
Cartoon Medizin und Markt
Es läuft und läuft und läuft

Das kardiovaskuläre Altern ist ein zunehmendes Problem unserer Gesellschaft, erklärte Georg Weyers von der KardioPraxis in Bergisch Gladbach. Zum einen, weil unser Körper naturgemäß altert. Und zum anderen, weil der hierzulande weitverbreitete ungesunde Lebensstil unserem Herz-Kreislauf-System zusetzt und somit vorzeitige Alterungsprozesse in Gang setzt. Viele Patienten wollen wissen, was sie vorbeugend und – zusätzlich zu den ärztlich verordneten Medikamenten – unterstützend tun können, um Herz und Gefäße zu schützen.
Im Zentrum des kardiovaskulären Alterns steht die endotheliale Dysfunktion, erläuterte der Kardiologe. Mit zunehmendem Verlust an Elastizität der großen Arterien steigen auch der zentrale Blutdruck und die Pulsamplitude an. Dieses führt zwangsläufig zu einer erhöhten kardialen Belastung. Eine wesentliche Folge ist die Versteifung des Herzmuskels (auch im Rahmen der Entwicklung einer Fibrose). Hierdurch kommt es zunächst zur diastolischen, gegebenenfalls im Verlauf auch zur systolischen Herzinsuffizienz.
Mikronährstoffe keinesfalls vernachlässigen
Erwiesenermaßen senkt ein gesunder Lebensstil mit angemessener körperlicher Bewegung das kardiovaskuläre Risiko und die Mortalität, und zwar ungeachtet der individuellen genetischen Ausstattung. „Sport ist in dieser Hinsicht ein Medikament“, betonte Weyers. Doch wie jedes Therapeutikum habe er nicht nur die gewollten Effekte, sondern auch unerwünschte Nebenwirkungen (zum Beispiel die Entwicklung von Vorhofflimmern bei zu intensiver sportlicher Betätigung).
Einsatz und Verordnung von körperlicher Aktivität haben individuellen Aspekten Rechnung zu tragen, machte der Referent deutlich. „Bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen müssen zudem die entsprechenden Leitlinien im Sinne einer individuellen Trainingsempfehlung mit korrekter Dosierung berücksichtigt werden.“ Mit 45–60 Minuten körperlicher Aktivität im aeroben Bereich, drei- bis fünfmal pro Woche ausgeübt, liege man im Allgemeinen richtig. Schon vergleichsweise geringe Gehstrecken ab 2 km pro Tag – das entspricht rund 30 Minuten – senken die Mortalität merklich, so Weyers.
Neben dem Sport spielt auch die Versorgung mit Mikronährstoffen eine wichtige Rolle. Sie sollten keineswegs vernachlässigt werden, erinnerte der Referent, insbesondere da Mangelzustände weit verbreitet sind (durch mangelhafte Aufnahme einerseits und möglicherweise Interaktionen mit einer medikamentösen Therapie andererseits). Allerdings ist die Datenlage zu vielen Nahrungsergänzungsmitteln noch ungenügend.
Überzeugende Daten gibt es dagegen für Extrakte aus Weißdornblättern mit Blüten. Diese Crataegus-Präparate reduzieren den oxidativen Stress in älteren Endothelzellen und hemmen das altersbedingte Hochfahren des lokalen Angiotensinsystems, erläuterte der Kardiologe.
Er berichtete in diesem Zusammenhang von der SPICE-Studie, „der größten placebokontrollierten Studie der Phytomedizin“, in die fast 2.700 Patienten eingeschlossen worden waren. Alle Teilnehmer standen unter einer effektiven Standardtherapie der Herzinsuffizienz (NYHA-Klasse II–III) mit eingeschränkter linksventrikulärer Funktion (HFrEF, LVEF ≤ 35 %). Die eine Hälfte von ihnen hatte über einen Zeitraum von etwa 24 Monaten zusätzlich zu dieser Medikation einen Weißdorn-Spezialextrakt (WS 1.442) bekommen, die andere ein Placebopräparat.
Risiko für plötzlichen Herztod signifikant reduziert
Mit der Add-on-Medikation ließ sich die Zeit bis zum ersten kardialen Ereignis – Tod aufgrund kardialer Ursache, nicht-tödlicher Myokardinfarkt oder Hospitalisierung wegen Progression der Herzinsuffizienz – in der Gesamtgruppe nicht signifikant verlängern, berichtete Weyers. In der Gruppe mit etwas besserer systolischer linksventrikulärer Funktion (EF zwischen 25 und 35 %) konnte man allerdings das Risiko für plötzlichen Herztod signifikant reduzieren. In der Studie wurde die Lebensqualität verbessert, Interaktionen traten nicht auf. Er selbst, so der Kardiologe, setze Weißdornextrakt sowohl präventiv als auch unterstützend ein.
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