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Cartoon Medizin und Markt
Mein Krampf: Mögliche Ursachen für nächtliche Attacken auf die Wadenmuskulatur

Vor allem ältere Patienten sind von Wadenkrämpfen betroffen – bei den über 80-Jährigen mehr als jeder zweite. Bei 40 % der Betroffenen treten die Krämpfe mehr als dreimal pro Woche auf. Sie führen vielfach zu Schlafstörungen und zu einer Reduktion der Lebensqualität, wie Professor Dr. Oliver Tobolski von der Sportorthopädischen Praxisklinik in Köln ausführte.
Besonders häufig treten Muskelkrämpfe nach dem Sport, in der Schwangerschaft sowie unter einer Dialysetherapie (Dehydratation) auf. Polyneuropathien und Radikulopathien können ebenso Krämpfe verursachen wie endokrine Störungen (beispielsweise Schilddrüse, Morbus Addison). Zudem sollten eine Leberzirrhose sowie Alkohol- und Medikamentenabusus als potenzielle Ursachen für Wadenkrämpfe in Betracht gezogen werden. Auch die Einnahme von Betamimetika, Betablockern, Cholinesterasehemmern, Statinen, Diuretika, Kalziumantagonisten und konjugierten Östrogenen kann Crampi auslösen.
Deshalb sollte man neben der Provokationssituation immer auch die Medikamenteneinnahme erfragen. Von den Laborwerten interessieren vor allem die Elektrolyte mit Magnesium und Kalzium, die Nieren- und Leberwerte, der Blutzucker, die Schilddrüsenhormone und die Kreatinkinase.
Tägliches Dehnen reduziert Häufigkeit der Crampi
Differenzialdiagnostisch sind Spastik und Dystonie auszuschließen, außerdem Tetanie, Hypokalzämie und Hypomagnesiämie sowie eine myogene Übererregbarkeit. Es könnte sich aber auch um einen ischämischen Muskelschmerz infolge einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit handeln und eine Spinalkanalstenose sollte ebenfalls ausgeschlossen werden. Zu den Differenzialdiagnosen gehören ferner zentralmotorische Störungen der Beine wie das Restless-Legs-Syndrom sowie die Polyneuropathie.
Als nicht-medikamentöse Therapieoption wird bei Krämpfen ein tägliches Dehnen der Waden- und Oberschenkelmuskulatur vor dem Zubettgehen empfohlen. Es reduziert sowohl die Häufigkeit als auch den Schweregrad nächtlicher Wadenkrämpfe signifikant.
Der Magnesiumspeicher füllt sich langsam über Wochen
Mittel der ersten Wahl bei der medikamentösen Therapie bleibt Magnesium. Es muss über einen längeren Zeitraum genommen werden, so Prof. Tobolski. Denn das Auffüllen der Magnesiumspeicher im Gewebe dauert mehrere Wochen. Magnesium kann auch in der Schwangerschaft genommen werden.
Erst in zweiter Linie kommt Chininsulfat in Betracht. Es verringert die Erregbarkeit der Muskulatur und erhöht die Reizschwelle des Muskels, hat aber auch Nebenwirkungen. Seit 2015 ist es verschreibungspflichtig. Es darf nur bei Ausschluss von Kontraindikationen (z.B. Herzinsuffizienz, Rhythmusstörungen) angewendet werden. Auch bei Wechselwirkungen mit der Komedikation kommt ein Einsatz nicht infrage.
Quelle: Vortrag „Differenzialdiagnosen und Therapie (nächtlicher) Wadenkrämpfe“, Medical Tribune CME Fortbildung, unterstützt durch MCM Klosterfrau Vertriebsgesellschaft mbH
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