
Worauf es bei der Behandlung der chronischen Nierenkrankheit in der Hausarztpraxis ankommt

Die Neuerungen in der aktualisierten S3-Leitlinie zur chronisch eingeschränkten Nierenfunktion beginnen mit der Terminologie. Zur besseren Verständlichkeit übernehmen die DEGAM und weitere beteiligte Fachgesellschaften nun die Begrifflichkeiten der DGfN* (siehe Kasten). Diagnostisch plädiert das Autorenteam bereits beim Verdacht auf eine chronische Nierenkrankheit (CKD) für eine Sonografie des Urogenitalsystems.
Eine Therapie mit SGLT2-Inhibitoren wird empfohlen für Personen mit Albuminurie (UACR ≥ 300 mg/g) oder mit eingeschränkter Nierenfunktion (eGFR < 45 ml/min/1,73 m2). Eine begleitende asymptomatische Hyperurikämie sollte man nicht behandeln. Um das Progressionsrisiko hin zum Nierenversagen einzuschätzen, eignen sich Scores wie die Kidney Failure Risk Equation (KFRE**), die auch das Patientenalter berücksichtigen.
Neue Bezeichnungen
Chronische Nierenerkrankung und -insuffizienz heißen nun chronische Nierenkrankheit (CKD). Akutes Nierenversagen bzw. akute Nierenschädigung werden akute Nierenkrankheit (AKD) bzw. akute Nierenfunktionseinschränkung (AKI) genannt. Terminale Insuffizienz bzw. Dialysepflichtigkeit firmieren als Nierenversagen mit/ohne Nierenersatztherapie (CKD G5 mit/ohne KRT [kidney replacement therapy]).
Zu den nach wie vor wichtigen Empfehlungen zählt der Rat, bei jeder Erstdiagnose eines Diabetes oder einer Hypertonie Serumkreatinin und eGFR zu ermitteln. Umgekehrt gilt: Beim primären Nachweis einer CKD (eGFR < 60 ml/min/1,73 m2) soll das Verhältnis von Albumin und Kreatinin im Urin (UACR) berechnet werden. Eine etwaige Hämaturie lässt sich mittels Streifentest detektieren. Außerdem steht bei der CKD eine Blutdruckkontrolle an. Empfehlenswert ist zudem eine Ultraschalluntersuchung der Nieren und ableitenden Harnwege.
Akute Nierenkrankheit ist ein Fall für die Nephrologie
Nach der Erstdiagnose einer eGFR < 60 ml/min/1,73 m2 spricht sich das Autorenteam der Leitlinie dafür aus, den Wert drei Monate später erneut zu bestimmen. Beim Verdacht auf eine akute Nierenkrankheit soll eine Kontrolle innerhalb von zwei Wochen erfolgen und bei entsprechender Symptomatik eine Über- bzw. Einweisung in die Nephrologie. Zur Einschätzung des kardiovaskulären Risikos eignen sich validierte Scores. Personen ≤ 75 Jahre mit CKD und hoher Herz-Kreislauf-Gefährdung sollten primärpräventiv ein Statin erhalten.
Infektionsschutz bei Nierenschwäche
Die STIKO empfiehlt für Menschen mit CKD folgende Impfungen:
- Influenza jährlich auch für Personen unter 60 Jahren
- Varizella zoster ab 50 Jahren
- Pneumokokken (PCV20) ohne Altersangabe
- RSV einmalig ab 60 Jahren
Generell gilt für Nierenkranke, dass bei der Verordnung neuer Medikamente (inklusive frei verkäuflicher Präparate) eine mögliche Kontraindikation geprüft werden muss, ebenso die Notwendigkeit einer Dosisanpassung. Eine begleitende Hypertonie (> 140/90 mmHg) sollte behandelt werden.
Medikation regelmäßig auf Nierentauglichkeit prüfen
NSAR gelten bei einer eGFR < 30 ml/min/1,73 m2 als kontraindiziert. Liegt die Filtrationsrate über diesem Wert, sollten sie – wenn überhaupt – nur so kurz und so niedrig dosiert wie möglich eingesetzt werden. Wenn ein akut-auf-chronisches Nierenversagen droht, sind alle nephrotoxischen oder nierenfunktionsmindernden bzw. renal eliminierten Medikamente kritisch zu überprüfen. Eine Analyse der verordneten Dauermedikation und der eingenommenen freiverkäuflichen Pharmaka soll mindestens einmal jährlich stattfinden.
* Deutsche Gesellschaft für Nephrologie
** www.risiko-nierenversagen.de
S3-Leitlinie „Versorgung von Patient*innen mit chronischer, nicht-nierenersatztherapiepflichtiger Nierenkrankheit in der Hausarztpraxis“; AWMF-Register-Nr. 053-048; www.awmf org
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