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Wenn sich alles um die Achse dreht

Die zentralen pathogenetischen Vorgänge bei der axialen Spondyloarthritis (axSpA) sind chronische Entzündung, Knochendestruktion und -neubildung, schreiben Dr. Victoria Navarro-Compán, La Paz University Hospital in Madrid, und Kollegen. Sie betreffen in erster Linie das Achsenskelett (und dort vor allem die Iliosakralgelenke, ISG) und führen zu quälenden chronischen Rückenschmerzen. Diese treten fast jede Nacht auf und sind oft von Morgensteifigkeit begleitet. Dabei schmerzen vor allem der untere Rücken und das Gesäß, manchmal aber auch andere Bereiche entlang der Wirbelsäule.
Definitionsgemäß handelt es sich bei der axSpA um einen entzündlichen Rückenschmerz. Dieser liegt vor, wenn vier der fünf folgenden Kriterien zutreffen:
- Beginn < 40 Jahre
- schleichender Beginn
- Schmerzen vor allem nachts, Besserung beim Aufstehen
- Besserung durch Bewegung
- keine Besserung durch Ruhe
Doch die Rückenschmerzen sind bei der axSpA nicht alles. Etwa 30 % der Betroffenen leiden zusätzlich an peripheren Arthritiden und Enthesitiden, manche auch an Daktylitiden. Daneben gibt es häufig Manifestationen außerhalb des muskuloskelettalen Systems, wie beispielsweise Uveitis, Psoriasis oder entzündliche Darmerkrankungen. Sie alle gehören zu den axSpA-Parametern (s. Kasten) und spielen bei Diagnose und Therapieentscheidung eine Rolle.
Was für axSpA spricht
- entzündlicher Rückenschmerz
- wechselseitige Gesäßschmerzen
- gutes Ansprechen auf NSAR
- periphere Arthritis (meist asymmetrische Monobzw. Oligoarthritis)
- Enthesitis (v.a. Achillessehne und Plantarfaszie betroffen)
- Daktylitis („Wurstfinger“)
- Psoriasis
- entzündliche Darmerkrankungen
- Uveitis
- erhöhte Akute-Phase-Proteine
- vorangegangene Infektion
- positive Familiengeschichte
Strukturschäden erst Jahre nach Symptombeginn
Ein negativer Befund schließt eine axSpA allerdings nicht aus. Das liegt daran, dass die Strukturschäden radiologisch meist erst mehrere Jahre nach Beginn der Beschwerden sichtbar werden. In diesen Fällen spricht man von einer nicht-röntgenologischen axSpA (nr-axSpA) (s. Kasten unten). Besteht bei negativem Röntgenbefund weiterhin ein Verdacht, helfen die axSpA-Parameter diagnostisch weiter. Sind mindestens vier davon nachweisbar, ist die Diagnose axSpA sehr wahrscheinlich, bei zwei oder drei plus positivem HLA-B27 ebenfalls (70–90 % der axSpA-Patienten sind HLA-B27-positiv). Spätestens wenn trotz ausgeprägtem Verdacht nur ein oder gar kein SpA-Parameter vorliegt, kommt die MRT zum Zug.Ist es r-axSpA oder nr-axSpA?
Genauer Stellenwert der JAK-Inhibitoren noch offen
Auch eine begleitende Uveitis oder entzündliche Darmerkrankung erfordert dessen Gabe, allerdings in Form eines monoklonalen Antikörpers (z.B. Adalimumab oder Certolizumab). Die Anspache auf Biologika, insbesondere TNF-a, ist bei Nichtrauchern besser, weshalb Raucher zur Aufgabe ihres Tabakkonsums angehalten werden sollten. 60–65 % der Patienten profitieren von Biologika. Bleibt die Response über einen längeren Zeitraum stabil, kann die Dosis reduziert werden. Absetzen ist allerdings nicht angesagt, weil dann erneute Schübe drohen. Spricht der Patient auf das Biologikum nicht an, kann vom TNF-a-Blocker auf einen IL-17-Inhibitor geswitcht werden und umgekehrt. Auch Januskinase-Inhibitoren sind inzwischen für die axSpA zugelassen. Ihr Vorteil ist, dass sie im Gegensatz zu Biologika oral verabreicht werden. Ihr genauer Platz im Management der axSpA muss aber noch definiert werden, meinen die Autoren.Quelle: Navarro-Compán V et al. Ann Rheum Dis 2021; DOI: 10.1136/annrheumdis-2021-221035
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