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Zuckertest kommt möglicherweise zu spät

Das Screening auf Gestationsdiabetes mittels oralen Glukosetoleranztests (oGTT) nach den IADPSG*-Kriterien wurde für die 24. bis 28. Schwangerschaftswoche (SSW) validiert, erklärte PD. Katharina Laubner, Universitätsklinikum Freiburg. Lässt sich der Nutzen einer solchen Früherkennung auch auf einen früheren Testzeitpunkt übertragen? Mit dieser Frage hat sich die internationale Studie TOBOGM beschäftigt.
Nur bei 67 % der Frauen bestätigte sich die Diagnose
Alle in diese Untersuchung eingeschlossenen 3.681 Frauen hatten Risikofaktoren für einen Gestationsdiabetes (s. Kasten) und unterzogen sich vor der 20. SSW einem oGTT mit 75 g Glukose. Bei 802 Frauen fiel der Test pathologisch aus. Gut die Hälfte der Schwangeren wurde daraufhin leitliniengemäß sofort mit Metformin oder Insulin behandelt, bei den übrigen startete die Therapie erst nach einem weiteren pathologischen oGTT-Befund zwischen 24. und 28. SSW. Diese zweite Untersuchung fiel nur bei 67 % der Frauen erneut pathologisch aus, berichtete die Referentin. Im Verumarm wurde nicht erneut getestet.
Der kombinierte primäre Endpunkt bezog sich auf das neonatale Outcome und beinhaltete Atemnotsyndrom, Neugeborenenikterus, Geburtstrauma, Früh- und Totgeburten, neonatalen Tod, Schulterdystokie und Geburtsgewicht über 4,5 kg. Zwei weitere primäre Endpunkte waren schwangerschaftbedingte Hypertonie der Mutter sowie fetale Unterernährung.
Risikofaktoren für einen Gestationsdiabetes
- früherer Gestationsdiabetes
- BMI ≥ 30 kg/m2
- Alter ≥ 40 Jahre
- polyzystisches Ovarialsyndrom
- positive Familienanamnese bzgl. Diabetes mellitus
- makrosomes Kind
- frühere erhöhte Blutzuckerwerte
In allen drei Endpunkten fand sich kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Schaute man sich die Einzelkriterien des kombinierten Endpunkts getrennt an, ergab sich nur für das Atemnotsyndrom ein signifikanter Vorteil für die frühe Therapie. In einer Subgruppenanalyse zeigte sich zudem, dass Schwangere mit höheren Blutzuckerwerten im frühen oGTT oder mit einem oGTT schon vor der 14. SSW von einer frühen Therapie profitiert hatten. Damit ist die Frage, ob man Schwangere mit erhöhtem Risiko für einen Gestationsdiabetes schon früher testen sollte, noch weitgehend unbeantwortet, resümierte Dr. Laubner.
Aus dem Auditorium kam der Einwand, dass die Frauen in der Kontrollgruppe mit frühem pathologischem oGTT-Befund möglicherweise nicht bis zum zweiten Test gewartet, sondern in Eigeninitiative eine Therapie gestartet haben könnten, was das Ergebnis verfälschen würde. Die Referentin stimmte dem zu. Vermutlich werden weitere Studien für Klarheit sorgen müssen.
* International Association of the Diabetes and Pregnancy Study Groups
Quelle: 19. Diabetologie-Update-Seminar
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