
Cartoon Medizin und Markt
Probiotika für die Allergieprophylaxe

Offenkundig ist das Darmmikrobiom in der vergangenen Dekade in den Fokus der Wissenschaft gerückt, unzählige Studien haben es in den letzten Jahren genauer untersucht, erläuterte Professor Dr. Ahmed Madisch, KRH Klinikum Siloah, Hannover. Dabei habe man erkannt, dass sich diese ökologische Gemeinschaft aus Mikroorganismen in unterschiedliche Kompartimente unterteilen lasse.
Das luminale Mikrobiom wirkt durch Erweiterung der enzymatischen Kapazität an der Verdauung mit und produziert wichtige Metabolite, beschrieb der Gastroenterologe. Da dieser Teil der Darmflora wenig stabil ist, lässt er sich durch die Ernährung oder eine Diät beeinflussen. Das mit der Darmschleimhaut assoziierte Mikrobiom, das in den ersten sechs bis zwölf Lebensmonaten geprägt wird, ist hingegen auch über längere Zeiträume recht stabil. Es zeichnet für die Modifikation der mukosalen Immunabwehr verantwortlich und dient als Reservoir für Bakterien des luminalen Mikrobioms.
Im Laufe des Lebens wird das Mikrobiom durch die Ernährung und unterschiedlichste Umweltfaktoren modifiziert. Gerät es aus der Balance, kann das gravierende Folgen für die Gesundheit haben, so der Referent, viele chronische Erkrankungen werden mit einer solchen intestinalen Dysbiose in Verbindung gebracht. Dazu gehören Störungen wie das allergische Asthma, unter dem mittlerweile ca. 30 % der Menschen hierzulande leiden – Tendenz steigend.
Durch den Klimawandel und die milden Winter habe sich die Allergiesaison inzwischen merklich ausgeweitet, beschrieb Prof. Madisch. Viele Menschen hätten nahezu das ganze Jahr über entsprechende Beschwerden. Konventionelle Behandlungsmöglichkeiten wie die Pharmakotherapie mit Antihistaminika oder die Allergenkarenz hätten den Nachteil, rein symptomatisch anzusetzen. Die spezifische Immuntherapie packe das Übel zwar an der Wurzel, sei jedoch langwierig und teuer. „Da die Allergie inzwischen mit einer intestinalen Dysbiose in Verbindung gebracht werden konnte, ist es nur logisch, therapeutisch an der Darmmikrobiota anzusetzen“, erklärte Prof. Madisch.
Mikrobiomtransplantation noch in den Kinderschuhen
In einer epidemiologischen Studie des American Gut Projects mit 1879 Erwachsenen konnte gezeigt werden, dass vor allem bei Pollen- und Nussallergikern die bakterielle Vielfalt im Darm reduziert ist, berichtete der Experte. Er beschrieb die fäkale Mikrobiotatransplantation als ein innovatives Verfahren, dem erste präklinische Studien vielversprechende Ergebnisse bescheinigt hätten. Allerdings befinde sich das Verfahren methodisch noch in den Kinderschuhen. So sei auch die Sicherheit eines Stuhltransfers unklar, die Übertragung von pathogenen oder multiresistenten Keimen könne man derzeit nicht ausschließen.
Als Alternative präsentierte der Referent sogenannte Multispezies-Probiotika-Präparationen, die viele positive Aspekte der fäkalen Stuhltransplantation in sich vereinen würden, ohne deren Nachteile aufzuweisen. Die Präparate könnten die intestinale Dysbiose ausgleichen und würden kausal ansetzen, nämlich bei der Imbalance zwischen schützenden und schädlichen Bakterien. Im Gegensatz zum Darmfloratransfer seien sie aber sicher in der Anwendung.
Das Produkt sollte hoch dosiert sein, lautet die Empfehlung des Referenten, eine verdichtete Einnahme innerhalb von ein bis drei Tagen ermöglichen und eine hohe Diversität an Mikrokulturen aufweisen. „Das Probiotikapräparat sollte mindestens 50 Bakterienstämme unterschiedlicher Gattungen enthalten“, meinte der Experte.
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Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 21.11.2020 in Reinbek, unterstützt von Synformulas GmbH
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