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Wie sich die Adhärenz steigern lässt

Nonadhärenz bzw. eine eingeschränkte Adhärenz sind ein gravierendes Problem, auch unter Diabetespatienten. Nicht nur, dass sich durch die Therapieuntreue die Prognose deutlich verschlechtert, auch die Gesamtkosten der Krankenversorgung steigern sich dadurch erheblich. „Würde man in Deutschland den Anteil der nicht adhärenten Diabetespatienten um nur 1 % senken, könnte man gut 150 Millionen Euro im Jahr an Krankenversorgungskosten einsparen“, sagte Privatdozent Dr. Jan Matthes vom Zentrum für Pharmakologie an der Uniklinik Köln.
Doch wie lässt sich dieses Problem bekämpfen? „Nonadhärenz ist eine chronische Störung“, betonte der Pharmakologe, „das heißt, wir haben die Indikation für eine Dauertherapie!“ Als hilfreiche Maßnahmen für eine Adhärenzsteigerung nannte er:
- ein einfaches Dosierungsschema (effektivste Einzelmaßnahme)
- eine individuell auf den und mit dem Patienten abgestimmte Therapie
- eine patientenzentrierte Kommunikation
- eine gute Arzt-Patienten-Kooperation
- eine aktive Patientenbeteiligung (partizipative Entscheidungsfindung)
- Schulungsmaßnahmen und Fallmanagement
Kommunikation ist also ein zentrales Thema bei der Adhärenz, bemerkte Dr. Matthes. Doch das Arzt-Patienten-Gespräch will gelernt sein. Für das Verordnungsgespräch hat die Arbeitsgruppe von Dr. Matthes daher einen Gesprächsleitfaden (AMPEL®) entwickelt, der bereits in der Lehre eingesetzt wird. „Wir prüfen momentan in klinischen Studien den Nutzen in allgemeinmedizinischen Praxen“, so der Pharmakologe. Wichtig ist es zudem, das „richtige“ Medikament für den jeweiligen Patienten auszuwählen. „Es gibt Medikamente, die eine höhere Nonädhärenz- Toleranz haben.“
Der AMPEL®*-Leitfaden
- Gesprächsziel mitteilen: eine Therapieentscheidung soll getroffen werden
- Bereitschaft zur Beteiligung erfragen: (Inwieweit) will der Patient/die Patientin beteiligt sein?
- Hintergrund explorieren: z.B. Vorkenntnisse, Erwartungen, Adhärenz-Hindernisse
- Über Therapieoptionen informieren: Ziele, Dauer, Substanzgruppen/Wirkstoffe, Chancen, Risiken
- Präferenzen erfragen: Bevorzugt der Patient/die Patientin eine Therapieoption
- Bevorzugte Option(en) aushandeln: Vor- und Nachteile angesichts individueller Situation abwägen
- Sich für eine Therapieoption entscheiden: gemeinsam eine Entscheidung treffen und diese zusammenfassen
- Weiteres Vorgehen vereinbaren: z.B. Einnahmehinweise geben, Verlaufsbeurteilung verabreden
* Arzneiverordnungsgespräch unter Berück- sichtigung medikamentöser Aspekte und der partizipativen Entscheidungsfindung, ein Leitfaden
Schwierigkeiten, Tabletten zu schlucken
Die erfolgreiche und richtige Handhabung der Medikation ist ebenfalls eine wichtige Voraussetzung für den Therapieerfolg, ergänzte Professor Dr. Walter E. Haefeli vom Zentrum für Innere Medizin am Universitätsklinikum Heidelberg. „Quantitativ das größte Problem ist das Schlucken von Tabletten.“ Etwa 30 % der über 80-Jährigen klagen über Schluckbeschwerden bei der Tabletteneinnahme. Knapp 10 % davon nehmen deshalb ihre Medikamente nicht ein. „Das bedeutet, dass wir etwa 3 % der älteren Bevölkerung wegen Schluckbeschwerden nicht erreichen.“ Ob der Patient Schwierigkeiten bei der Tabletteneinnahme hat, lässt sich jedoch mit zwei einfachen Fragen klären:- Müssen Sie beim Essen oder Trinken öfter würgen? (Sensitivität 63 %, Spezifität 78 %)
- Müssen Sie beim Essen oder Trinken öfter husten? (Sensitivität 73 %, Spezifität 72 %)
Quelle: 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
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