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Weit weg vom Ziel

Ein anhaltendes Ansprechen auf die antivirale Behandlung (sustained virological response, SVR) entspricht bei einer HCV-Infektion einer Heilung. Selbst Patienten mit einer chronischen HCV-Hepatitis und einer kompensierten Zirrhose profitieren klar davon, betonte Prof. Dr. George Papatheodoridis, Universitätsklinikum Athen. In drei italienischen Kohorten war bei ebensolchen Patienten das Überleben nicht schlechter als das der Allgemeinbevölkerung.
Verkürzte Therapie führte zu guten Ergebnissen
Möglicherweise kann die Behandlung verkürzt werden, ohne an Effektivität zu verlieren. In einer Studie aus Taiwan wurde Glecaprevir/Pibrentasvir bei bisher nicht behandelten Patienten mit HCV und kompensierter Leberzirrhose über acht statt zwölf Wochen angewendet und auch diese verkürzte Therapie führte noch zu einer SVR-Rate nach zwölf Wochen (SVR12) von 98,2 % und wurde gut vertragen. Es gibt keinen Grund, die modernen interferonfreien Regime nicht breit anzuwenden, so die Meinung des Experten.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO gab 2016 das Ziel heraus, die virale Hepatitis zu eliminieren. 2020 sollte die Inzidenz von Hepatitis B und C im Vergleich zu 2015 um 30 %, bis 2030 um 90 % gesenkt werden. Die durch Hepatitis B und C verursachten Todesfälle sollten 2020 um 10 % und bis 2030 um 65 % gegenüber 2015 reduziert werden. Doch die Wirklichkeit ist eine andere, wie die Entwicklung bei HCV zeigt. Dabei sind die Probleme nicht auf ressourcenschwache Länder begrenzt: In den USA beispielsweise wird gerade einmal einer von drei Infizierten geheilt, berichtete Prof. Papatheodoridis. Kanada, Australien, Großbritannien oder Frankreich sind im Plan, aber andere Länder, darunter Deutschland, Österreich, Italien und Irland, hinken der Zielerreichung hinterher. Weltweit sind viele Länder überhaupt noch nicht auf dem Weg in Richtung der WHO-Ziele. Das Problem sind nicht unbedingt bestimmte Risikogruppen wie Drogenkonsumenten oder Inhaftierte, meinte der Experte. Denn in diesen Bereichen haben viele Länder spezielle Programme aufgesetzt. Die meisten bislang unerkannten (und damit unbehandelten) HCV-Infektionen hierzulande findet man wohl in der Allgemeinbevölkerung.
Das Hauptproblem sind unerkannte Fälle in der Allgemeinbevölkerung
Die Therapie verspricht nicht nur die Heilung des Betroffenen. Die HCV-Therapie mit direkt antiviral wirksamen Substanzen (DAA) entfaltet auch präventive Effekte und kann die HCV-Inzidenz senken. In einer australischen Kohorte von 757 i.v.-Drogenkonsumenten traten vor Einführung der DAA 13,6 HCV-Serokonversionen pro 100 Personenjahre auf. Nach unbegrenzter Verfügbarkeit der DAA ab 2016 lag die Inzidenz nur noch bei 5,4 pro 100 Personenjahre, erklärte Prof. Papatheodoridis. Für den Einzelnen ist die Behandlung zudem über die Heilung der HCV-Infektion hinaus relevant. Eine aktuelle Metaanalyse belegt auch eine signifikante Reduktion der kardiovaskulären Ereignisse und der Gesamtmortalität der mit DAA Behandelten.
HCC-Risiko kann mittels Score abgeschätzt werden
Personen mit einer SVR nach DAA-Therapie können allerdings weiterhin ein erhöhtes Risiko für ein hepatozelluläres Karzinom (HCC) aufweisen. In einer japanischen Studie wurde das Risiko mit Hilfe klinischer Parameter abgeschätzt: Relevant für das HCC-Risiko trotz SVR12 waren demnach Diabetes, Fibrose-4(FIB-4)-Index und der α-Fetoprotein-Spiegel. Kein Patient mit einem niedrigen HCC-Risikoscore entwickelte innerhalb von fünf Jahren ein HCC, bei intermediärem Risiko lag die HCC-Häufigkeit bei 1,9 %, bei hohem bei 15,3 %. Patienten mit SVR12 und einem niedrigem Risiko können demnach aus der Überwachung entlassen werden, während bei höherer HCC-Wahrscheinlichkeit laut Score dauerhaft Kontrollen wichtig sind, meinte Prof. Papatheodoridis.
Quelle: UEG* Week 2023
* United European Gastroenterology
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