Wie das frühe Gespräch über Palliativversorgung gelingen kann

Friederike Klein

Kein Arzt übernimmt gerne die Aufgabe, mit dem Patienten über ein mögliches tödliches Ende der Krankheit zu reden. Kein Arzt übernimmt gerne die Aufgabe, mit dem Patienten über ein mögliches tödliches Ende der Krankheit zu reden. © iStock.com/Cn0ra

Immer öfter wird die Forderung laut, palliative Angebote direkt nach der Diagnose einer fortgeschrittenen Krebserkrankung in die Patientenversorgung einzubinden. Aber viele Ärzte möchten gar nicht so früh über das Ende sprechen.

Die Überlebensvorteile durch eine frühe Palliativversorgung, die eine Studie an Patienten mit nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom 2010 nachgewiesen hatte, konnten bisher nicht reproduziert werden. Anerkannt sind dagegen die günstigen Effekte der Palliation auf Lebensqualität und Symptomkontrolle.

Viele Ärzte scheuen jedoch davor zurück, bereits vor Behandlungsbeginn mit dem Patienten über das mögliche Versagen der Therapie zu sprechen. Um dem Kranken Hoffnung zu geben, bieten sie mitunter jede zur Verfügung stehende Maßnahme an, so die Erfahrung von Privatdozent Dr. Florian Strasser, Klinik für Onkologie/Hämatologie am Kantonsspital St. Gallen. Doch auch bei den durchaus erfolgreichen Krebsimmuntherapien müsse damit gerechnet werden, dass sie beim einzelnen Patienten nicht oder nicht lange wirksam sind, gab der Kollege zu bedenken.

Offene Worte können die Lebensqualität bessern

Er forderte daher, die Kranken umfassender aufzuklären: sowohl über die Chancen als auch über den möglicherweise ungünstigen Ausgang der Behandlung. Der Umgang mit Endlichkeit und die Vorbereitung auf den Tod geben Kraft, um im Leben mit dem Krebs engagiert zu sein, sagte Dr. Strasser. „Die Hoffnung stirbt nicht, wenn man Patienten wahrhaftig informiert!“

Er hält es für entscheidend, wie das Prognosegespräch geführt wird. Die frühe Kommunikation über realistische Therapieziele und Verfügungen für das Lebensende können die Lebensqualität des Kranken verbessern und dafür sorgen, dass seine Wünsche am Lebensende eher erfüllt werden. Der offene Umgang mit dem Thema Tod erleichtert den Angehörigen die kommende Trauerarbeit. Außerdem werden durch derartige Gespräche die Krankheits­kosten gesenkt, erklärte der Onkologe.

Bei der Frage, wer das „Advanced Care Planning“ machen soll, gab sich Dr. Strasser pragmatisch: „Derjenige, der es einigermaßen gut kann. Entscheidend ist, den Bedarf zu sehen und zu dokumentieren, was der Patient will!“ Umsetzen könne das auch der Hausarzt.

Es gibt aber auch ein Zuviel in der frühen Palliativversorgung: Eine verhaltenstherapeutische Kurzintervention zusätzlich zur palliativen Standardversorgung führte in einer Studie nicht zu weniger, sondern zu mehr Depressionen bei Krebspatienten. Auch eine wöchentliche telefonische Konsultation löste beim Patienten mehr Stresssymptome aus. „Das kann selbst mir passieren, wenn ich zu schnell zu tief einsteigen will“, räumte Dr. Strasser ein. „Ich bin da vorsichtig geworden.“ Er empfiehlt, zunächst nachzufragen, ob ein Kontakt oder Termin überhaupt gewünscht wird, oder ob womöglich ein Gespräch in der Folgewoche angenehmer ist.

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Kein Arzt übernimmt gerne die Aufgabe, mit dem Patienten über ein mögliches tödliches Ende der Krankheit zu reden. Kein Arzt übernimmt gerne die Aufgabe, mit dem Patienten über ein mögliches tödliches Ende der Krankheit zu reden. © iStock.com/Cn0ra