Nagelpilzsaison dauert mindestens ein Jahr

Eine „Schnellheilung“ mit einem Lack innerhalb weniger Wochen, wie z.T. in der Werbung versprochen wird, kann man bei Nagelmykosen vergessen, betonte Professor Dr. Hans-Jürgen Tietz vom Institut für Pilzerkrankungen in Berlin. Die Onychomykose gilt als eine der am schwersten zu behandelnden Pilzerkrankungen. Trotzdem gehen 80 % der Betroffenen zuerst in die Apotheke und behandeln sich selbst – ein Unterfangen, das meist zum Scheitern verurteilt ist, sagte der Experte. Insgesamt dauert die Therapie einer Nagelmykose mindestens ein Jahr – zum Teil auch länger.

Zuerst Viruserkrankungen und Psoriasis ausschließen

Um eine effektive Therapie einleiten zu können, sind zuerst einige Differenzialdiagnosen zu beachten. Hierzu gehören z.B. die meist durch Coxsackie-Viren verursachte Hand-Fuß-Mund-Krankheit, Nagelpsoria­sis sowie angeborene Nagelwachstumsstörungen. Die Behandlung von Onychomykosen erfolgt dann in drei Schritten.

Schritt 1: Zuerst muss das verpilzte Nagelmaterial vollständig entfernt werden, da kein systemischer oder von außen aufgetragener antimykotischer Wirkstoff alle Erreger im verdickten Nagel erreichen kann. Hier hat sich die Selbstanwendung von 40%igem Harnstoff als präzise und schmerzfreie Methode bewährt. Dies dauert in der Regel zwei Wochen, kann aber bei Bedarf verlängert oder wiederholt werden.

Weist der Nagel dadurch keine Veränderungen auf, handelt es sich nicht um eine Onychomykose, sagte Prof. Tietz. Bei sehr dicken Nägeln kann der Nagel vorher auch abgefräst werden. Keinesfalls sollte man versuchen, die verpilzten Nägel von Fischen abknabbern zu lassen – diese „Fischtherapien“ sind eher ein Ort der Übertragung.

Schritt 2: Die entstandene „Nagelwunde“ muss danach über lange Zeit antimykotisch behandelt werden. Dies erfolgt durch Auftragen eines Nagellacks, z.B. mit dem Wirkstoff Ciclopirox. Bei einem wasserlöslichen 8%igen Nagellack gewährleistet eine besondere Galenik die Penetration des Wirkstoffs durch den Nagel.

3. Schritt: Oft ist eine zusätzliche systemische Therapie erforderlich. Indiziert ist sie, wenn mehr als drei Nägel oder mehr als ein Drittel eines Einzelnagels befallen sind. Vor Beginn einer systemischen Therapie sollte immer der genaue Erreger bestimmt werden, um das am bes­ten wirksame Antimykotikum zu wählen.

Fluconazol ist wegen der guten Verträglichkeit auch für Kinder geeignet. Über 65-Jährige, von denen jeder zweite eine Nagelmykose aufweist, fahren am besten mit Terbinafin, das nur ein geringes Interaktionspotenzial aufweist.

Resistenzen bei Dermatophyten nicht zu erwarten

Nach einer täglichen Anflutungsphase von sieben Tagen reicht eine Intervalltherapie mit einmal wöchentlicher Einnahme. Behandelt wird, bis der gesamte Nagel gesund herausgewachsen ist. Die lokale Therapie wird in dieser Zeit fortgesetzt. Mit dieser Kombination von lokaler und systemischer Therapie bekommt man jede Nagelmykose zur Abheilung, sagte der Experte. Resistenzentwicklungen braucht man so bei den Hautpilzen nicht zu befürchten.

Quelle: Vortrag „Mykosen der Nägel und der Haut – schwierig, aber heilbar“, Medical Tribune Forum CME, unterstützt von Almirall Hermal GmbH