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Cartoon Fortbildung
Allergien im Darm behandeln

Das Mikrobiom eines Menschen entwickelt sich im Laufe seines Lebens kontinuierlich weiter, abhängig von Lebensstil, Ernährung und Umweltfaktoren. Schon innerhalb eines Jahres variiert die Zusammensetzung der Darmmikrobiota ganz erheblich, erläuterte Professor Dr. Ahmed Madisch vom KRH Klinikum Siloah, Hannover. Für zahlreiche gastrointestinale, neurologische und endokrinologische Erkrankungen sei bereits ein Zusammenhang mit einer intestinalen Dysbiose nachgewiesen, worden, so der Gastroenterologe.
Daraus könnten sich seiner Ansicht nach zukünftig alternative Therapiemöglichkeiten ergeben. Gelten dürfte dies auch für Allergien, von denen hierzulande 30 % der Menschen betroffen sind. Die konventionelle Therapie dieser fehlgeleiteten Immunreaktionen ist rein symptomatisch, wie Prof. Madisch beschrieb: Entweder halten sich die Patienten an eine Allergenkarenz mit allen damit verbundenen Einschränkungen. Oder die Symptome werden mit entsprechenden Pharmaka kurzfristig unterdrückt. Als bislang einzige kausale Therapie nannte er die Hyposensibilisierung. Die aber sei langwierig und teuer.
Bakterielle Vielfalt erheblich reduziert
Wie eine epidemiologische Studie des American Gut Projects gezeigt hat, steht es mit dem Mikrobiom eines Allergikers nicht zum Besten. Seine bakterielle Vielfalt ist erheblich reduziert, insbesondere bei Pollen- und Nussallergien. Infolge dieser dysbiotischen Veränderungen verringert sich die Zahl regulatorischer T-Zellen, die für die Kontrolle an T-Helferzellen des Typs 2 erforderlich sind, deutlich. B-Zellen und Mastzellen werden nun verstärkt aktiv, und es kommt zur überschießenden allergischen Immunreaktion.
Eine Möglichkeit, die Darmflora wieder ins Lot zu bringen, wäre eine fäkale Mikrobiomtransplantation. Tatsächlich konnte im Tiermodell gezeigt werden, dass ein Stuhlübertrag von Kleinkindern mit Kuhmilchallergie auf keimfreie Mäuse auch bei den Nagern zu schweren allergischen Symptomen bei einer Milchprotein-Exposition führte, berichtete Prof. Madisch. Gibt man diesen „allergischen“ Tieren dann jedoch den Stuhl gesunder Artgenossen, verschwindet mit der intestinalen Imbalance auch die Allergie bei den Tieren. Durch das Stuhltransplantat kommt es zudem zu einer Zunahme regulatorischer T-Zellen.
Noch ist die Mikrobiomtransplantation in dieser Indikation ein rein experimentelles Verfahren und akute Infektionsrisiken sowie langfristige negative Folgen sind nicht sicher auszuschließen, stellte der Experte klar.
Eine einfachere, sichere und auch kostengünstigere Alternative könne aber die Gabe von Probiotika sein. Um einer fäkalen Mikrobiomtransplantation möglichst nahe zu kommen, empfahl er, Multispezies-Präparate mit sehr hoher Bakterienzahl (mindestens 10¹¹ Mikrokulturen) zu wählen und die volle Dosierung innerhalb von ein bis drei Tagen zu geben.
Als Indikationsbeispiele für Probiotika nannte Prof. Madisch Allergien und atopische Hauterkrankungen wie atopisches Ekzem oder Neurodermitis. Auch bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Kuhmilch- oder Nicht-Zöliakie-Glutenunverträglichkeit könnten Probiotika hilfreich sein.
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Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 12.12.2020 in Berlin, unterstützt von Synformulas GmbH
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