
Wer stoppt die Fettleber-Epidemie?
Die nicht alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) gilt als hepatische Manifestation des metabolischen Syndroms. Die NAFLD ist häufig mit einer Insulinresistenz assoziiert, die ihrerseits wiederum die Progression der Fettlebererkrankung fördert.
Entsprechend tragen Fettleber-Patienten ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen. Angesichts der ungebremsten Übergewichtsepidemie ist es kaum verwunderlich, das 20–30 % der Gesamtbevölkerung auch eine zu gut ernährte Leber aufweisen. Unter morbid Adipösen steigt diese Rate sogar über 90 %, schreibt das Team um Professor Dr. Christa Büchler vom Universitätsklinikum Regensburg.
Jeder vierte leidet unter Fettleber
Bei jedem zehnten Patienten entwickelt sich aus der – leberprognostisch – benignen Steatose eine Steatohepatitis (NASH). Auf Symptome ist bei beiden Ausprägungsformen kein Verlass, nur eine Minderheit der Patienten klagt über Müdigkeit oder Druckgefühl im rechten Oberbauch.
Deshalb erfolgt die Diagnose meist zufällig, z.B. aufgrund von Leberwert-Erhöhungen (Transaminasen bzw. Gamma-GT) oder sonographischen Veränderungen. Eine fortgeschrittene Fibrose lässt sich mittels Fibroscan (Elastographie) nicht invasiv nachweisen.
Histologische Abklärung mit Laparoskopie empfohlen
Bei klinischem NASH-Verdacht empfehlen die Autoren eine histologische Abklärung, um die Krankheitsaktivität und den Fibrosegrad abschätzen zu können. Mittels Mini-Laparoskopie kann man gezielt Gewebeproben entnehmen und zudem etwa 70 % der Leberoberfläche optisch beurteilen. Einen nicht invasiven Test, der die Leberbiopsie ersetzen könnte, gibt es bisher noch nicht. Möglicherweise lassen sich zirkulierende Lipidmetaboliten, die mit dem Schweregrad der NASH korrelieren, in Zukunft als Biomarker nutzen.
Wichtigste therapeutische Maßnahme bleibt die Gewichtsreduktion – etwa durch Umstellung der Ernährungsgewohnheiten und vermehrte körperliche Aktivität. Dadurch bessert sich vor allem die Insulinresistenz, die Steatose und die Inflammation, während die Fibrose meist unbeeinflusst bleibt. Falls Patienten nicht aufs Essen verzichten wollen: Sport verringert die Leberverfettung auch ohne Gewichtsreduktion.
Gewichtsverlust verringert Steatose und Inflammation
Falls Allgemeinmaßnahmen nicht zum Ziel führen, sollte man eine medikamentöse Therapie erwägen, schreiben die Autoren – auch wenn die entsprechenden Möglichkeiten bisher begrenzt sind. Metformin ist Mittel der 1. Wahl bei NAFLD-Patienten mit Typ-2-Diabetes. Das Biguanid reduziert nachweislich die Insulinresistenz und das Körpergewicht. Es kann aber wegen widersprüchlicher Studienergebnisse bisher nicht zur generellen Behandlung von NAFLD-Patienten empfohlen werden.
Für eine weitere Antidiabetika-Klasse, die Glitazone, wurde zwar ein günstiger Einfluss auf die Insulinsensitivität, Steatose und Entzündung gezeigt. Dies galt jedoch nicht für die Fibrose. Ungünstig sei zudem die unter dieser Wirkstoffgruppe beobachtete Gewichtszunahme, so die Autoren.
Nicht erfüllt haben sich die Hoffnungen in Resveratrol, das z.B. in Weintrauben reichlich enthalten ist. Dieses Polyphenol verringert zwar tierexperimentell die Insulinresistenz und die Leberverfettung, hat beim Menschen jedoch keinen Einfluss auf die NAFLD – die Transaminasen steigen sogar an.
Vitamin E sind effektiver als Statine
Sinnvoll erscheint den Autoren dagegen eine Therapie mit Vitamin E: Die hoch dosierte Einnahme (800 IE Tocopherol/Tag) über sechs Monate verbesserte bei Nicht-Diabetikern die NASH-Befunde (z.B. Entzündung, Transaminasen, Leberzell-Ballonierung). Keinen Einfluss zeigte dagegen Ursodeoxycholsäure. Auch Statine werden zur NASH-Therapie nicht empfohlen und für Omega-3-Fettsäuren ist die Datenlage widersprüchlich: verminderte hepatische Steatose, aber erhöhter Blutzucker.
Der Stellenwert der bariatrischen Chirurgie ist bei NAFLD- und NASH-Patienten noch nicht geklärt, so die Autoren. Möglicherweise gehört die Zukunft der Therapie den Adiponektin-Rezeptoragonisten. Im Tierversuch haben diese niedermolekularen Substanzen vielversprechende Resultate gezeigt, eine Bestätigung am Menschen steht noch aus.
Quelle: Christa Büchler et al., internist. prax. 2015; 55: 287-295
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).