Cartoon Medizin und Markt

„Blutungsrisiko unter VKA wird im Alltag unterschätzt“

Maria Weiß

Ist eine Transfusion von mindestens 2 EKs nötig, spricht man bereits von einer Major-Blutung. Ist eine Transfusion von mindestens 2 EKs nötig, spricht man bereits von einer Major-Blutung. © fotolia/toeytoey

Bei einem großen Teil der Patienten mit Vorhofflimmern ist eine antikoagulative Therapie zur Prävention von Schlaganfällen indiziert. Immer häufiger werden dabei NOAK statt der älteren Vitamin-K-Antagonisten eingesetzt.

Etwa 2 % der Bundesbürger leiden an Vorhofflimmern (VHF) und haben damit ein erhöhtes Risiko für thromboembolische Schlaganfälle. Mit dem CHA2DS2-VASc-Score lässt sich abschätzen, ob die Vorteile der Antikoagulation die Risiken überwiegen, erklärte Professor Dr. Dr. Manfred Groß vom Internistischen Klinikum München Süd. Männer, die zwei Punkte und neuerdings Frauen, die drei Punkte erreichen, sollten behandelt werden – das sind z.B. grundsätzlich über 65-Jährige mit Hypertonie oder alle über 75-Jährigen. Selbst bei einem Punkt können Kollegen nach den Leitlinien bereits eine Behandlung in Erwägung ziehen.

Die Schattenseite ist das erhöhte Blutungsrisiko unter Antikoagulation. Bei den herkömmlich eingesetzten Vitamin-K-Antagonisten (VKA) liegt die Rate an relevanten „Major Blutungen“ (s. Kasten) zwischen 3–3,5 % pro 100 Patientenjahre. Das gilt für Warfarin genauso wie für das bei uns übliche Phenprocoumon, betonte Prof. Gross. Eine aktuelle Auswertung von Krankenhausdaten hat eine Rate von 3,2 % pro 100 Patientenjahre ergeben. Im klinischen Alltag wird dieses Risiko oft unterschätzt, so die Erfahrung des Experten.

Definition einer Major-Blutung

Mindestens eines dieser drei Kriterien muss erfüllt sein:
  • Hb-Abfall um mindestens 2 g/dl
  • Transfusion von mindestens 2 EKs
  • symptomatische Blutung in kritischer Region/Organ
  • tödlich verlaufende Blutung

Wie sieht es dagegen mit den heute zur Verfügung stehenden NOAK* aus? Für alle Substanzen ist gut belegt, dass sie bei der Verhinderung von Schlaganfällen mindestens genauso effektiv sind wie VKA. Für Apixaban wurde mit einer relativen Risikoreduktion um 21 % sogar eine Überlegenheit gegenüber Warfarin gezeigt – bei einem 31 % geringeren relativen Risiko für schwere Blutungen. Aufgrund solcher Daten werden in den aktuellen Leitlinien der ESC** von 2016 NOAK als Mittel der ersten Wahl vor VKA genannt.

Unterschiede hinsichtlich gastrointestinaler Blutungen

Allen NOAK gemeinsam ist das reduzierte Risiko für intrakranielle Blutungen – ansonsten gibt es aber schon Unterschiede, sagte Prof. Gross. So scheint nach einer Analyse von Krankenhausdaten mit mehr als 35 000 Patienten unter oraler Antikoagulation das Risiko für gastrointestinale Blutungen vor allem unter Rivaroxaban erhöht zu sein, unter Apixaban ist es dagegen gegenüber Phenprocoumon um die Hälfte erniedrigt. In den ESC-Leitlinien wird bei Patienten mit VHF und erhöhtem gastrointestinalem Blutungsrisiko empfohlen, auf Dabigatran (2 x 150 mg), Rivaroxaban (1 x 20 mg) oder Edoxaban (1 x 60 mg) zu verzichten und andere NOAK oder VKA einzusetzen. Auch eine Prophylaxe mit Protonenpumpeninhibitoren (PPI) kann sinnvoll sein, reduziert aber nur das Risiko für obere gastrointestinale Blutungen. Bei doppeltem Eingriff ins Gerinnungssystem (z.B. NOAK und ASS) sollten PPI immer mit an Bord sein.

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* nicht-Vitamin-K-abhängige orale Antikoagulanzien 
** European Society of Cardiology

Quelle: Vortrag „NOAKs - neue Behandlungsoptionen im Bereich der Antikoagulation“, Medical Tribune Forum CME unterstützt von Pfizer Pharma GmbH

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Ist eine Transfusion von mindestens 2 EKs nötig, spricht man bereits von einer Major-Blutung. Ist eine Transfusion von mindestens 2 EKs nötig, spricht man bereits von einer Major-Blutung. © fotolia/toeytoey