Cartoon Medizin und Markt

Lipidtherapie bei hohem CV-Risiko stufenweise eskalieren

Dr. Elisabeth Nolde

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Zwischen Leitlinien und Versorgungsalltag klafft bisweilen eine erhebliche Lücke: Dies gilt auch für empfohlene LDL-Cholesterin-Zielwerte bei Patienten mit sehr hohem kardiovaskulärem Risiko.

Erhöhte Werte des LDL-Cholesterins (LDL-C) sind nachweislich ein Risikofaktor für Atherosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Von Expertengremien empfohlene LDL-C-Zielbereiche sollten daher im Praxisalltag Beachtung finden. Die Leitlinie der europäischen Gesellschaft für Kardiologie und der europäischen Atherosklerose-Gesellschaft sieht bei Dyslipidämien risikoadaptierte LDL-C-Zielwerte vor.

Empfohlen wird, bei Patienten mit sehr hohem kardiovaskulärem Risiko – also bei dokumentierter kardiovaskulärer Erkrankung, Diabetes mellitus mit Endorganschäden u.a. – den Spiegel unter 70 mg/dl zu senken oder bei Ausgangswerten zwischen 70-135 mg/dl um ≥ 50 % zu reduzieren, erläuterte Dr. Holger Killat, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie, Haßloch. Doch dies zu erreichen scheint problematisch, wie Daten aus dem Versorgungsalltag zeigten. Demnach fanden sich europaweit bei Patienten mit sehr hohem kardiovaskulärem (CV) Risiko LDL-C-Werte von durchschnittlich 103 mg/dl statt < 70 mg/dl. Somit betrug die mittlere Abweichung etwa 33 mg/dl. Das Ergebnis in Deutschland lag noch unter dem europaweiten Durchschnitt: Der mittlere LDL-C-Wert betrug fast 110 mg/dl und die Entfernung vom Zielwert knapp 40 mg/dl. „Diese Ergebnisse sind bei Patienten mit sehr hohem CV-Risiko morbiditätsrelevant“, kommentierte der Experte.

Weitere Analysen ergaben, dass nur rund 20 % dieser Höchstrisikopatienten im LDL-C-Zielbereich < 70 mg/dl lagen. Knapp 45 % hatten Werte > 100 mg/dl und fast 30 % kamen über 115 mg/dl. „Wir müssen hochgefährdete Patienten besser identifizieren“, appellierte Dr. Killat. Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für den Praxisalltag? Verfehlt ein Patient mit sehr hohem CV-Risiko unter Statinen den Zielwert, wird zunächst die Statintherapie überprüft bzw. angepasst, d.h. tendenziell bis zur maximal tolerierten bzw. zugelassenen Dosis verabreicht. Wenn weiterhin erhöhte LDL-C-Spiegel persistieren, folgt die nächste Stufe der evidenzbasierten Therapieeskalation: kombinierte Gabe von Statin plus Ezetimib, gegebenenfalls als Fixkombination.

Studiendaten zufolge lässt sich durch den Zusatz von Ezetimib zum Statin der Cholesterinspiegel um weitere 15–20 % senken, so der Experte. Falls auch dieses Kombinationsregime nicht zum gewünschten Erfolg führt, können weitere Medikamente oder Maßnahmen in Betracht kommen, z.B. leitlinienkonform die Gabe von PCSK9-Inhibitoren oder gegebenenfalls auch eine Lipoproteinapherese.

Quelle: Vortrag „Fixkombinationen in der Hyper­cholesterinämie“, Medical Tribune Forum CME, unterstützt von Klinge Pharma

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