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Cartoon Medizin und Markt
Kardiometabolischer Zunahmi

Bei Adipösen altern die Gefäße schneller als bei Normalgewichtigen. Das schreie förmlich danach, früh einzugreifen, und nicht erst dann aktiv zu werden, wenn es zu spät und ein Herzinfarkt eingetreten ist, erklärte Professor Dr. Stephan Jacob, Leiter der Praxis für Prävention und Therapie in Villingen-Schwenningen.
Adipozytokine führen zur systemischen Inflammation
Eine wichtige Ursache für den beschleunigten Gefäß-Alterungsprozess (Early Vascular Aging) ist das vermehrte intraabdominelle Fett des Adipösen, das als hochaktives endokrines Organ fungiert. In der Folge führen die Adipozytokine, die das Fettgewebe freisetzt, zur systemischen Inflammation. Häufig wird in der Praxis nur an den Folgen der Adipositas gearbeitet, vor allem der Hypertonie, dem Typ-2-Diabetes und der Fettstoffwechselstörung. Das erhöhte Körpergewicht kommt mitunter überhaupt nicht zur Sprache, beklagte der Referent. Geschweige denn, der Bauchumfang wird gemessen.
Um die Adipositas sollte sich jedoch jeder Arzt in der Praxis kümmern, forderte Prof. Jacob. Dabei liegt der Schlüssel seiner Erfahrung nach in der richtigen Kommunikation. „Fragen Sie den Patienten, ob Sie mit ihm über das Thema Körpergewicht sprechen dürfen.“ Man müsse dem Adipösen deutlich machen, dass viele seiner Mitmenschen genau das gleiche Problem haben. „Sagen Sie ihm, dass man schon mit einer Reduktion von 5–10 % das kardiometabolische Risiko deutlich senken kann.“ Meiden sollte man Sätze wie: „Sie wiegen 30 Kilogramm zu viel.“
Der Patient würde aus dieser Bemerkung schließen, dass er exakt diese 30 Kilogramm abnehmen müsse. „Das ist Unsinn, und das Scheitern ist garantiert. Man muss realistische Ziele setzen“, so Prof. Jacob. Besser sei es, gezielte Fragen zu stellen. Etwa, wie der Patient selbst seine Situation empfinde. Oder ob er funktionelle Einschränkungen habe.
Zum Einstieg in die Therapie soll der Patient einige Zeit lang aufschreiben, was er über den Tag hinweg zu welchen Uhrzeiten zu sich nimmt. Anhand dieser Notizen kann gemeinsam mit dem Arzt oder der Ärztin das Ernährungsverhalten analysiert werden. Die Aufzeichnungen können auch als Grundlage für gezielte Veränderungen dienen, womöglich im Rahmen einer ärztlich verordneten ernährungstherapeutischen Beratung. Lebensstilmodifikationen allein reichen meist nicht aus, um das Gewicht um mehr als 10 % zu verringern und vor allen Dingen dann auch zu halten.
Wiederanstieg der Körperfülle vorbeugen
Bei Patienten mit einem BMI > 27 kg/m2 plus Komorbiditäten ist es daher sinnvoll, die Bemühungen langfristig medikamentös zu unterstützen. So lässt sich mehr erreichen und einem Wiederanstieg vorbeugen.
Für Europa zugelassen sind zu diesem Zweck drei Medikamente: Orlistat, Naltrexon/Bupropion und der GLP1-Rezeptoragonist Liraglutid. In Studien erreichten mit Letzterem mehr als doppelt so viele Personen mit Adipositas und Prädiabetes/Diabetes eine Gewichtsreduktion um ≥ 5 % als unter Placebo, erklärte Prof. Jacob.
Laut den Ergebnissen der LEADER-Studie konnte der Wirkstoff das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse senken. Noch nicht abgeschlossen ist eine Untersuchung, in der Semaglutid zusätzlich zur Standardtherapie bei adipösen Patienten mit manifester kardiovaskulärer Erkrankung, aber ohne Diabetes geprüft wird.
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Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 19.09.2020 in Stuttgart, unterstützt von Novo Nordisk Pharma GmbH
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