Cartoon Fortbildung

Reizdarm aus der Psycho-Ecke holen

Maria Weiß

Guckt man bei funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen genauer nach, lassen sich durchaus organische Korrelate feststellen. Guckt man bei funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen genauer nach, lassen sich durchaus organische Korrelate feststellen. © iStock/kirisa99

Immer wieder gastrointestinale Beschwerden, ohne dass sich im Rahmen der Routinediagnostik eine organische Ursache finden lässt – solche Patienten treffen Kollegen relativ häufig in ihrer Praxis. Oft hilft den Betroffenen bereits die klare Diagnose „Reizmagen“ oder „Reizdarm“.

Funktionelle Magen-Darm-Erkrankungen wie Reizmagen oder Reizdarm sind wahrscheinlich, wenn die gastrointestinalen Beschwerden seit mindestens zwölf Wochen bestehen und die Routinediagnostik keinen wegweisenden Befund ergeben hat. Trotzdem sollten Sie diese Patienten nicht auf die „Psycho-Schiene“ abschieben, betonte Professor Dr. Ahmed­ Madisch­ von der Klinik für Gastroenterologie, interventionelle Endoskopie, Diabetologie und Akutgeriatrie am KRH Klinikum Siloah in Hannover.

Guckt man bei funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen genauer nach, lassen sich durchaus organische Korrelate feststellen, die aktuell in der Routinediagnostik noch nicht erfasst werden können. So kann man z.B. beim Reizdarm zahlreiche Störungen z.B. der Motilität, der Sekretion und der Sensitivität finden. Dies sollten Sie den Patienten auch so vermitteln, d.h., nach Ausschluss anderer Ursachen bekommen sie eine klare Diagnose, wie Reizmagen- oder Reizdarmsyndrom (RDS).

Bei Patienten mit wechselnden chronischen Beschwerden, die keine Alarmsymptome wie z.B. Gewichtsverlust oder Anämie aufweisen, kann zur Abklärung ein Routine-Labor und eine abdominelle Sonographie ausreichen, bei Frauen zusätzlich eine gynäkologische Untersuchung zum Ausschluss eines Ovarialkarzinoms. Eine Ausnahme stellt die chronische Diarrhö dar, bei der grundsätzlich eine umfassende Dia­gnostik zum Ausschluss von Erkrankungen wie Colitis ulcerosa, M. Crohn oder Zöliakie notwendig ist, betonte der Experte.

Eine kausale Therapie für funktionelle Magen-Darmstörungen gibt es bisher nicht, die Medikation richtet sich nach den vorherrschenden Hauptsymptomen. Sie sollte grundsätzlich zeitlich begrenzt sein, da Patienten teilweise immer wieder lange Phasen ohne Beschwerden haben.

H.-pylori-Eradikation bessert Symptome in einigen Fällen

Bei funktioneller Dyspepsie mit Sodbrennen und saurem Aufstoßen kann eine Säuresuppression hilfreich sein. PPI sind jedoch für diese Indikation nicht zugelassen und helfen auch nicht gegen das häufig begleitende Völlegefühl. Liegt eine H.-pylori-Infektion vor, bringt eine Eradikation in einigen Fällen Linderung. Phytotherapeutika reduzieren potenziell die Beschwerden – auch eines RDS. Bei diesem Erkrankungsbild lindert z.B. eine Kombination aus Pfefferminz- und Kümmelöl zahlreiche Symptome wie Völle- und Druckgefühl, Schmerzen, Blähungen oder Obstipation. Ergänzend können dem Patienten auch psychotherapeutische Verfahren angeboten werden.

Probiotika helfen zwar möglicherweise im Einzelfall – für eine allgemeine Empfehlung wisse man aber heute noch zu wenig. Viele Patienten mit RDS fragen auch nach Ernährungsempfehlungen. Eine „Diät für alle“ gibt es jedoch nicht, so Prof. Madisch. Einige reagieren sogar nach Ausschluss einer Zöliakie positiv auf eine glutenfreie Ernährung, sodass sich ein Auslassversuch über sechs bis zwölf Wochen durchaus lohnen kann. Auch eine „Low-FODMAP-Diät“ hilft manchen. Verboten sind hierbei aber derart viele Lebensmittel, dass fast niemand die Ernährungsform lange durchhält.

Quelle: Vortrag „Funktionelle Magen-Darm-Störungen“, Medical Tribune Forum CME unterstützt von Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG

Interesse an CME Fortbildung mit Medical Tribune?

Einfach per E-Mail melden:
veranstaltung@medical-tribune.de Termine, Themen und Anmeldung unter:
www.medical-tribune.de/fortbildung

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Guckt man bei funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen genauer nach, lassen sich durchaus organische Korrelate feststellen. Guckt man bei funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen genauer nach, lassen sich durchaus organische Korrelate feststellen. © iStock/kirisa99