Cartoon Medizin und Markt

Senioren super sachte analgesieren

Dr. Angelika Bischoff

Eine individuell abgestimmte Mediaktion kann bei chronischen Schmerzen im Alter meist schon helfen. Eine individuell abgestimmte Mediaktion kann bei chronischen Schmerzen im Alter meist schon helfen. © fotolia/Sondem

Chronische Schmerzen, eingeschränkte Beweglichkeit, schnelleres Altern: ein Teufelskreis, der unterbrochen werden muss. Für die Therapie bei Senioren eignen sich allerdings nicht alle Analgetika.

Ältere Menschen leiden vor allem an Schmerzen aufgrund von degenerativen bzw. autoimmun-entzündlichen Erkrankungen des Bewegungsapparates, Traumata (allen voran osteoporotisch bedingte Frakturen) und Neuropathien. Häufig liegt bei ihnen mehr als eine Ursache vor, erklärte Dr. Thomas Hofmann,­ Arzt für Schmerztherapie am Klinikum Westfalen, Dortmund.

Die Schmerzschwelle ist im Alter zwar erhöht, die Schmerztoleranz jedoch niedriger als bei jüngeren Menschen. Da Senioren dazu neigen, ihre Beschwerden als „altersgegeben“ hinzunehmen, sollte man möglichst auch ihre Angehörige befragen, um den Leidensdruck wirklich zu erfassen, riet der Experte. Die Therapie zielt dann darauf ab, das Schmerz­niveau zu senken, sodass Patienten mit den verbleibenden Symptomen besser umgehen und ihren Alltagsaktivitäten wieder nachgehen können.

Eine US-amerikanische Analyse der Daten von 21 380 Altenheimbewohnern über 65 Jahren ergab, dass knapp jeder zweite unter chronischen Schmerzen litt, aber nur drei von vier Analgetika erhielten. Als Bedarfsmedikation kam am häufigsten Paracetamol in einer durchschnittlichen Dosierung von 1300 mg/d zum Einsatz. In der Dauertherapie dominierten NSAR, die in jedem dritten Fall überdosiert waren. Dabei ist es bei Senioren besonders wichtig, auch in der Pharmakotherapie von Schmerzen die potenziell vorhandene Multimorbidität und die nachlassende Organfunktion zu beachten, mahnte der Kollege.

Buprenorphin ist am niedrigsten dosierbar

NSAR bzw. Coxibe können Niere, Herz-Kreislauf-System, Gastrointes­tinaltrakt und Gehirn beeinträchtigen – Organe, die bei geriatrischen Patienten in ihrer Funktion ohnehin häufig schon eingeschränkt sind. Die Folgen: u.a. Natrium- und Wasserretention, Ödeme, verminderte ASS-Wirkung, geringere kompensatorische poststenotische Gefäßdilatation, gastrointestinale Ulzera, Verwirrtheit und Sedierung. Eine Alternative bieten Opioide, doch die Devise „eine Substanz für alle“ hält der Experte für keine gute Lösung. Relevante Auswahlkriterien für eine optimale Opioidtherapie beim älteren Patienten sind für ihn:

  • sichere Wirkstoffaufnahme
  • niedrige Dosierungsmöglichkeit
  • gleichmäßige Blutspiegel
  • möglichst geringer Einfluss auf Darmmotilität, Leber- und Nierenfunktion

Das ist bei Opioiden in der Geriatrie zu beachten

Für den Arzt:
  • möglichst niedrig dosiert und kurz geben
  • max. Morphinäquivalenzdosis liegt bei Senioren niedriger als bei jüngeren Erwachsenen (<120 mg)
  • Opioide für alleinstehende, kognitiv beeinträchtigte Ältere nur, wenn eine regelmäßige Kontrolle gesichert ist
  • Indikation für Therapie alle sechs Monate überprüfen
  • Angehörige auffordern, sich bei Zeichen einer Überdosierung zu melden
Für den Patienten:
  • Einnahme strikt nach Plan
  • eingeschränkte Fahrtüchtigkeit
  • Alkoholkarenz

Am niedrigsten dosierbar ist nach Aussage des Kollegen Buprenorphin. Bei eingeschränkter Leber- und Nierenfunktion kommt für ihn primär Hydromorphon in Betracht. Das Medikament kann sowohl parenteral als auch oral gegeben werden und steht in einer kurzwirksamen und zwei retardierten Formulierungen (12 h, 24 h) zur Verfügung. Die 24-h-Retardform von Hydromorphon funktioniert nach Ansicht von Dr. Hofmann besser als die von Oxycodon und bietet sich für Senioren an, die viele Tabletten nehmen müssen. Die Ausscheidung des Metaboliten über die Niere sei gut kalkulierbar. Deshalb eigne es sich auch für Patienten mit Leber- und Niereninsuffizienz.

Quelle: Vortrag „Stellenwert von Hydromorphon in der Schmerztherapie bei alten Patienten“; Medical Tribune CME Fortbildung, unterstützt von Aristo

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