Was man bei Kindern mit der exklusiven enteralen Ernährungstherapie erreichen kann

Dr. Melanie Söchtig

Schätzungen zufolge leiden rund 150.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland an der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn. (Agenturfoto) Schätzungen zufolge leiden rund 150.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland an der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn. (Agenturfoto) © WesSide/peopleimages.com - stock.adobe.com

Wird ein milder aktiver luminaler Morbus Crohn im Kindes- oder Jugendalter diagnostiziert, sollte im ersten Schritt eine exklusive enterale Ernährungstherapie eingeleitet werden. Diese ist sehr restriktiv, doch Durchhalten lohnt sich.

Schätzungen zufolge leiden rund 150.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland an der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn, mit steigender Prävalenz. Ziel der Behandlung ist es, möglichst lange Phasen ohne Entzündungsaktivität zu erreichen. Während bei einer Neudiagnose im Erwachsenenalter die medikamentöse Therapie im Vordergrund steht, ist bei mildem aktivem luminalem Morbus Crohn im Kindes- und Jugendalter eine exklusive enterale Ernährungstherapie (EET) die Behandlungsoption der ersten Wahl. Diese führt in 80–85 % der Fälle zum Sistieren der Entzündungsreaktionen und meist auch zur Abheilung der Darmschleimhaut.

Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass eine EET in Kombination mit Medikamenten (z. B. Antibiotika) auch bei komplizierten Verläufen vorteilhaft sein kann und das Risiko für schwerwiegende Komplikationen wie Fisteln oder Strikturen reduziert. Im Vergleich zu Kortikosteroiden geht die EET außerdem mit besseren Wachstumsparametern, einem verbesserten Mikronährstoffstatus und positiven Einflüssen auf die Knochengesundheit einher.

Exklusive Nährstoffzufuhr über sechs bis acht Wochen

In einer Übersichtsarbeit informieren Anke Maelzer von der Universität Gießen und Dr. Stefan Trenkel vom Klinikum Westbrandenburg in Potsdam u. a. darüber, was bei der Umsetzung einer EET zu beachten ist. Die EET dauert i. d. R. sechs bis acht Wochen. Betroffene sollten in dieser Zeit ausschließlich eine polymere oder semi-elementare, bilanzierte Trinknahrung zu sich nehmen. Daneben wird häufig nur Wasser, ungesüßter Kräuter- oder Früchtetee und zuckerfreier Kaugummi erlaubt.

Zu Beginn ist es wichtig, das Risiko für das sog. Refeeding-Syndrom einzuschätzen. Dieses ist erhöht, wenn die Betroffenen bereits über längere Zeit keine Nahrung zu sich genommen haben. Wenn ein Refeeding-Syndrom bei Kindern auftritt, wird zu einer langsameren Einführung der EET sowie engmaschigeren Kontrollen der Laborwerte geraten. Darüber hinaus ist u. U. die Substitution von Phosphat, Kalium, Magnesium und/oder Vitamin B1 erforderlich.

In Deutschland stehen zwei Spezialnahrungen für die Behandlung von Morbus Crohn in Pulverform zur Verfügung, die mit unterschiedlicher Energiedichte angewendet werden können (1–1,5 kcal/ml). Entgegen früherer Meinungen muss die EET nicht ballaststofffrei erfolgen.

Die exklusive enterale Ernährungstherapie wird in der Regel gut vertragen. Nebenwirkungen wie Übelkeit, Diarrhö, Bauchschmerzen, Blähungen und Geschmacksermüdung treten meist nur vorübergehend auf. Besonders bei Kindern können Beschwerden wie Schmerzen oder Durchfälle dazu führen, dass sie die EET ablehnen. Erfahrungsgemäß brechen 20 % der Patientinnen und Patienten die EET frühzeitig ab.

Regelmäßiger Kontakt zu einer Diätassistenz kann die Adhärenz steigern. Zudem kann es für Betroffene hilfreich sein, ihr Umfeld (z. B. Schule, Freunde, Familie) einzuweihen und um Unterstützung zu bitten. Auch Variationen in der Zubereitungsart der Trinknahrung (z. B. als Eis, Suppe, heiße Schokolade) können positive Auswirkungen haben. 

Quelle: Maelzer A, Trenkel S. Ernährungs Umschau 2024; 71: M540-M549; doi: 10.4455/eu.2024.034

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Schätzungen zufolge leiden rund 150.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland an der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn. (Agenturfoto) Schätzungen zufolge leiden rund 150.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland an der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn. (Agenturfoto) © WesSide/peopleimages.com - stock.adobe.com