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Zurück ins Gleichgewicht

Auch wenn die Liste möglicher Auslöser allein beim vestibulären Schwindel lang ist: Schon mit wenigen gezielten Fragen lässt sich die Ursache eingrenzen, meinte Privatdozent Dr. Andreas Zwergal, Deutsches Schwindelzentrum, LMU München.
Beim BPPV helfen Befreiungsmanöver
Zu klären ist zunächst, ob es sich um einen Dreh- oder eher um einen Schwankschwindel handelt. Auch sollte man nach Art und Dauer der Wahrnehmungsstörungen fragen, nach den möglichen Auslösern wie Lageänderungen oder Kopfbewegungen sowie nach begleitenden Symptomen wie Hypakusis, Tinnitus, Doppelbildern oder Ataxie. Zusammen mit den Befunden aus klinischen neuro-otologischen Untersuchungen lässt sich das Problem eingrenzen.
Häufigste Ursache für vestibulären Schwindel ist der benigne periphere paroxysmale Lagerungsschwindel (BPPV). Bei dieser Störung berichten die Betroffenen über kurze Drehschwindelattacken von weniger als einer Minute Dauer, die durch Kopf- oder Körperlageänderungen ausgelöst werden und mitunter mit Übelkeit und Erbrechen einhergehen. Bei Kopflagerung zum betroffenen Ohr zeigt sich typischerweise ein erschöpflicher Nystagmus. Durch entsprechende Befreiungsmanöver kann man diesen Patienten in der Regel gut helfen. Allerdings kommt es bei jedem Zweiten zum Rückfall, vor allem wenn ein Vitamin-D-Mangel vorliegt.
Bei Älteren ebenfalls weit verbreitet ist der chronische Schwankschwindel, der letztendlich auf der Alterung des Gleichgewichtsorgans beruht. Die Patienten berichten über einen bewegungsabhängigen Schwankschwindel mit Gangunsicherheit sowie von Scheinbewegungen beim Gehen oder bei raschen Kopf- und Körperbewegungen.
Typischerweise verschlimmern sich die Symptome bei Dunkelheit und bei unebenem Untergrund. Durch vestibuläre Rehabilitation mit speziellen Gleichgewichtsübungen lassen sich die Sturzgefahr mindern sowie Mobilität und Lebensqualität bessern.
Beim Morbus Menière halten die Wahrnehmungsstörungen mindestens 20 Minuten an und es besteht eine Hörminderung mit Tinnitus oder Ohrdruck auf der betroffenen Seite. Eine therapeutische Option ist Betahistin, das in hoher Dosierung (3 x 48–96 mg/d) und ausreichend lange (6–12 Monate) gegeben werden sollte.
Vom Menière abzugrenzen ist die vestibuläre Migräne mit ihren wiederkehrenden Attacken von Schwank- oder Drehschwindel, die Minuten bis Tage anhalten können. Kopfschmerzen und weitere migränetypische Symptome können, müssen aber nicht vorliegen. Behandelt wird wie bei „normaler“ Migräne. Die akute unilaterale periphere Vestibulopathie beruht wahrscheinlich auf einer vestibulären Neuritis. Therapeutisch bekommen die Betroffenen zunächst für maximal drei Tage Antivertiginosa wie Dimenhydrinat sowie Steroide zur antientzündlichen Behandlung. Danach gilt es, den einseitigen Ausfall des Gleichgewichtssinns zu kompensieren. Das geschieht zum einen mittels Physiotherapie, zum anderen durch plastizitätsfördernde Präparate wie etwa Ginkgo-biloba-Extrakte.
Wichtige Differenzialdiagnose ist der vestibuläre Schlaganfall. Red Flags sind perakuter Beginn des Schwindels ohne Trigger, das Fehlen von Schwindel in der Vorgeschichte, begleitende Kopfschmerzen, fokal-neurologische Symptome und ein ausgeprägtes kardiovaskuläres Risikoprofil.
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Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 29.05.2021 in Berlin, unterstützt von Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG
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