Wirksam wie ein Medikament: Sport und Bewegung bei Typ-2-Diabetes

Antje Thiel; Foto: Fotolia/Dmytro Panchenko

Der blutzuckersenkende Effekt von sportlicher Aktivität ist enorm. Es lohnt sich also, ein Trainingsprogramm gezielt in die Diabetestherapie einzubauen.

Moderate Bewegung für 150 Minuten pro Woche empfehlen Fachgesellschaften und die Weltgesundheitsorganisation für Erwachsene. Das entspricht rund 30 Minuten Bewegung pro Arbeitstag.

Doch einem Großteil der Bevölkerung gelingt es nicht, selbst diese Minimalziele zu erreichen, wie Martin Röhling vom Institut für Klinische Diabetologie am Deutschen Diabetes-Zentrum in Düsseldorf berichtete. Er präsentierte Studiendaten zu den Effekten verschiedener sportlicher Aktivitäten auf einzelne Therapieziele beim Typ-2-Diabetes.

Ein direkter Einfluss auf den HbA1c-Wert

"Eine einzelne Trainingseinheit von mindestens 45 Minuten kann den postprandialen Blutzuckerwert um etwa 50 mg/dl senken", sagte Martin Röhling. Kurzzeitinterventionen mit mehreren Trainingseinheiten über einen Zeitraum von bis zu zwei Wochen vermögen die Hyperglykämiephasen um etwa zwei Stunden pro Tag zu reduzieren.

Ein strukturiertes Training mit Ausdauer- und Krafttraining sowie kombiniertem Ausdauer-Krafttraining von bis zu 150 Minuten pro Woche bewirke eine Senkung des HbA1c-Wertes um etwa 0,4 %. "Wer mehr Sport treibt, kann seinen Langzeitwert sogar um etwa 0,9 % senken", so der Referent.

Der Blutdruck hingegen lässt sich durch Sport eher wenig beeinflussen: Er sinkt bei regelmäßigem Training um 3 mmHg. Und damit er einen erkennbaren Effekt auf das Gewicht hat, muss man ziemlich viel trainieren: "Für die Gewichtsreduktion sollten es mehr als sieben Stunden, für den Gewichtserhalt etwa fünf Stunden pro Woche sein", betonte Martin Röhling.

Auch Folgeschäden bessern sich

Doch auf den Gewichtsverlust kommt es gar nicht so sehr an: "Durch Sport verbessert sich die Insulinsensitivität um rund 30 %, sogar bei konstantem Gewicht", erläuterte er. Eine verbesserte kardiovaskuläre Fitness senke zudem die Gesamtmortalität und das Risiko von Folgeerkrankungen.

Auch wenn der Diabetes bereits Folgeschäden verursacht hat, ist Sport sinnvoll. So könne Ausdauertraining die Nervenleitgeschwindigkeit bei peripherer Neuropathie verbessern. Gleiches gelte für die Lungenfunktion bei COPD, die sehr oft mit einem Typ-2-Diabetes einhergehe.

Allerdings gibt es nicht für alle Diabetes-Folgeerkrankungen gleich gute Evidenz, welche Sportart exakt welchen Therapieeffekt hat. Für Patienten mit Nephropathie etwa gebe es in der Literatur keine eindeutigen Empfehlungen für körperliches Training, einzelne Autoren raten aber zu 30 Minuten moderater Bewegung pro Tag oder dreimal wöchentlichem Ausdauertraining bei bis zu 60 % der maximalen Herzfrequenz plus zweimal wöchentlichem Krafttraining.

Auch zum Effekt von Sport auf Depressionen ist die Datenlage sehr heterogen. "Allerdings wissen wir, dass körperliche Inaktivität einer der stärksten Prädiktoren für eine reduzierte Lebensqualität und damit für eine depressive Symptomatik ist", betonte Martin Röhling. Kraft- und Ausdauertraining könne daher das Wohlbefinden deutlich verbessern.

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