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Cartoon Fortbildung
Das bringt Ruhe ins Getöse

Viele Betroffene erleben einen langen Leidensweg – mitunter dauert es bis zu acht Jahre, ehe die korrekte Diagnose gestellt wird, sagte Professor Dr. Heiner Krammer, niedergelassener Gastroenterologe in Mannheim. Die Lebensqualität ist oft stark eingeschränkt, der Anteil unzureichend behandelter Patienten hoch. Nach heutigem Wissen handelt es sich beim RDS um eine Erkrankung multifaktoriellen Ursprungs: Dysbalance des Darmmikrobioms, defekte intestinale Barriere mit inadäquater Immunaktivierung, beeinträchtigte neuronale Regulation – all das greift ineinander und mündet letztlich in eine gestörte Darm-Hirn-Achse.
Die Basisdiagnostik beruht auf der Anamnese, einer körperlichen Begutachtung einschließlich digital-rektaler Palpation und gynäkologischer Untersuchung sowie der Abdomensonographie. Zur Laboruntersuchung gehören stets Blutbild, Entzündungswerte mit Blutsenkung und CRP-Wert sowie der Urinstatus. Weitere Parameter wie Serumelektrolyte, Nierenretentionswerte, Leber- und Pankreasenzyme, TSH, Blutzucker mit HbA1c, Stuhlmikrobiologie, Sprue-Antikörper und Calprotectin A sollten nur bei entsprechendem Verdacht erhoben werden. Bei Diarrhö und Meteorismus können gegebenenfalls eine tiefe Duodenalbiopsie, Ileokoloskopie samt Biopsie oder ein Wasserstoff-Atemtest zum Nachweis einer Fruktose- oder Laktosemalabsorption erforderlich sein.
Empathisches Zuhören ist ein guter Einstieg, so die Erfahrung von Prof. Krammer. Und am besten stellt man klar die Diagnose „Reizdarmsyndrom“ und beruhigt den Patienten hinsichtlich einer normalen Lebenserwartung. Eine medizinische Ernährungsberatung sollte immer Teil der Therapie sein. Mit einem Ernährungs- und Symptomtagebuch lassen sich Lebensmittelunverträglichkeiten aufdecken.
Manche Patienten profitieren von einer Low-Carb-Diät oder glutenarmer Kost. Vor allem bei Obstipation kann man lösliche Ballaststoffe wie Flohsamenschalen (Plantago ovata) einsetzen, bei Schmerzen und Diarrhö kann der Versuch mit Low-FODMAP*-Kost lohnen. Diese speziellen Ernährungsformen sollten nur bei klarer Symptombesserung fortgeführt werden.
Zum multimodalen Ansatz gehört ferner die psychosomatische Behandlung mit kognitiver Verhaltenstherapie bezüglich des Essverhaltens und etablierten Entspannungsübungen wie progressive Muskelentspannung und autogenes Training.
Hinzu kommt die medikamentöse Therapie, die sich an den vorrangigen Symptomen ausrichtet und stets zeitlich begrenzt ist. Dem Update der S3-Leitlinie zum RDS zufolge hat auch das Mikrobiom für die Therapie an Bedeutung gewonnen. Dafür sollte man ausgewählte Probiotika einsetzen, wobei die Wahl des Bakterienstammes nach der Symptomatik erfolgen kann. Prof. Krammer verwies auf den Stamm Lactobacillus plantarum 299v.
Bakterienstamm nach Symptomatik wählen
In einer randomisierten placebokontrollierten Studie zeigte sich damit ein deutlicher Rückgang von Bauchschmerzen, Blähungen und dem Gefühl unvollständiger Darmentleerung sowie eine Reduzierung der Stuhlgangfrequenz. Real-World-Daten bestätigen die hohe Effektivität bei Reizdarmbeschwerden sowie die Verträglichkeit im praktischen Einsatz und spiegeln die hohe Therapietreue der Anwender wider, berichtete Prof. Krammer. Bei einer Dauer der Einnahme über zwölf Wochen nehme der positive Effekt auf Symptomatik und Lebensqualität weiter signifikant zu, unabhängig davon, welcher RDS-Typ (diarrhö-, obstipations-, meteorismus- oder schmerzbetont) vorliegt.
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* fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide sowie Polyole
Quelle: Medical Tribune Fortbildung Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 29.05.2021 in Berlin, unterstützt von Microbiotica GmbH
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