Cartoon Fortbildung

Wider das große Vergessen

Dr. Angelika Bischoff

Viele Menschem mit Demenz benötigen Hilfe bei der Einnahme ihrer Medikamente. Viele Menschem mit Demenz benötigen Hilfe bei der Einnahme ihrer Medikamente. © iStock/Happy_vector

Ein Demenzverdacht sollte immer frühzeitig abgeklärt werden. Denn in vielen Fällen lässt sich der drohende geistige Abbau mit Antidementiva und mit nicht-medikamentösen Verfahren zumindest verlangsamen.

Berichten ein Patient oder dessen Angehörige von kognitiven Leis­tungseinbußen, muss man dem als Arzt nachgehen. Um die Symptome einer Demenz und ihre Ausprägung zu erfassen, reichen in der Regel die Mini-Mental-Status-Untersuchung, der Montreal ­Cognitive ­Assessment (MoCA) oder andere anerkannte Verfahren zur neuropsychologischen Testung aus, erläuterte Prof. Dr. Richard ­Dodel vom Geriatrie-Zentrum Haus Berge in Essen. Zudem müssen durch eine grundlegende Labordiagnostik und entsprechende Bildgebung potenziell reversible Auslöser ausgeschlossen werden, etwa eine Hypothyreose oder ein subdurales Hämatom. Denn in knapp 10 % der Fälle finden sich behandelbare Ursachen, so der Referent.

Eine ätiologische Zuordnung der Erkrankung etwa zum ­Morbus ­Alzheimer, zur Lewy-­Körper-­Demenz sowie zur vaskulär bedingten oder frontotemporalen Demenz erfordert die erweiterte Diagnostik beim Spezialisten mit Liquor­untersuchung und PET.

Ginkgo auch bei leichter kognitiver Beeinträchtigung

Zu den Antidementiva, die bei leichter bis mittelschwerer Demenz zugelassen sind, gehören die drei Cholinesterasehemmer ­Donepezil, ­Rivastigmin und ­Galantamin. Die Substanzen bessern die geistige Funktion leicht, sodass sich weitere Kognitionsverluste sieben bis zwölf Monate hinausschieben lassen. Auch Verhaltensstörungen bessern sich unter der Therapie. Gute Effekte bei moderater Demenz zeigt der NMDA(N-Methyl-D-Aspartat)-Rezeptor­antagonist ­Memantin.

Von den Ginkgo-biloba-Extrakten weist ­EGb761 die beste Evidenz bei leichter bis mittelschwerer degenerativer und vaskulärer Demenz auf. Zudem kann das Präparat bei leichter kognitiver Beeinträchtigung zum Einsatz kommen. Bei der Verordnung von Antidementiva muss man stets im Blick haben, dass viele Patienten Hilfe beim Bereitstellen und der Einnahme der Medikamente benötigen, erinnerte Prof. ­Dodel. Oft sei das bereits im frühen Krankheitsstadium der Fall.

Unklare Ergebnisse für direkt wirkende Antikörper

Beta-Amyloid lässt sich bei Alzheimer-­Demenz bereits 30 Jahre vor der Symptommanifestierung im Liquor nachweisen, das Tau-Protein taucht in der Regel danach auf. Nochmals später, aber noch immer deutlich vor dem Kognitionsverlust, finden sich Veränderungen im MRT.

In jüngerer Zeit wurden direkt gegen Beta-Amyloid gerichtete Antikörper wie ­Aducanumab entwickelt. Sie reduzieren die Akkumulation der Proteine im Gehirn von Patienten mit leichter Demenz, haben aber in klinischen Studien unklare Ergebnisse bezüglich der kognitiven Funktion gezeigt. Trotzdem erfolgte in den USA die Zulassung, was in Fachkreisen reichlich Kritik auslöste, berichtete Prof. ­Dodel.

Abschließend hob der Referent hervor, dass man bei der Demenzbehandlung beeinflussbare Risikofaktoren nicht außer Acht lassen dürfe. Schlechtes Hören, Alkoholkonsum im Übermaß, Adipositas, Bluthochdruck, Rauchen, Depressionen und körperliche Inaktivität leisten dem kognitiven Abbau Vorschub. Ein Programm mit ausgewogener Ernährung sowie körperlichem und geistigem Training kann die Gefahr für kognitiven Abbau bei älteren Menschen mit leichter kognitiver Einschränkung signifikant mindern, so Prof. ­Dodel.

Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 02.04.2022 in Dortmund, unterstützt von Dr. Willmar ­Schwabe GmbH & Co. KG

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Viele Menschem mit Demenz benötigen Hilfe bei der Einnahme ihrer Medikamente. Viele Menschem mit Demenz benötigen Hilfe bei der Einnahme ihrer Medikamente. © iStock/Happy_vector