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Cartoon Medizin und Markt
Jede Nagelmykose ist heilbar

Der Leidensdruck bei Nagelmykosen ist hoch: Wie Professor Dr. Hans-Jürgen Tietz von der mycoclinic, Institut für Pilzkrankheiten und Innere Medizin in Berlin, erläuterte, leiden Betroffene an einem Nagelpilz genauso stark wie an einer Schuppenflechte. Jeder Fünfte ist hierzulande infiziert, unter den Älteren sogar mehr als jeder Zweite. Bis Betroffene endlich einen Arzt aufsuchen, sind häufig bereits viele Jahre vergangen. Doch „jede Mykose ist heilbar!“, so Prof. Tietz. Man braucht nur einen langen Atem. Auch wenn aktuelle Fernsehwerbung andere Erwartungen weckt: Die Behandlung muss mindestens so lange erfolgen, wie der Nagel braucht, um gesund nachzuwachsen. Bei Erwachsenen dauert das etwas mehr als ein Jahr, bei Kindern geht es schneller.
Vor der Therapie steht zunächst die Diagnose. Goldstandard zum Nachweis einer Mykose ist das Anzüchten des Pilzes in der Kultur. Derzeit wandelt sich laut Prof. Tietz mit den gesellschaftlichen Veränderungen auch das Erregerspektrum. Bei Kindern ist es zudem breiter als bei Erwachsenen. Zu den Differenzialdiagnosen der Nagelmykose gehören Nagelveränderungen durch Virus-Infektionen wie die Hand-Fuß-Mund-Krankheit oder HIV, Nebenwirkungen von Arzneimitteln, die Nagelpsoriasis sowie genetisch bedingte Nagelveränderungen wie Gletschernägel. Für die Behandlung empfiehlt der Nagelpilz-Experte einen Drei-Punkte-Plan:
1. Als Erstes muss der befallene Teil des Nagels entfernt werden. Dies gelingt am besten mit 40%igem Harnstoff. Dieser wird als Salbe abends auf die befallenen Nägel aufgetragen und mit Pflaster abgedeckt. Diese Behandlung wird so oft wiederholt, bis keine weiteren Veränderungen mehr feststellbar sind, in der Regel maximal 10–14 Tage. Gut geeignet ist hierfür vor allem eine Kombination aus Harnstoff und einem Antimykotikum.
2. Im zweiten Schritt erfolgt eine sporozoide Langzeitbehandlung, und zwar in Form einer lokalen topischen Ciclopirox-Therapie. Hierfür empfiehlt Prof. Tietz einen wasserlöslichen Lack, weil nur damit der Wirkstoff auch in den Nagel eindringen kann. Die Applikation erfolgt täglich. Bereits vier Tage nach Therapiebeginn ist die Ansteckungsgefahr gebannt.
3. Wenn mehr als drei Nägel betroffen sind oder einzelne Nägel zu mehr als zwei Drittel, erfolgt zusätzlich eine systemische antimykotische Therapie. Mittel der Wahl ist bei Kindern Itraconazol, bei Erwachsenen sollte Terbinafin eingesetzt werden. Beide Präparate werden über eine Woche täglich eingenommen, danach einmal wöchentlich. Eine alleinige systemische Behandlung ist nicht sinnvoll.
Die Behandlung wird so lange fortgesetzt, bis alle Nägel vollständig gesund nachgewachsen sind. Auf keinen Fall darf die Behandlung zu früh aufgehört werden, da sonst ein Rezidiv droh.
Quelle: Vortrag „Mykosen der Nägel und der Haut – schwierig, aber heilbar“, Medical Tribune Forum CME, unterstützt durch Almirall Hermal GmbH
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