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Eine einzige Pille führt zum Blutdruckziel

Maria Weiß

Eine Herausforderung bei der Behandlung der Hypertonie ist es, den Patienten zur Therapietreue anzuhalten. Eine Herausforderung bei der Behandlung der Hypertonie ist es, den Patienten zur Therapietreue anzuhalten. © iStock/AndSim

Ehrgeizige Blutdruckzielwerte nutzen nichts, wenn die Ta­bletten nicht geschluckt werden. Die Non-Adhärenz bei der Einnahme von Antihypertensiva bleibt aber ein Dauerproblem in der Behandlung der Hypertonie.

Die Definition der Hypertonie Grad 1 ist in Europa im Unterschied zu den USA gleich geblieben – mit Werten > 140 mmHg systolisch oder > 90 mmHg diastolisch fällt man in diese Kategorie. In der Therapie der Hypertonie gibt man sich mit solchen Werten aber noch nicht unbedingt zufrieden, sagte Professor Dr. Burkhard Weisser vom Institut für Sportwissenschaft an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Beim Gros der Patienten wird in der ESC/ESH*-Leitlinie ein systolischer Zielwert < 130 mmHg empfohlen. Erstmalig nennen die Autoren hier auch eine untere Grenze für die Blutdrucksenkung von 120/70 mmHg (bei Älteren 130/80 mmHg).

Die Monotherapie mit Eskalation durch Dosissteigerung und Wirkstoffwechsel hat an Bedeutung verloren – fast immer ist von Anfang an eine Kombination verschiedener Antihypertensiva indiziert. Einzige Ausnahme: Patienten mit einer leichten Hypertonie (systolisch < 150 mmHg), sehr alte (> 80 Jahre) und gebrechliche Patienten.

Für die Kombination empfehlen die Experten zur Steigerung der Adhärenz ausdrücklich eine „Single-Pill“-Strategie mit Fixkombinationen. Das gilt sowohl für die initiale Zweier- als auch für die Dreierkombination. Erst wenn in der 3. Stufe der Blutdruckeinstellung Spironolacton dazu kommt, werden zwei Tabletten notwendig. 

Diese Empfehlung ist gut begründet: Mit zunehmender Anzahl der Tabletten steigt der Anteil der nicht-adhärenten Patienten und mangelnde Adhärenz erhöht schon innerhalb der ersten drei Jahre das Risiko für KHK, zerebrovaskuläre Ereignisse und Herzinsuffizienz, erklärte Prof. Weisser. 

Höhere Therapietreue mit Single-Pill-Konzept

In der START**-Studie verglich man auf Grundlage von Versichertendaten der AOK Plus für acht verschiedene Zweier- und Dreierkombinationen von Antihypertensiva die Single-Pill-Gabe mit der losen Kombination. Eingeschlossen waren knapp 60 000 Patienten, der Beobachtungszeitraum umfasste mindestens ein Jahr. Im Propensity Score Matching wurden für 28 verschiedene Parameter übereinstimmende Paare gebildet, um eine gute Vergleichbarkeit zu erreichen.

Unter der Single-Pill-Therapie ließ sich bei den Patienten eine signifikant höhere Therapietreue erkennen. Und das zahlte sich langfristig aus: Es kam zu weniger Myokardinfarkten und Schlaganfällen, einer geringeren Hospitalisierungsrate und einer deutlich niedrigeren Mortalität.

Trotz der etwas höheren Kosten für die Fixkombinationen fielen die berechneten Gesamtkosten (Medikamente, Hilfs-/Heilmittel, ambulante und stationäre Versorgung) innerhalb eines Jahres unter dem Single-Pill-Konzept dennoch niedriger aus. Für die Kombination aus Val­sartan, Amlodipin und Hydrochlorothiazid (HCT) ließen sich beispielsweise über 3000 Euro pro Patientenjahr einsparen – bei der sehr häufig eingesetzten Zweierkombination aus Ramipril und Amlodipin waren es immerhin noch über 1000 Euro.

* European Society of Cardiology/European Society of Hypertension
** Singlepill combinations on Treatment Adherence and persistence as well as on clinical and pharmacoeconomic outcomes in the Real-world Treatment of hypertension, coronary heartdisease, hyperlipidemia and in secondary prevention of cardiovascular events

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Eine Herausforderung bei der Behandlung der Hypertonie ist es, den Patienten zur Therapietreue anzuhalten. Eine Herausforderung bei der Behandlung der Hypertonie ist es, den Patienten zur Therapietreue anzuhalten. © iStock/AndSim