Cartoon Fortbildung

Erst mal Magnesium

Dr. Susanne Kammerer

Nicht nur beim Sport kann es zu Wadenkärmpfen kommen. Nicht nur beim Sport kann es zu Wadenkärmpfen kommen. © ueaphan – stock.adobe.com

Nächtliche Wadenkrämpfe gehören zu den häufigsten Gesundheitsstörungen vor allem älterer Menschen. Sie können die Lebensqualität empfindlich beeinträchtigen. Aber es gibt wirksame Optionen zur Therapie, auch für schwere Fälle.

Wadenkrämpfe können verschiedenste Ursachen haben, z.B. eine Überbeanspruchung beim Sport, aber auch Diabetes, Durchblutungsstörungen, mechanische Auslöser oder Medikamente (s. Kasten). Allerdings findet sich bei den meisten Patienten keine spezifische Ursache, erklärte Professor Dr. Oliver Tobolski, SPORTHOMEDIC Sport­orthopädische Praxisklinik Köln.

Diese Medikamente können Muskelkrämpfe auslösen

  • Betablocker
  • Betasympathomimetika
  • Cholinesterasehemmer
  • Statine
  • Diuretika
  • Kalziumantagonisten

Bei allen Patienten mit nächtlichen Wadenkrämpfen sollte man neben der Anamnese internistisch und neurologisch untersuchen und Differenzialdiagnosen (z.B. Muskelerkrankungen) ausschließen. Grundsätzlich können nächtliche Wadenkrämpfe Erwachsene aller Altersstufen treffen. Die Hälfte der über 60-Jährigen leidet regelmäßig daran. Eine spontane Besserung ist möglich, doch ein Fünftel der Betroffenen hat mehr als zehn Jahre Beschwerden.

Antagonisten anspannen, verkrampften Muskel dehnen

In der Akutsituation hilft die Dehnung der verkrampften Muskulatur und die regelmäßige Anspannung der Antagonisten. Dehnen der Waden- und Oberschenkelmuskulatur vor dem Zubettgehen reduziert sowohl die Häufigkeit als auch die Ausprägung signifikant. Daher sollte der Patient detaillierte Anweisungen für Dehnübungen erhalten und die korrekte Durchführung mit dem Arzt üben, erklärte Prof. Tobolski. Die aktuelle Leitlinie* der Deutschen Gesellschaft für Neurologie weist zwar darauf hin, dass nur die Wirksamkeit von Chinin ausreichend belegt sei. Dennoch empfiehlt sie, wegen des günstigen Nebenwirkungsprofils als erstes die Gabe von Magnesium zu versuchen. Diese Behandlung ist auch während der Schwangerschaft möglich. Von den 20–30 g Magnesium im Körper befindet sich nur 1 % im Blut. „Aus diesem Grund sind im Labor nur schwere Mangelzustände erkennbar, ein normaler Magnesiumspiegel schließt ein Defizit nicht aus“, so Prof. Tobolski. Wichtig für den Therapieerfolg ist, dass die Magnesium-Einnahme über mindestens vier Wochen fortgeführt wird, um die Speicher zu füllen. Außerdem sollte die Behandlung bei Muskelkrämpfen wegen besserer Bio­verfügbarkeit mit Magnesiumcitrat erfolgen, rät der Experte. Bei schwerer Ausprägung wird in der Leitlinie second line die Gabe von Chinin empfohlen. Es wirkt unabhängig von der Genese der Krämpfe und hat einen begleitenden analgetischen Effekt. Allerdings kann auch hier die Reduktion der Anzahl der Krämpfe bis zu vier Wochen dauern. Bei regelmäßiger Einnahme baut sich ein prophylaktischer Effekt auf. In einer Studie führte Chininsulfat über zwei bis vier Wochen bei 80 % der Probanden zu einer deutlichen Verbesserung nächtlicher Wadenkrämpfe (Anzahl, Dauer und Schmerzstärke). Kontraindikationen sind Rhythmusstörungen, Herzinsuffizienz, Tinnitus und eine Vorschädigung des Sehnervs. Zu Beginn der Therapie müssen regelmäßige EKG-Kontrollen erfolgen, da der Wirkstoff eine QT-Intervall-Verlängerung verursachen kann. Die empfohlene Dosis beträgt eine Tablette (200 mg) täglich für vier Wochen, danach sollte man auf eine Tablette alle zwei Tage reduzieren, sagte Prof. Tobolski.

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Leitlinie zu Crampi der Deutschen Gesellschaft für Neurologie

Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 30.03.2019 in München, unterstützt von MCM Klosterfrau Vertriebsgesellschaft mbH

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Nicht nur beim Sport kann es zu Wadenkärmpfen kommen. Nicht nur beim Sport kann es zu Wadenkärmpfen kommen. © ueaphan – stock.adobe.com