Cartoon Medizin und Markt

Der Pumpe auf die Sprünge helfen

Dr. Angelika Bischoff

Weißdornextrakt wird heute vor allem bei der diastolischen Herzinsuffizienz eingesetzt. Weißdornextrakt wird heute vor allem bei der diastolischen Herzinsuffizienz eingesetzt. © iStock/HazelBrend

Schon seit Jahrhunderten werden Weißdornpräparate erfolgreich als herzstärkende Mittel eingesetzt. Heute hat Crataegusextrakt vor allem bei der diastolischen Herzinsuffizienz seinen Platz.

Bei der Herzinsuffizienz unterscheidet man vor allem die Form mit reduzierter linksventrikulärer Ejektionsfraktion (­HFrEF*; ­LVEF < 40 %) von der Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (­HFpEF**; ­LVEF ≥ 50 %). Die Definition der European Society of Cardiology führt zudem noch die ­HFmrEF*** mit mäßiggradig eingeschränkter linksventrikulärer Ejektionsfraktion auf, wie Professor Dr. ­Christian Holubarsch, Klinik ­Lazariterhof, Bad Krozingen, anmerkte. Diese dritte Kategorie der Herzschwäche sei für den praktischen Alltag allerdings von eher untergeordneter Bedeutung.

Medikamente helfen primär bei HFrEF weiter

Bei der Herzinsuffizienz vom ­HFrEF-Typ kommt es durch Erweiterung des linken Ventrikels und Ausdünnung des Myokards z.B. nach Herzinfarkten zu einer systolischen Pumpschwäche, die sich in den typischen Symptomen äußert. Diese Krankheitszeichen entstehen bei der ­HFpEF hingegen meist als Folge einer über lange Zeit unzureichend behandelten Hypertonie, die zu einer Versteifung des linken Ventrikels führt. Dies behindert die diastolische Füllung, weniger den systolischen Auswurf, erläuterte der Kardiologe. 

Die Medikamente, die heutzutage bei Herzschwäche eingesetzt werden, helfen primär bei ­HFrEF weiter. Für den ­HFpEF-Typ, also die diastolische Herzinsuffizienz, gibt es außer Antihypertensiva und körperlichem Training noch den Weißdornextrakt als Behandlungsoption, wie Prof. ­Holubarsch darlegte. Die pflanzlichen Medikamente führen zu einer signifikanten Zunahme der maximalen ergometrischen Belastbarkeit. 

Signifikanter Nutzen bei diastolischer Herzinsuffizienz

In einer monozentrischen offenen randomisierten Studie hatten 140 Patienten mit diastolischer Herzinsuffizienz eine Standardtherapie einschließlich Ausdauertraining erhalten. Die Hälfte der Patienten bekam zusätzlich den Crataegusextrakt WS 1442 (2 x 450 mg täglich), die übrigen erhielten Placebo. Nach acht Wochen zeigte sich für die Teilnehmer der Weißdorngruppe ein signifikanter Nutzen des Medikaments im Zwei-Kilometer-Gehtest. Zudem hatten sich die subjektiven Symptome wie Kurzatmigkeit, Ermüdbarkeit und Schwellungen gebessert. Bei HFrEF könne Weißdorn sogar mit der ersten und einzigen Mortalitätsstudie mit einem Phytopharmakon aufwarten: Für SPICE hatten 2681 HFrEF-Patienten der NYHA-Klasse II oder III über 24 Monate hinweg randomisiert ergänzend zur Standardtherapie entweder Weißdornextrakt erhalten oder Placebo.

Zwar zeigte sich für den kombinierten Endpunkt aus kardialer Mortalität, nicht-tödlichem Myokardinfarkt und Hospitalisierung wegen fortschreitender Herzinsuffizienz lediglich ein statistisch nicht signifikanter Vorteil für das Weißdornpräparat. Bei der kardialen Mortalität nach 6 und 18 Monaten war der Gewinn für diejenigen, die das Prüfmedikament bekommen hatten, jedoch eindeutig. Auch der plötzliche Herztod trat unter Crataegus deutlich seltener auf. Besonders markant fiel der Vorteil des Arzneimittels für Patienten mit einer ­LVEF zwischen ≥ 25 % und < 40 % aus. In der Sicherheit zeigten sich keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.

* heart failure with reduced ejection fraction
** heart failure with preserved ejection fraction
*** heart failure with mid-range ejection fraction

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Weißdornextrakt wird heute vor allem bei der diastolischen Herzinsuffizienz eingesetzt. Weißdornextrakt wird heute vor allem bei der diastolischen Herzinsuffizienz eingesetzt. © iStock/HazelBrend