Wie wir uns alle krank essen

Dr. Andrea Wülker

Den Burger zwischendurch vertilgt so gut wie jeder gerne einmal. Doch genau dieses "Snacken" schadet der Gesundheit. Den Burger zwischendurch vertilgt so gut wie jeder gerne einmal. Doch genau dieses "Snacken" schadet der Gesundheit. © Pixabay

Frühstück, Mittagessen, Abendbrot – das war einmal. Viele lassen die eine oder andere Mahlzeit weg und greifen dafür lieber zu Snacks und Häppchen. Das rief jetzt die American Heart Association auf den Plan, die sich zu Auswirkungen auf die kardiometabolische Gesundheit äußert.

Immer mehr Menschen verzichten auf die klassischen Hauptmahlzeiten und futtern sich stattdessen ziemlich planlos durch den Tag. Eine Studie aus dem Jahr 2015 ergab, dass Erwachsene in den USA quasi "rund um die Uhr" essen – nur in den Stunden zwischen ein und sechs Uhr morgens war die Kalorienzufuhr recht gering.

Kalorienzufuhr nur zwischen ein und sechs Uhr gering

Eine Expertengruppe der American Heart Association (AHA) hat die aktuelle Fachliteratur ausgewertet und sich in einem Statement dazu geäußert, wie sich unregelmäßiges Essen auf die Gesundheit auswirkt und was man Patienten raten kann, die sich gesünder ernähren bzw. abnehmen möchten. Essen und Fasten wirken sich auf zirkadiane Gene aus, die alle Aspekte des Stoffwechsels regulieren. Daher kann sich das Timing von Mahlzeiten auf die Entwicklung von kardiovaskulären Erkrankungen, Typ-2-Diabetes und Adipositas auswirken, schreiben die Autoren unter Federführung von Dr. Marie-Pierre St-Onge von der Columbia University, New York.

Frühstücksmuffel werden eher dick

So sprechen viele epidemiologische Daten für einen Zusammenhang zwischen dem Verzicht aufs Frühstück und Adipositas. Umgekehrt haben Frühstück-Fans ein geringeres Risiko für Gewichtszunahme und Fettsucht, wie prospektive Langzeitstudien bestätigen. Wer jeden Tag frühstückt, hat zudem weniger kardiovaskuläre Risikofaktoren wie hohes LDL-Cholesterin, niedriges HDL-Cholesterin oder erhöhte Blutdruckwerte. Frühstücksmuffel neigen dagegen zu einem gestörten Glukosestoffwechsel inklusive erhöhter Werte für HbA1c sowie Nüchtern- und postprandialem Blutzucker.

Allerdings scheint Frühstücken nicht zur Gewichtsabnahme beizutragen – wahrscheinlich aufgrund "kompensatorischen Verhaltens" im weiteren Tagesverlauf. Dennoch ist Frühstücken sinnvoll, u.a. weil es sich günstig auf den Glukose- und Insulinstoffwechsel auswirkt und weil Frühstücken ein günstigeres Essverhalten im Tagesverlauf fördert.

Mahlzeiten planen, nicht ständig herumnaschen

Wer nicht plant, sondern futtert, was gerade zur Verfügung steht, isst oft zu große Portionen, die reich an Kalorien, aber arm an Nährstoffen sind. Unregelmäßiges Essen trägt nicht gerade zu einem gesunden kardiometabolischen Profil bei, darin sind sich die AHA-Experten einig. Stattdessen plädieren die Kollegen für:
  • Bewusstes Essen
  • Einnahme eines größeren Teils der täglichen Gesamtkalorienzahl früher am Tag
  • Nächtliches Fasten
  • Intermittierendes Fasten. Dies hilft, die Kalorienzufuhr einzuschränken
  • "Strategische" Snacks vor Mahlzeiten, bei denen man zum Überessen neigt
  • Mehr Forschung zum Timing von Mahlzeiten. Epidemiologische Befunde lassen vermuten, dass Essen am späten Abend ungünstig für Herz und Stoffwechsel ist
Ist Fasten gesund? Sowohl periodisches Fasten als auch Fasten jeden zweiten Tag kann beim Abnehmen helfen und die Triglyzeridspiegel senken. Auf das LDL-, HDL- und Gesamt-Cholesterin wirken sich diese beiden Fastenformen dagegen wenig bis gar nicht aus. Intermittierendes Fasten kann auch den Nüchtern-Insulinwert und die Insulinresistenz günstig beeinflussen. Doch die Nüchtern-Blutzuckerwerte bleiben im Wesentlichen unverändert.

Verteilt man eine gleichbleibende Kalorienzahl auf mehrere Mahlzeiten, scheint das weder beim Abspecken zu helfen noch traditionelle kardiometabolische Risikofaktoren zu verbessern. Wer bevorzugt nachmittags bis spätabends ausgiebig speist, scheint seiner Gesundheit nichts Gutes zu tun. Mehrere Querschnittstudien kamen zu dem Schluss, dass Mahlzeiten spätabends mit einer schlechteren kardiometabolischen Gesundheit und mit einem höheren Adipositasrisiko assoziiert sind.

Timing ist alles – auch bei den Mahlzeiten

Allerdings liegen nicht genügend klinische Interventionsstudien zur Frage der Kausalität vor, sodass derzeit noch keine definitiven Schlussfolgerungen abgeleitet werden können. Die Auswirkungen des Timings, insbesondere hinsichtlich der Abendmahlzeit, sollten genauer untersucht werden, fordern die AHA-Experten.

Insgesamt scheinen unregelmäßige Essmuster für die Aufrechterhaltung des Gewichts und eine optimale kardiometabolische Gesundheit weniger günstig zu sein. Ärzte sollten ihren Patienten zu bewussterem Essen raten, das sich auf das Timing und die Frequenz von Mahlzeiten und Snacks konzentriert. Dies könnte die Basis für einen gesünderen Lebensstil und ein besseres Management von Risikofaktoren sein.

Quelle: St-Onge MP et al. Circulation 2017; online first

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Den Burger zwischendurch vertilgt so gut wie jeder gerne einmal. Doch genau dieses "Snacken" schadet der Gesundheit. Den Burger zwischendurch vertilgt so gut wie jeder gerne einmal. Doch genau dieses "Snacken" schadet der Gesundheit. © Pixabay