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Probiotika gegen Reizdarm

Leoni Burggraf

Die Modulation des Darmmikrobioms kann die Symptome eines Reizdarms lindern. Die Modulation des Darmmikrobioms kann die Symptome eines Reizdarms lindern. © iStock/SolStock

Der Darm ist eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt. Aber die Flora ist recht empfindlich. Gerät sie aus dem Gleichgewicht, drohen schwerwiegende Störungen. Eine therapeutische Option können dann Probiotika sein.

Mehr als 100 Billionen Bakterien plus Pilze und Viren bilden das gastrointestinale Mikrobiom, das ungefähr zwei Kilogramm unseres Körpergewichts ausmacht. Sein fein austariertes Gleichgewicht hat eine große Bedeutung hinsichtlich des Nahrungsmittel- und Cholesterin-Metabolismus, der Vitamin-Synthese, der intestinalen Motilität, des enterohepatischen Gallensäurekreislaufes und nicht zuletzt der Modulation des Immunsystems. Der Darm ist daher das zentrale Kommunikationsorgan zwischen Umweltfaktoren, Stoffwechsel und Immunsystem.

Entsprechend kann eine Imbalance mit vielfältigen Erkrankungen wie chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Reizdarmsyndrom, primär sklerosierender Cholangitis, Adipositas, nicht-alkoholischer Fettleber, Insulinresistenz oder auch Morbus Parkinson einhergehen.

Drei Enterotypen konnten identifiziert werden

„Das Mikrobiom entwickelt sich ein Leben lang“, erläuterte Professor Dr. Stephan Miehlke, Magen-Darm-Zentrum, Facharztzentrum Eppendorf, Hamburg. Pränatal gleichsam steril findet die erste Kolonisation während der Geburt statt. Für die Zusammensetzung des Darmmilieus spielt dann aber nicht nur die Art der Entbindung eine Rolle. Auch Ernährung, Prä- und Probiotika, Immunstatus und Medikamente – vor allem Antibiotika – nehmen großen Einfluss.

Wirkungsweise eines Probiotikums

  • Ausgleich der Dysbiose Verdrängung der Pathogene durch Adhäsion an Epithelzellen und Produktion von Wachstumsfaktoren
  • Stärkung der Mucusschicht Schutz vor Erregern durch vermehrte Mucusproduktion
  • Festigung der Tight Junctions Verhinderung des Eindringens von Pathogenen durch gestärkte Barrierefunktion
  • Regulation des Immunsystems Hemmung der Entzündung durch antiinflammatorische Zytokine
  • Normalisierung der Darmmotilität Senkung der viszeralen Hypersensitivität durch Neurotransmitter

Inzwischen konnten drei Enterotypen identifiziert werden, bei denen jeweils die Bakteriengattung der Bacteroides, Prevotella oder Ruminococcus vorherrscht. Gerät das Gleichgewicht des Mikrobioms aus dem Takt, können chronische Beschwerden wie beispielsweise das Reizdarmsyndrom auftreten. Dieses ist definiert als Erkrankung, die in der Regel mit Stuhlgangveränderungen einhergeht und deren Symptome länger als drei Monate bestehen. Darüber hinaus muss die Lebensqualität des Betroffenen relevant beeinträchtigt sein und es darf keine andere Krankheit als Ursache der Beschwerden vorliegen. „Nach Diagnosesicherung, einer guten Patientenführung und dem Ergreifen allgemeiner Maßnahmen, sollte eine medikamentöse Therapie der Hauptsymptome erfolgen“, so Prof. Miehlke.

Blähungen nach vier Wochen um 66,4 % reduziert

Der Einsatz von Probiotika hat sich hier sowohl zur Linderung von Schmerzen, Blähungen, Diarrhö als auch Obstipationen bewährt. Die Ergebnisse einer Studie zeigen, dass z.B. der Lactobacillus plantarum 299v bereits nach vier Wochen Blähungen um 66,4 %, Bauchschmerzen um 51,9 %, die Stuhlgangfrequenz um 42,6 % und das Gefühl der unvollständigen Entleerung um 50,4 % reduzieren konnte. lb

Quelle: Vortrag „Modulation des Darmmikrobioms – von der Pathologie zu Therapiekonzepten“, Medical Tribune Forum CME; unterstützt durch Microbiotica GmbH

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Die Modulation des Darmmikrobioms kann die Symptome eines Reizdarms lindern. Die Modulation des Darmmikrobioms kann die Symptome eines Reizdarms lindern. © iStock/SolStock