
Cartoon Medizin und Markt
Single Pill für mehr Therapietreue

Die ESC/ESH*-Leitlinie definiert Blutdruckwerte oberhalb 140 mmHg systolisch oder über 90 mmHg diastolisch als Hypertonie vom Grad 1. Erreichen aber sollen die meisten Patienten einen systolischen Druck von 130 mmHg und niedriger, fasste Professor Dr. Burkhard Weisser von der Christian-Albrechts-Universität in Kiel die aktuellen Empfehlungen knapp zusammen. Die Schwelle von 120/70 mmHg sollen die Werte allerdings nicht unterschreiten, bei Älteren gelten 130/80 mmHg als Grenze.
Adhärenz mit Single Pill um 85 % besser
Um diese Vorgaben zügig zu erreichen, wird schon initial eine Zweifachkombination aus ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptorblocker plus Kalziumkanalblocker oder Diuretikum eingesetzt, rief der Internist und Sportmediziner in Erinnerung. Zweiter Schritt ist die Dreierkombination aus ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptorblocker plus Kalziumantagonist plus Diuretikum. Spätestens damit sollten die Patienten die angestrebten Zielwerte erreichen – das gelte insbesondere dann, wenn Fixkombinationen mit zwei oder drei Wirkstoffen in einer einzigen Tablette pro Tag verordnet werden, meinte der Referent. Denn das Single-Pill-Konzept verbessere nachweislich die Therapietreue der Patienten und damit auch den Behandlungserfolg und die klinische Prognose.
Prof. Weisser untermauerte dies anhand der Daten, die er und seine Kollegen erst kürzlich mittels einer Metaanalyse gewonnen hatten. Eingeflossen waren die Ergebnisse aus elf Studien, die die Therapieerfolge, die sich mit einem Single-Pill-Regime oder mit Einzelmedikamenten bei Patienten mit Hypertonie und/oder Dyslipidämie erzielen lassen, geprüft hatten. Demnach war die Adhärenz unter einer Single-Pill-Therapie um 85 % besser als mit einer losen Kombination der identischen Einzelsubstanzen, resümierte der Experte. Fast ein Drittel mehr Patienten (29 %) erreichte mit der Einzelpille ihre Zielwerte, hypertensive Notfälle traten um 35 % seltener auf, Klinikaufenthalte gingen um 21 % zurück.
Bestätigung finden diese Zahlen in den Resultaten der START-Studie, einer Auswertung von AOK-Daten aus den Jahren 2012 bis 2018. Mittels der Datensätze von 59 336 Versicherten wurden zwei Gruppen von Patienten gebildet: Solche, die zur Behandlung von Hypertonie und/oder Hyperlipidämie die verordneten Wirkstoffe als fixe Kombination erhalten hatten, und solche, die sie in Form von einzelnen Medikamenten bekamen. Untersucht wurden acht verschiedene Substanzkombinationen.
Bei resistener Hypertonie zwei Tabletten am Tag nötig
Nach einem Jahr fiel die Therapietreue in der Single-Pill-Gruppe mit 70 % bis 81 % erheblich besser aus als unter den Einzelmedikamenten mit Werten zwischen 21 % und 52 %. Wie Prof. Weisser zeigte, traten unter der Einzelpillentherapie auch weniger kardiovaskuläre Ereignisse auf, und weniger Patienten mussten in der Klinik behandelt werden. Zudem lagen die Gesamtkosten niedriger.
Erst bei Patienten, die die Kriterien für eine resistente Hypertonie erfüllen, müsse man vom Single-Pill-Konzept ablassen und zwei Tabletten pro Tag verordnen, erklärte der Experte.
Von einer resistenten Hypertonie spreche man, wenn sich der Zielwert für den Blutdruck trotz optimaler Dosierung eines geeigneten Triples nicht erreichen lasse. Dann müsse man zur fixen Dreierkombination noch ein weiteres Medikament hinzufügen, an erster Stelle Spironolacton und dann evtl. Alpha- oder Betablocker.
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* European Society of Cardiology/European Society of Hypertension
Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 24.10.2020 in Nürnberg, unterstützt von APONTIS PHARMA GmbH & Co. KG
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