Was von Levodopa bei frühem Parkinson zu erwarten ist

Maria Fett/Dr. Elke Ruchalla

Levodopa ist eine Vorstufe von Dopamin, aber auch anderer Neurotransmitter. Levodopa ist eine Vorstufe von Dopamin, aber auch anderer Neurotransmitter. © felipecaparros – stock.adobe.com

Ohne L-Dopa geht in der Parkinsonbehandlung kaum etwas, darin sind sich die Experten einig. Gestritten wird vielmehr um die Frage, was für und was gegen den Einsatz der Substanz im frühen Krankheitsstadium spricht.

So mancher Neurologe dürfte angesichts der Ergebnisse der LEAP-Studie erleichtert aufgeatmet haben.¹ Die Diskussion über die potenzielle Toxizität von L-Dopa hat sich erst einmal erledigt, sagte Professor Dr. Dr. Günther Deuschl vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel beim Deutschen Kongress für Parkinson und Bewegungsstörungen. Und auch die Frage nach einem krankheitsmodifizierenden Effekt von Levodopa bei Patienten mit frühem Parkinson scheint nunmehr beantwortet.

Keine klaren Unterschiede im UPDRS-Gesamtscore

Die LEAP Study Group, an der auch Prof. Deuschl beteiligt war, hatte in ihre Doppelblindstudie 445 Patienten aufgenommen, die in den zwei Jahren zuvor ihre Diagnose erhalten hatten und bislang noch nicht behandelt worden waren. Randomisiert erhielten die Teilnehmer entweder

  • 80 Wochen lang dreimal täglich 100 mg Levodopa plus 25 mg Carbidopa (222 Patienten) oder
  • zunächst über 40 Wochen Placebo, anschließend 40 Wochen lang Levodopa und Carbi­dopa (dreimal täglich 100 mg/25 mg).

Nach 80 Wochen fanden die Wissenschaftler keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Der Gesamtscore der UPDRS (Unified Parkinson’s Disease Rating Scale) hatte sich von initial 28,0 bzw. 29,0 Punkten um einen bzw. zwei Punkte reduziert.

Der „Vorsprung“ durch die um 40 Wochen längere Levodopa-Gabe machte sich im Hinblick auf die Krankheitsprogression nicht bemerkbar, von einem krankheitsmodifizierenden Effekt im positiven wie negativen Sinne konnte keine Rede sein. Dyskinesien und Fluktuationen traten in beiden Therapiegruppen etwa gleich häufig auf.

Sollte man also die Parkinsontherapie mit Levodopa beginnen? Absolut, sagte Professor Dr. Heinz Reichmann­, Neurologe am Universitäts­klinikum Dresden beim Parkinsonkongress. Das Risiko für Komplikationen wie Dyskinesien lasse sich gut in den Griff bekommen, wenn man auf Gewicht, Alter und Geschlecht der Patienten achte. Vor allem die körpergewichtsbezogene Dosis der Substanz hat nach seiner Aussage einen hoch signifikanten Einfluss. Er riet dazu, bei Männern mit 7 mg/kgKG/d und bei Frauen mit 6 mg/kgKG/d Levodopa zu starten.

Schnell gebesserte Symptome unter Levodopa

Für den Kollegen ist der Dopaminvorläufer das mit Abstand sicherste und effektivste Anti-Parkinson-­Medikament. Erst vor wenigen Jahren zeigte eine große Studie, dass nur 7 % der Patienten nach sieben Jahren L-Dopa-Monotherapie die Behandlung abbrechen mussten. Zum gleichen Zeitpunkt hatte die Hälfte der mit einem Dopaminagonisten und fast drei Viertel derjenigen unter einem MAO-B-Hemmer die Therapie beendet. Wer eine rasche Symptomverbesserung anstrebt, sollte auf Levodopa setzen, sagte Prof. Reichmann. „Möglichst niedrig dosiert und mit einem Dopaminagonisten kombiniert.“

Zeitpunkt des Therapiebeginns scheint unkritisch

Professor Dr. Alexander­ Storch von der Universität Rostock mahnte dagegen zur Zurückhaltung. Er sieht Tagesdosen von mehr als 4 mg/kgKG als kritisch an. Schon in der Studie ELLDOPA habe die Gruppe, die täglich 600 mg Levodopa einnahm, signifikant häufiger unerwünschte Symptome, darunter Dyskinesien, gezeigt.² Der Zeitpunkt des Therapiebeginns mit L-Dopa sei aber wahrscheinlich unkritisch.

Über den Einfluss von Faktoren wie Geschlecht, Erkrankungsalter und Lebensumstände der Patienten wisse man noch zu wenig. Die allgemeine Toxizität durch metabolische Effekte habe bis dato nicht ausgeschlossen werden können. Man solle sich also gut überlegen, ob man mit Levodopa in die Behandlung von Neudiagnostizierten einsteige, resümierte Prof. Storch.

Quellen:
¹ Verschuur CVM et al. N Engl J Med 2019; 380: 315-324; DOI: 10.1056/NEJMoa1809983
² Fahn S et al. N Engl J Med 2004; 351: 2498-2508; DOI: 10.1056/NEJMoa033447

Medical-Tribune-Bericht

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Levodopa ist eine Vorstufe von Dopamin, aber auch anderer Neurotransmitter. Levodopa ist eine Vorstufe von Dopamin, aber auch anderer Neurotransmitter. © felipecaparros – stock.adobe.com