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Cartoon Medizin und Markt
Verdauungsapparat gut aufgelegt

Das Interesse am Mikrobiom wächst. Zu Recht, sprechen doch immer mehr Forschungsergebnisse für einen Zusammenhang zwischen der Diversität und Veränderungen im Mikrobiom und der Pathogenese diverser Erkrankungen – u.a. des Gastrointestinaltrakts. So gehen viele Beschwerden auf ein Ungleichgewicht der Mikroorganismen zurück und können z.B. durch die Zufuhr von Probiotika therapiert werden, erläuterte Professor Dr. Heiner Krammer, Praxis für Gastroenterologie und Ernährungsmedizin am Deutschen End- und Dickdarmzentrum Mannheim.
Kontrabiotika stecken zum Beispiel im Brokkoli
Ein Probiotikum ist unbedingt von einem Präbiotikum abzugrenzen, so Prof. Krammer. Ersteres umfasst lebende Mikroorganismen, die in ausreichender Menge in den Körper gelangen und spezifische gesundheitsfördernde Effekte ausüben. Zweiteres beinhaltet hingegen unverdauliche Verbindungen wie Inulin, Lactulose und Psyllium, die Wachstum und Aktivität von Mikroorganismen stimulieren. Darüber hinaus gibt es Kombinationen aus beidem – sogenannte Synbiotika – sowie Kontrabiotika, also lösliche Pflanzenfasern, die die Interaktion der Bakterien mit dem Epithel hemmen. Als Beispiel nannte der Kollege die Pektinfraktion bei Brokkoli.
Unter therapeutisch eingesetzten Probiotika versteht man sorgfältig ausgewählte Bakterienstämme, deren nützliche Eigenschaften für den Organismus wissenschaftlich belegt sind. Sie erreichen den „Zielort“ Darm nachweislich lebend und stabil in hoher Zahl und sind generell unbedenklich.
Bakterienstamm nach der Symptomatik auswählen!
In der Gastroenterologie werden sie indikationsspezifisch z.B. bei Reizdarmsyndrom (RDS), Divertikelkrankheit, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen sowie bei antibiotikainduzierten gastrointestinalen Beschwerden eingesetzt, erläuterte Prof. Krammer. So heißt es in der RDS-Leitlinie: Ausgewählte Probiotika können eingesetzt werden, wobei die Wahl des Stammes nach der Symptomatik erfolgt.
Zur Verfügung stehen für RDS mit Obstipation z.B. Lactobacillus (L.) casei Shirota, für RDS mit Schmerzen und Blähungen zusätzlich L. plantarum 299v. Letzteres verbesserte in einer Studie mit 214 RDS-Kranken Blähungen, Bauchschmerzen, Stuhlgangfrequenz und das Gefühl der vollständigen Entleerung signifikant.
Probiotika senken das Risiko für Infektionen mit C. difficile
Bei symptomatischer unkomplizierter Divertikelkrankheit erhielt Mesalazin in Kombination mit L. casei in einer Untersuchung mit 210 Patienten die schmerzfreie Remission über ein Jahr. Laut einem Cochrane-Review können Probiotika außerdem eine durch Antibiotika ausgelöste Diarrhö verhindern und laut einer Studie mit 255 Personen das Risiko für Infektionen mit Clostridium difficile senken.
Im Falle einer Colitis ulcerosa kann hingegen E. coli Nissle bei Mesalazin-Unverträglichkeit eine Remission erhalten und das Nahrungsergänzungsmittel VSL#3, das verschiedene Bakterienstämme enthält, ist für Kinder mit Colitis ulcerosa sowie zur Prophylaxe einer Pouchitis geeignet.
Quelle: Vortrag „Modulation des Darmmikrobioms – von der Pathophysiologie zu neuen Therapiekonzepten“, Medical Tribune Forum CME unterstützt von Microbiotica GmbH
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