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Cartoon Medizin und Markt
Lactobazillen gegen Divertikelkrankheit

Es gibt keinen Ort auf der Welt, wo die Bakteriendichte größer ist als im menschlichen Dickdarm. Hier finden sich auf engem Raum Billionen verschiedener Keime, erklärte Professor Dr. Robert Ehehalt aus Heidelberg. Deswegen spielt die Darm-Mikrobiota wahrscheinlich eine große Rolle für die Gesundheit. Die Mikroben sind wichtig für die Reifung des Immunsystems, für die Protektion vor Pathogenen und für den Stoffwechsel. Veränderungen im Gleichgewicht zwischen Mensch und Mikrobiom bzw. innerhalb des Mikrobioms führen zur Dysbiose und können die Gesundheit wesentlich beeinträchtigen. Auch über den Magen-Darm-Trakt hinaus wird die Liste der Erkrankungen, die mit einer Dysbiose assoziiert sind, immer länger.
Modernes Leben schlecht für Darmbakterien?
Zahlreiche Faktoren können das fragile Gleichgewicht der Darmbakterien stören. Dazu zählen eine ungesunde Ernährung, Stress, Rauchen, zu viel Hygiene, zu wenig Schlaf und zu wenig körperliche Aktivität. Mit anderen Worten: „Das moderne Leben, das wir führen, ist wahrscheinlich schlecht für unsere Bakterien“, so Prof. Ehehalt.
Sollte man also bei Patienten mit Reizdarm und anderen dysbioseverdächtigen Erkrankungen immer eine Stuhlanalyse veranlassen? Der Experte hält das derzeit nicht für sinnvoll: Die Anbieter liefern ausschließlich Daten über Bakterien-Gattungen, viel interessanter wären jedoch einzelne Spezies. Sogar die Sequenzierung mikrobieller Gene ist mittlerweile verfügbar. Doch Prof. Ehehalt mahnt zur Zurückhaltung: „Derzeit können wir damit wenig anfangen.“ Vielmehr empfiehlt der Experte, zusätzlich zum Standardlabor den Stuhl wie gehabt auf pathogene Keime, Parasiten und ggf. auch Calprotectin zu analysieren.
Antibiotika nur bei entsprechender Indikation
Etwas klarer stellt sich die Situation bei der Therapie dar. Hier bieten sich mehrere Optionen, um auf die Zusammensetzung der Darm-Mikrobiota Einfluss zu nehmen: Dazu zählt die Ernährung, aber auch Präbiotika und Probiotika sowie die Stuhltransplantation. Antibiotika sollten nur bei entsprechender Indikation eingesetzt werden. Mikrobiommodulatoren dürften das therapeutische Arsenal in Zukunft bereichern.
Bereits nachgewiesen ist, dass eine Umstellung der Ernährung innerhalb von wenigen Tagen zu einer Veränderung des Darm-Mikrobioms führt. Prof. Ehehalt hält daher eine Ernährungsberatung und Umstellung der Ernährung bei Beschwerden wie dem Reizdarmsyndrom für sehr sinnvoll.
Kapseln etwa zwei bis vier Wochen einnehmen
Hinsichtlich der Probiotika liegt bei der unkomplizierten Divertikelkrankheit Evidenz für die Wirksamkeit der Gabe von Lactobacillus casei vor. Prof. Ehehalt empfiehlt seinen Patienten, die Kapseln etwa zwei bis vier Wochen einzunehmen. Sollten zu einem späteren Zeitpunkt erneut Beschwerden auftreten, kann man wieder mit der Einnahme beginnen. Beim Reizdarmsyndrom wurde gezeigt, dass die Probiotika L. plantarum, B. bifidum, E. coli Nissle einen positiven Einfluss haben können.
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Quelle: Vortrag „Reizdarmsyndrom und Divertikelkrankheit – Mikrobiom-Modulation als Therapieoption“, Medical Tribune Forum CME, unterstützt von Microbiotica GmbH
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