Cartoon Medizin und Markt

Das Karussell im Kopf stoppen

Leoni Burggraf

Dreifach gegen multimodalen Schwindel. Dreifach gegen multimodalen Schwindel. © zinkevych – stock.adobe.com

Schwindel im Alter ist mehr als eine Befindlichkeitsstörung. Er gehört zu den geriatrischen Hauptpro­blemen und sollte schnell behandelt werden, um Stürze und das damit verbundene Mortalitätsrisiko zu vermeiden. Neben Physiotherapie und kognitivem Training sollte auch ein nicht-sedierendes Antivertiginosum zum Einsatz kommen.

Wenn sich im Alter Gesundheitseinbußen einstellen, spielen sich diese meist im Bereich körperlicher Funktionen ab. Vor allem Immobilität, Instabilität und Inkontinenz sind häufig zu finden. Doch auch intellektuell sind Veränderungen zu beobachten. Hinzu kommen Isolation, Arzneimittelwirkungen, Depression und letztendlich der sog. Altersschwindel. „Dabei handelt es sich um eine Einschränkung der Raumorientierung, die heutzutage als multimodaler Schwindel bezeichnet wird“, erklärte Dr. Frank Waldfahrer von der Universitäts-HNO-Klinik Erlangen. „Zurückzuführen ist die moderne Bezeichnung auf die Beeinträchtigung sowohl des zentralen als auch des peripheren Gleichgewichtssystems im Alter.“

Gerade bei geriatrischen Patienten verordnet man häufig Medikamente mit sedierenden Eigenschaften, sogenannte Fall Risk Increasing Drugs (FRIDs). „Diese sollten, wenn irgend möglich, vermieden werden“, so der Experte. Denn der multimodale Schwindel steigert das Sturz- risiko per se um den Faktor 2,6. Dieses wiederum ist mit einer um den Faktor 3 erhöhten Mortalität assoziiert, wie eine Multicenterstudie belegt. Daher sollte man die Sturzgefahr reduzieren – auch, um eine Chronifizierung durch das „Schwindel-Gedächtnis“ zu vermeiden.

Eine effektive Therapie ist multimodal aufgebaut. Sie besteht aus einer aktivierenden Physiotherapie, der Entschärfung des Wohnumfelds und einer kritischen Indikationsstellung für Gehhilfen. Auf sedierende Medikamente sollte man möglichst verzichten und stattdessen nicht-sedierende Antivertiginosa einsetzen. Zu Letzteren gehört neben Ingwer, Cocculus und Betahistin auch eine Kombination aus Cinnarizin und Dimenhydrinat.

Vestibuläres, visuelles und propriozeptives Training

Ingwer wird vor allem bei der Hyperemesis gravidarum erfolgreich angewandt und Betahistin überwiegend beim Morbus Menière, beide Wirkstoffe eignen sich jedoch nicht zur Behandlung des multimodalen Schwindels. In einer Metaanalyse konnte man zeigen, dass die Fixkombination aus Cinnarizin und Dimenhydrinat im Vergleich zu Placebo, Betahistin und den Einzelsubstanzen zu einer deutlich besseren Reduktion des Schwindels führt.

Ein Ergebnis, das auch in der Praxis durch eine Anwendungsbeobachtung bestätigt wurde. „Da es sich um eine symptomatische und keine kurative Therapie handelt, wird die pharmakologische Intervention in der Regel als Dauertherapie eingesetzt“, erklärte Dr. Waldfahrer.

Zu den homöopathischen Präparaten gegen Schwindel zählt eine Kombination von Anamirta cocculus, Ambra grisea, Conium maculatum und Petroleum rectificatum. Der Hersteller postuliert als Wirkmechanismus, dass sie die Durchblutung der Hirngefäße steigert und die Verarbeitung der für ein stabiles Gleichgewicht verantwortlichen Sinneseindrücke verbessert.

Für die physikalische Behandlung des multimodalen Schwindels stehen das vestibuläre, visuelle und proprio­zeptive Training zur Verfügung. Mit Balanceboard, Health Games oder MemoreBox (Computerspiele für ältere Menschen) können die Patienten eigenständig üben. Als zielführend hat sich zudem die Kombination aus Physiotherapie und kognitivem Training (Dual Tasking) herausgestellt. Dies konnte ein systematischer Review und eine Metaanalyse zeigen.

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Dreifach gegen multimodalen Schwindel. Dreifach gegen multimodalen Schwindel. © zinkevych – stock.adobe.com