Cartoon Medizin und Markt

Bei Nagelmykose mit viel Ausdauer zum Erfolg

Dr. Barbara Voll-Peters

Mehr als drei befallene Nägel immer auch systemisch behandeln.
Mehr als drei befallene Nägel immer auch systemisch behandeln. © Fotolia/toscana

Die Behandlung von Nagelmykosen ist oft langwierig. Bis zu anderthalb Jahre kann es dauern, bis eine Heilung erreicht ist. Denn diese hängt von der Geschwindigkeit des Nagelwachstums ab. Bei mehr als drei befallenen Nägeln ist zusätzlich zur topischen Therapie mit Lack eine systemische Behandlung angezeigt.

Nagelmykosen kommen sehr häufig vor, aber nicht jede Nagelveränderung ist eine Mykose, betonte Professor Dr. Hans-Jürgen Tietz, Facharzt für Mikrobiologie und Leiter der „mycoclinic“ in Berlin. 80 % der Bevölkerung haben Nagelveränderungen, etwa 20 % leiden unter einer Nagelmykose. Betroffen sind alle Altersgruppen und Sozialschichten, zunehmend auch Kinder und Jugendliche.

Der Nagelpilz ist in der Regel eine Blickdiagnose, ein Erregernachweis ist normalerweise nicht notwendig. Als Differenzialdiagnose kommen Nagelveränderungen bei Infektionskrankheiten in Betracht. Verursacht wird die Onychomadesis z.B. durch das Coxsackie-Virus (Hand-Fuß-Mund-Krankheit). Nach dem Ablösen der Nagelplatte verheilt die Onychomadesis spontan. Die Behandlung mit einem schwefel- und siliziumhaltigen Lack unterstützt die Regeneration.

Andere Hautkrankheiten können Pilz imitieren

Auch Nagelveränderungen bei Hautkrankheiten können einen Pilz imitieren, so haben 75 % der Psoriasis-Patienten Nagelläsionen. Schließlich gibt es genetisch bedingte Veränderungen wie die Gletschernägel. Sie unterscheiden sich von der Onychomykose durch ihre extreme Härte.

Bei Zweifeln an der Diagnose „Nagelpilz“ empfiehlt Prof. Tietz, von den betroffenen Nägeln einige Späne auf ein Blatt Papier abzuraspeln und in ein mikrobiologisches Labor zu senden. Dabei ist zu beachten, dass die Nägel zuvor nicht desinfiziert werden dürfen.

Quelle: Vortrag „Mykosen der Nägel und der Haut – schwierig, aber heilbar“, Medical Tribune CME Fortbildung; unterstützt von Almirall Hermal

Systemische Therapie der Onychomykose bei Kindern und Erwachsenen
PräparatFluconazolTerbinafinItraconazol*
Erwachsene150 mg250 mg200 mg
Kinder (< 7 Jahre)100 mg125 mg100 mg
Kinder (< 4 Jahre)--50 mg
Anflutphase in Tagen, danach 1 Dosis pro Woche37(Erwachsene)
3(Kinder)
7(Erwachsene) 3(Kinder)

*Dosierung gilt für das neuartige SUBA- Itraconazol,                                                        Quelle: nach HJ. Tietz

Vom Nagelpilz müssen nicht alle Nägel gleichzeitig befallen sein. Vor allem bei Kindern finden sich einzelne gesunde Nägel zwischen stark pilzbefallenen. „Wenn der Nagel schneller wächst als der Pilz, hat der Pilz keine Chance“, erklärte Prof. Tietz. Die Pilze gedeihen am besten bei Temperaturen um 25 °C, weswegen z.B. Menschen mit kalten Füßen vermehrt betroffen sind. Um eine vollständige klinische Heilung zu erzielen, ist viel Geduld gefragt. Die verdickten Nägel müssen zuerst abgetragen werden. Am besten gelingt dies mit Harnstoff 40 %. In Eigenregie können die Betroffenen eine harnstoffhaltige Salbe auf die befallenen Nägel auftragen und über Nacht unter einem Verband einwirken lassen. Nach wenigen Sitzungen ist der befallene Teil des Nagels komplett abgetragen, der gesunde Teil bleibt erhalten. Anschließend beginnt die intensive Lokaltherapie, denn auch die Sporen müssen vernichtet werden. Als sporozoides Antimykotikum hat sich Ciclopirox in einem wasserlöslichen Lack bewährt. Die Behandlung muss täglich erfolgen, bis der Nagel komplett gesund herausgewachsen ist. In der Regel dauert dies bei Kindern sechs Monate, bei Senioren ein Jahr oder länger. Bei einem Befall von drei oder mehr Nägeln sollte zusätzlich zur Lokaltherapie eine systemische Behandlung begonnen werden.

Nach Pilzinfektionen besteht keine Immunität

Substanz der Wahl ist bei Kindern und jungen Erwachsenen Itraconazol wegen seiner guten Verträglichkeit. Bei Senioren setzt Prof. Tietz bevorzugt Terbinafin ein, da hier keine Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln zu befürchten sind (s. Tabelle). Die Standarddosis wird zunächst für sieben Tage täglich, dann bis zur klinischen Heilung einmal pro Woche eingenommen. Die lokale Lacktherapie muss parallel dazu beibehalten werden. Schuhe, die mit Nagelpilz in Kontakt gekommen sind, müssen nicht weggeworfen werden. Der Patient kann sie mit pirocton-olamin-haltigem Spray einsprühen. Bei Bedarf ist es erforderlich, die Lokaltherapie beliebig oft zu wiederholen. Denn nach Pilzinfektionen entsteht keine Immunität. Als Rezidivprophylaxe können die Nägel 1 x/Woche mit sporozoidem Lack behandelt werden.

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Vortrag „Mykosen der Nägel und der Haut – schwierig, aber heilbar“, Medical Tribune CME Fortbildung; unterstützt von Almirall Hermal

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Mehr als drei befallene Nägel immer auch systemisch behandeln.
Mehr als drei befallene Nägel immer auch systemisch behandeln. © Fotolia/toscana