Wie man Photodermatosen erkennt, behandelt und ihnen vorbeugt

Dr. Susanne Meinrenken

Zur Photokontaktallergie kommt es nach erfolgter Sensibilisierung gegenüber einem Photoallergen. Zur Photokontaktallergie kommt es nach erfolgter Sensibilisierung gegenüber einem Photoallergen. © Anastasia Mihaylova (Shpara)/Stocksy – stock.adobe.com

Vornehmlich mit den ersten Sonnenstrahlen im Jahr zeigt sich bei manchen Menschen an Dekolleté und Gesicht, an Händen, Armen und Beinen ein juckender, quaddeliger Ausschlag – eine Lichtdermatose. Aber welche ist es und was steckt hinter der Erkrankung? Und wie kann man den Betroffenen helfen?

Ein Sonnenbrand ist die physiologische Antwort der Haut auf ein Zuviel an Sonne. Die sogenannten primären Lichtdermatosen hingegen resultieren aus einer anomalen Hautreaktion auf UV-Licht, erläutert Dr. Svetoslava Troyanova-Slavkova vom Helios Vogtland-Klinikum Plauen. Eine zentrale Bedeutung bei der Pathogenese dieser Erkrankungen kommt den Photosensibilisatoren zu, die die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöhen. Unterschieden werden die idiopathischen Lichtdermatosen von den Erkrankungen mit bekanntem Photosensibilisator. Eckpunkte der Diagnostik sind:

  • Anamnese
  • Provokationstests

Therapeutisch ist strikte Sonnenkarenz sowie der UV-Schutz mit Textilien und Sonnenschutzmitteln geboten. Bei nahezu allen Formen kommt der Phototherapie, mit der eine Toleranz gegenüber dem Sonnenlicht aufgebaut werden soll, eine wichtige Bedeutung zu.

Urticaria solaris

Die Lichturtikaria macht nur etwa 0,08 % aller Fälle von Urtikaria aus. Nach Sonneneinwirkung bildet sich ein Photoallergen mit einer nachfolgenden Überempfindlichkeitsreaktion vom Typ 1. Rund zehn Minuten nach UV-Einfluss entwickelt sich insbesondere in den exponierten Arealen ein juckendes Erythem mit Quaddeln. War der Körper dem Licht großflächig ausgesetzt, kann es zum anaphylaktischen Schock kommen. Akut lindern topische Kortikosteroide oder orale Antihistaminika die Symptomatik.

Polymorphe Lichtdermatose

Auch diese Hauterkrankung ist immun vermittelt. Sie zeigt sich vielgestaltig, etwa mit juckenden und brennenden Papeln, Vesikeln und Plaques insbesondere in den lichtexponierten Arealen. Häufig sind junge Frauen betroffen. Die Symptome treten für gewöhnlich einige Stunden bis Tage nach ein- oder erstmaliger starker Sonneneinstrahlung im Frühjahr auf und verschwinden in der Regel nach ein bis zwei Wochen Sonnenkarenz. Im Sommer kommt es oft zur Toleranz.

Therapeutisch ist Sonnenkarenz und -schutz geboten, ebenso eine Phototherapie zwecks Lichtgewöhnung. Eine prophylaktische Kurzbehandlung mit oralen Steroiden, Hydroxychloroquin oder bestimmten Antioxidanzien ist möglich. Gegen den Juckreiz helfen Antihistaminika.

Hydroa vacciniformia

Diese seltene Lichtdermatose tritt vornehmlich im Frühjahr oder Sommer auf. Betroffen sind in erster Linie jüngere Kinder (1 – 7 Jahre) sowie Jugendliche nach der Pubertät (12 – 16 Jahre). Vermutlich handelt es sich um eine Überempfindlichkeitsreaktion vom verzögerten Typ auf ein bislang unbekanntes photoinduziertes Antigen. Auch werden bestimmte Viren als Pathogen diskutiert.

Innerhalb von Stunden nach der Lichtexposition entstehen oft an Gesicht und Handrücken juckende oder brennende Erytheme mit bis zu 2 cm großen flüssigkeitsgefüllten Blasen. Diese verkrusten und heilen narbig ab. Bei schwerer Erkrankung greift man zu systemischen Glukokortikoiden, Einzelfallberichten zufolge helfen auch Chloroquin, Azathioprin, Ciclosporin und Beta-Carotin. Die Hydroa vacciniformia kann in ein Lymphom übergehen, was die Nachbeobachtung über mindestens zehn Jahre erfordert.

Aktinische Prurigo

Die aktinische Prurigo wird von manchen als Variante der polymorphen Lichtdermatose betrachtet. Wie dieser liegt ihr eine Überempfindlichkeitsreaktion vom verzögerten Typ zugrunde. Es bilden sich juckende, symmetrisch angeordnete Papeln und Knötchen im Gesicht, am Hals und an den Rückseiten der Extremitäten, die vernarben können. Geboten ist Sonnenschutz, in schweren Fällen werden Kortikosteroide, Azathioprin u. a. eingesetzt.

Chronisch aktinische Dermatitis

Dieses Krankheitsbild umfasst eine Gruppe immun bedingter Lichtdermatosen. Typisch sind Lichenifikationen, Infiltrationen und verdickte, schuppige, entzündlich gerötete Haut in lichtexponierten Bereichen. Im Winter bessert sich die Symptomatik oft, im Sommer verschlechtert sie sich. Die Betroffenen sollten das Sonnenlicht möglichst meiden. Eine Immunsuppression kann helfen.

Die zweite Gruppe der primären Lichtdermatosen umfasst Hautveränderungen, die unter dem Einfluss bekannter Photosensibilisatoren entstehen. Darunter finden sich:

  • Pflanzen (z. B. Furanocumarine)
  • Chemikalien, Kosmetika, Parfüms
  • gewisse Arzneistoffe (z. B. Sulfonamide, Tetrazykline, Phenothiazide)

Unter deren Einfluss wirkt bei den Betroffenen schon eine geringe UV-Strahlung phototoxisch. Die Reaktion stellt sich als sofort oder verzögert auftretende Hautveränderung ähnlich einem starken Sonnenbrand dar. Diagnostisch hilft die Photoprovokation, therapeutisch gilt es den Auslöser zu meiden. Topische Glukokortikoide wirken lindernd.

Zur Photokontaktallergie kommt es nach erfolgter Sensibilisierung gegenüber einem Photoallergen. Wird das Allergen enteral oder parenteral zugeführt, kann eine systemische Photoallergie resultieren.

Quelle: Troyanova-Slavkova S. „Lichtdermatosen“, Akt Dermatol 2024; 50: 267-276; DOI: 10.1055/a-2308-3140 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York

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Zur Photokontaktallergie kommt es nach erfolgter Sensibilisierung gegenüber einem Photoallergen. Zur Photokontaktallergie kommt es nach erfolgter Sensibilisierung gegenüber einem Photoallergen. © Anastasia Mihaylova (Shpara)/Stocksy – stock.adobe.com