

[angelehnt an Kuhlmann, Seite 204]

Zudem gibt es familiäre Amyloidoseformen. Im Weiteren gibt es eine durch Beta-Mikroglobulin bedingte Dialyseassoziierte Amyloidablagerung.

Dieser Beitrag ist ursprünglich erschienen in: Nierenarzt/Nierenärztin 5/2024

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