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Cartoon Medizin und Markt
Ohne Dehnübungen kommt man bei Crampi nicht voran

Crampi in der Nacht können jeden treffen, erklärte Professor Dr. Oliver Tobolski, niedergelassener Orthopäde in Köln. Da ist zum einen der Triathlet, der kurz vor seinem Wettkampf durch die Wadenkrämpfe zunehmend irritiert ist. Trotz normalem Magnesium-Serumspiegel verordnet Prof. Tobolski für vier Wochen 400 mg Magnesiumoxid (MgO) täglich und empfiehlt zusätzlich Dehnungsübungen. Dem Patienten geht es daraufhin besser. Anders beim 78-Jährigen unter Betablocker- und Statinmedikation: Er leidet trotz 400 mg MgO immer noch an den Krämpfen. Unter regelmäßiger EKG-Kontrolle erhält er Chininsulfat 200 mg einmal täglich und berichtet über deutliche Beschwerdelinderung.
Crampi haben vielfältige Ursachen, die Kollegen diagnostisch abklären sollten, betonte der Experte. Er selbst führt zunächst eine Doppler- bzw. Duplexsonographie zum Ausschluss von gefäßbedingten Ischämien durch. Obligat ist zusätzlich die Medikamentenanamnese, bei der man unter anderem konjugierte Östrogene, Osteoporosetherapeutika und Naproxen als Auslöser ausschließt.
Internistisch kommen Erkrankungen von Niere, Leber und Schilddrüse als Differenzialdiagnosen infrage. Der Orthopäde nimmt zusätzlich noch die Ileosakralgelenke in Augenschein, die bei Funktionseinschränkungen über Triggerpunkte bis in die Wadenmuskulatur hinein wirken können. Allerdings rufen solche Fehlfunktionen meist einseitige Crampi hervor, erklärte Prof. Tobolski. Magnesium-Spiegelmessungen aus dem Serum helfen nur bedingt weiter, da das Spurenelement hauptsächlich in Knochen und intrazellulär vorkommt und sich erst bei massivem Mangel eine Hypomagnesiämie ergibt.
Die Beschwerden sind in der Regel benigne und selbstlimitierend – was sich Patienten mit Leidensdruck jedoch häufig schwer vermitteln lässt. Als Empfehlung der ersten Wahl gelten Dehnübungen, deren Ausführung am besten mit Video- oder schriftlichem Material unterstützt wird. „Ohne Dehnübungen kommen wir nicht voran“, so der Referent. Auch eine Faszientherapie hilft, wenngleich sie aktuell in dieser Indikation noch nicht standardisiert ist. Änderungen der Schlafposition, z.B. eine Drehung in Rückenlage, kommen ebenfalls in Betracht.
Muskelrelaxans nicht bei Insuffizienz oder Tinnitus
Medikamentös steht die Magnesiumsupplementation an erster Stelle, am besten mit Magnesiumoxid. Jedoch konnte in placebokontrollierten Studien kein Vorteil gezeigt werden. Bringt die Zufuhr nichts, kommt Chininsulfat als verschreibungspflichtiges Muskelrelaxans mit zusätzlichen analgetischen Effekten in der Zweitlinie zum Zuge. Die Behandlung erfolgt evidenzbasiert und ist erstattungsfähig – am sichersten unter dem Diagnoseschlüssel R 25.2, unter dem auch die vorgeschriebenen EKG-Kontrollen in den ersten beiden Wochen abgegolten sind.
Cave: Kollegen sollten potenzielle Wechselwirkungen u.a. mit Antibiotika oder Diuretika beachten und Kontraindikationen wie Herzinsuffizienz oder Tinnitus ausschließen. Für die prophylaktische Gabe von NSAR, Ibuprofen, Kalziumantagonisten oder Antikonvulsiva liegen bisher in dieser Indikation keine positiven Studien vor.
Quelle: Vortrag „Differenzialdiagnosen und Therapie (nächtlicher) Wadenkrämpfe“, Medical Tribune Forum CME unterstützt von MCM Klosterfrau Vertriebsgesellschaft mbH
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