
Bechterew mit Schober überführen: Zwischen gesund und Erbkrankheit liegen nur wenige Zentimeter

Die ankylosierende Spondylitis (SpA), gemeinhin als M. Bechterew bekannt, ist eine entzündlich-rheumatische Erkrankung, die vor allem das Achsenskelett betrifft. Die SpA zeichnet sich sowohl durch sichtbare, als auch versteckte strukturelle Schäden an Iliosakralgelenk (ISG) oder Wirbelsäule aus, schreiben Professor Dr. Joachim Sieper und Kollege von der Medizinischen Klinik I der Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin.
Die Erkrankung gilt als erblich (über 90 %) und betrifft etwas mehr Männer als Frauen. Typischerweise beginnt ein Bechterew in der dritten Lebensdekade, bei HLA-B27-Trägern (größte genetische Disposition) fünf Jahre eher. Tumor-Nekrose-Faktor-α und Interleukin-17 erscheinen wichtig für die Pathogenese.
Becken und Lumbalregion kommen nicht in die Gänge
Wie Entzündung und Knochenneubildung jedoch genau zusammenhängen ist bis jetzt ungeklärt. Von den Biomarkern, die man mit den strukturellen Schäden assoziiert, fand bisher nur das C-reaktive Protein (CRP) den Weg in die klinische Praxis, um Hochrisikopatienten für ein Fortschreiten des Leidens zu identifizieren. In der Praxis fallen die Betroffenen meist durch chronische Kreuzschmerzen sowie eine Morgensteifigkeit von Becken und Lumbalregion auf, die sich bei Bewegung bessert. Sie klagen zudem oft über Rückenschmerzen, die ihnen typischerweise in der zweiten Nachthälfte den Schlaf rauben. Darüber hinaus sind die Beschwerden sehr heterogen und sprechen nicht in allen Fällen für einen Bechterew, es gibt auch andere mögliche Ursachen (s. Kasten).
Womit ist der Bechterew zu verwechseln?
Spondylitis kann auch mal ins Auge gehen
Die Entzündung und die dadurch bedingten Skelettschäden können die Wirbelsäulenmobilität einschränken. Eine solche Bewegungseinschränkung der Lendenwirbelsäule lässt sich ist mithilfe des Schober-Zeichens, eines einfachen Funktionstests, in der Praxis messen (s. Abb.). Als periphere Manifestationen des Bechterew treten in 30 bis 50 % der Fälle Arthritiden oder Enthesitiden auf, die oft asymmetrisch die unteren Extremitäten befallen. Bezüglich der Enthesitiden sollten Sie besonders den Ansatz der Achillessehne oder der am Fersenbein entspringenden Plantarfaszie als häufigste Lokalisationen im Auge behalten. Häufig sieht man geschwollene und schmerzende Gelenke. Daktylitiden finden sich dagegen nur vereinzelt. Unter den extraartikulären Manifestationen dominiert die Uveitis, oft abwechselnd an beiden Augen. Psoriasis und entzündliche Darmerkrankungen treten eher selten auf. Für die Quantifizierung der Krankheitsaktivität stehen verschiedene Scores zur Verfügung. Die Bildgebung stellt das wichtigste Werkzeug zur frühzeitigen Diagnose des M. Bechterew dar. Zunächst erweist sich das konventionelle Röntgenbild des ISG als hilfreich. Sogar bei Patienten mit einer kurzen Krankheitsphase (bis zu drei Jahren) lässt sich damit in 30 bis 50 % der Fälle eine Sakroiliitis erkennen. Wobei das Röntgen des ISG je nach Zeitpunkt der Untersuchung auch an seine Grenzen stößt, da strukturelle Veränderungen Monate oder Jahre brauchen, um sich zu entwickeln.Diagnostisch genügt mitunter ein simples Röntgenbild
Bei normalen oder unklaren Befunden trotz bestehendem Krankheitsverdacht folgt daher als nächster Schritt ein MRT des ISG, um aktive Entzündungszeichen (Knochenödeme) und postinflammatorische Veränderungen wie Erosionen, Sklerosen und Ankylosen aufzuspüren. All dies benötigt man für die Klassifizierung des Bechterews. Ein CT des ISG zur Detektion struktureller Schäden (insbesondere Erosionen) kann in ergebnislosen Fällen helfen. Mittels Röntgen und MRT gelingt jedoch meist bereits eine umfassende Schadensbewertung. Eine Bildgebung der Wirbelsäule ist für die frühe Diagnose überflüssig.Sammeln und kombinieren!
- chronisch entzündlicher Rückenschmerz; Beginn unter 45 Jahren
- periphere und extraartikuläre Manifestationen
- positive Familienanamnese für SpA oder ähnliche Erkrankungen
- Test auf HLA-B27 und Akutphaseproteine (CRP)
- Röntgen- und MRT-Befunde
- Ansprechen auf nicht steroidale Entzündungshemmer (NSAR)
Sieper J, Poddubnyy D. Lancet 2017; online first
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).