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Weltweit größte Studie zur Takotsubo-Kardiomyopathie wurde jetzt veröffentlicht

Bisher basierte das Wissen über die Takotsubo-Kardiomyopathie lediglich auf Fallberichten und kleineren Studien. Um mehr über das Krankheitsbild zu erfahren, gründeten Kardiologen am Universitätspital Zürich ein internationales Register. An Daten von 1750 Takotsubo-Patienten, die zwischen 1998 und 2014 diagnostiziert wurden, nahmen sie eine aktuelle Analyse vor. Zusätzlich verglichen sie eine Subgruppe von 455 Erkrankten mit der gleichen Anzahl nach Alter und Geschlecht passender KHK-Patienten.
Neben seelischem Stress auch physikalische Trigger
Ergebnis der Auswertung: Bei der Takotsubo- oder Stress-Kardiomyopathie dominieren mit einem Verhältnis von 9:1 eindeutig die Frauen. Mit einem mittleren Alter von 67 Jahren befanden sich die meisten schon in der Menopause.
Als Auslöser des Krankheitsbildes – auch Syndrom des „gebrochenen“ Herzens – vermutete man bisher v.a. einschneidende psychische Erlebnisse wie den Verlust geliebter Personen, Mobbing oder Familienstreit. Auch in der aktuellen Studie fanden sich nicht selten emotionale Trigger, sie waren mit 28 % vs. 36 % jedoch weniger häufig als physikalische Auslöser (z.B. Operationen, schwere Infektionen) – und bei einem knappen Drittel der Patienten (29 %) verschlechterte sich die kardiale Pumpfunktion ohne erkennbaren Grund. Eine wichtige neue Erkenntnis: Als Wegbereiter der Takotsubo-Kardiomyopathie spielen offenbar neurologische und psychiatrische Erkrankungen eine wesentliche Rolle. Bei mehr als der Hälfte der Kardiomyopathie-Patienten war eine solche Diagnose aktuell oder anamnestisch bekannt – im KHK-Kollektiv dagegen nur bei einem Viertel (56 % vs. 26 %). Unter den psychischen Störungen führten affektive Störungen, unter neurologischen Erkrankungen Schlaganfälle, Epilepsien und zerebrale Blutungen die Liste an. Aufgrund vergleichbarer Symptome und Laborparameter gelingt die Differenzierung zwischen Tako-tsubo und akutem Koronarsyndrom meist mittels Herzkatheter-Diagnostik. Darin zeigt sich neben offenen Koronarien eine charakteristische Verformung des linken Ventrikels, die an eine Tintenfischfalle (Japanisch: Tako-tsubo) erinnert.
Betablocker haben keinen Einfluss auf die Prognose
Als Auslöser des potentiell lebensbedrohlichen Pumpversagens wird eine Spastik kleinster Herzmuskelgefäße vermutet. Die Mortalität in der Akutphase ist der des Herzinfarktes vergleichbar (3,7 % vs. 5,3 %) und selbst Jahre nach dem Ereignis tragen Betroffene noch ein erhöhtes Rezidivrisiko. Was die Therapie angeht, so sprechen die aktuellen Studiendaten dafür, dass ACE-Hemmer bzw. AT1-Antagonisten, nicht aber Betablocker, die Prognose günstig beeinflussen.
C. Templin et al., N Engl J Med 2015; 373: 929-938
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