Gestationsdiabetes: Auf der Suche nach neuen Präventionsstrategien

Manuela Arand

In Studien zu körperlicher Aktivität wurde vielleicht zu spät interveniert. (Agenturfoto) In Studien zu körperlicher Aktivität wurde vielleicht zu spät interveniert. (Agenturfoto) © iStock/macniak

Zur Prävention von Typ-2-Dia­betes gibt es einige evidenzbasierte Konzepte. Diese könnten auch bei Gestationsdiabetes wirksam sein – doch für Empfehlungen mangelt es an Daten.

Unglücklicherweise wird der Gestationsdiabetes (GDM) immer häufiger, berichtete Professor Dr. ­Fidelma ­Dunne von der University of Ireland in Galway. Das DALI-Programm weist bei adipösen Frauen (BMI > 29 kg/m²) über die gesamte Schwangerschaft gesehen eine GDM-Prävalenz von fast 40 % aus, wobei die meisten Fälle in einer frühen Phase auftreten.1 Insgesamt wird der IDF-Statistik von 2017 zufolge jede sechste Schwangerschaft (16,6 %) durch einen Diabetes kompliziert.2 Zu knapp 85 % handelt es sich um einen GDM.

Resümee aus 71 Studien: kein eindeutiger Nutzen

Der Entwicklung eines Typ-2-Diabetes bei Frauen vorzubeugen, die einen GDM hatten, scheint bereits möglich: Es gibt gute Evidenz dafür, dass Lebensstiländerungen oder die Gabe von Metformin langfristig protektiv wirken. Daher liegt es laut Expertin nahe zu versuchen, ob mit denselben Maßnahmen der GDM verhindert werden kann. Doch das ist offenbar leichter gesagt als getan. In einem dieses Jahr erschienenen Cochrane Review erfassten Wissenschaftler 71 Studien mit über 23.000 Frauen und den verschiedensten Interventionen, von Diät, körperlicher Aktivität und Nahrungsergänzungsmitteln bis hin zu Arzneimitteln.3 Sie kommen zu einem ernüchternden Fazit, wie Prof. Dunne berichtete: „Keine Intervention war eindeutig von präventivem Nutzen.“

Große Unterschiede im Aufbau der Studien

Diät und Bewegung zusammen, Myo-Inositol, Vitamin D oder Metformin seien möglicherweise hilfreich. Aber keine Studie habe Interventionen vor oder zwischen Schwangerschaften geprüft, so die Referentin. Bei der Vielzahl der ausgewerteten Studien ist leicht nachzuvollziehen, dass diese sich hinsichtlich Teilnehmerinnen, Art und Zeitpunkt der Interventionen, Compliance und Endpunkten stark unterscheiden. Die Evidenz für die vier Maßnahmen mit möglichem Nutzen beschreiben die Autoren als moderat. Dennoch sollte sich die Forschung jetzt auf diese vier Bereiche konzentrieren, so Prof. Dunne.

Fallstricke bei Untersuchungen zur GDM-Prävention liegen nach Ansicht der Referentin etwa darin begründet, dass unterschiedliche Populationen untersucht wurden – sowohl kulturell und genetisch als auch hinsichtlich der Screening- und Einschlusskriterien. Mit Verweis auf ältere Studien betonte sie, speziell diä­tetische und Bewegungsinterventionen, aber auch die Vorbeugung mit Metformin, müssten möglicherweise viel früher als bisher stattfinden, um den „metabolischen Lebensweg“ der Frauen nachhaltig zu beeinflussen.

Damit künftige Präventionsstudien eine höhere Aussagekraft erhalten, gilt es, unter anderem die Teilnehmerinnen hinsichtlich ihrer Insulinresistenz bzw. -sekretion zu charakterisieren und personalisierte Ansätze zu entwickeln, so das Fazit von Prof. Dunne.

Quellen:
1. Egan AM et al. Diabetologia 2017; 60: 1913-1921; DOI: 10.1007/s00125-017-4353-9
2. IDF Diabetes Atlas, Eighth Edition 2017
3. Griffith RJ et al. Cochrane Database Syst Rev 2020; DOI: 10.1002/14651858.CD012394.pub3

Kongressbericht: EASD 2020

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In Studien zu körperlicher Aktivität wurde vielleicht zu spät interveniert. (Agenturfoto) In Studien zu körperlicher Aktivität wurde vielleicht zu spät interveniert. (Agenturfoto) © iStock/macniak