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Gestationsdiabetes – langfristige Gesundheitsrisiken fürs Kind
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Bei knapp 28 000 Schwangeren wurde im Jahr 2012 ein Gestationsdiabetes (GDM) festgestellt. Dies entspricht einer Prävalenz von 4,3 % – bezogen auf die von der Perinatalstatistik* erfassten 652 000 Geburten in Deutschland.
Zum Vergleich: 2002 betrug die GDM-Prävalenz 1,47 % und stieg im Verlauf von rund zehn Jahren bis 2011 auf 4,4 %. Dieser Trend kehrte sich jetzt erstmals um. So sank die GDM-Prävalenz im Jahr 2012 gegenüber 2011 um 1,6 % (absolut). Die ausgewerteten Daten repräsentieren 99,9 % der erwarteten Geburten aus 764 Kliniken.
Erfolg des Zuckerscreenings in der Mutterschaftsvorsorge
Als wahrscheinlichste Erklärung für den unerwarteten Rückgang der GDM-Prävalenz müsse das inzwischen vorgeschriebene, „zweistufige“ diagnostische Vorgehen angesehen werden, kommentierte Dr. Helmut Kleinwechter vom Diabetologikum Kiel, Diabetes-Schwerpunktpraxis und Schulungszentrum.
So wurde im März 2012 ein Blutglukose-Screening als verbindliche Leistung der gesetzlichen Mutterschaftsvorsorge eingeführt. Dieser 50-g-Suchtest (Glukose-Challenge-Test, GCT) erfolgt unabhängig von der Nahrungsaufnahme, also in nicht nüchternem Zustand.
Die Screening-Maßnahme ist dem 75-g-Diagnose-Test (oGGT) vorgeschaltet. Beim oralen Glukose-Toleranztest müssen die Frauen hingegen nüchtern sein. Durch das neue „zweizeitige“ Vorgehen gemäß Mutterschaftsrichtlinie wurde systematisch ein Filter eingebaut, verdeutlichte der Experte.
GDM erhöht bei Kindern das Adipositas-Risiko
Zweifel bestehen derzeit, ob bei diesem Prozedere der Anteil der GDM-Fälle mit erhöhten Nüchtern-Glukosewerten übersehen wird. Bundesweite (nicht repräsentative) Rückmeldungen aus Diabetes-Schwerpunkteinrichtungen scheinen dies zu bestätigen, führte Dr. Kleinwechter aus. Feldstudien oder systematische, regionale Erhebungen fehlen jedoch noch.
Neue Daten gibt es aber nicht nur zur Prävalenz, sondern auch zu den Folgen eines mütterlichen Gestationsdiabetes. So zeigte eine epidemiologische Studie**: GDM erhöhte bei den Sprösslingen im Alter von sechs Jahren das Risiko für Übergewicht und abdominelle Adipositas um etwa 60–80 %. Dies war unabhängig vom präkonzeptionellen BMI der Mutter. Die Ergebnisse basierten auf einer Datenanalyse von 7355 Mutter-Kind-Paaren. Die GDM-Rate betrug in dieser Kohorte 2,65 %.
Adipöse Mutter erhöht das Gefäß-Risiko fürs Kind
Und auch „nur“ adipöse Schwangere geben ihren Kindern nachteilige Gesundheitsfaktoren mit auf den Weg, wie aus einer großen schottischen Kohorten-Studie hervorging. Die Nachkommen hatten auf lange Sicht erhöhte kardiovaskuläre Risiken und eine geringere Lebenserwartung.
Die Gesamtmortalität von Kindern adipöser Mütter war im Vergleich zum Nachwuchs von normgewichtigen Frauen signifikant erhöht (HR: 1,35), so Dr. Kleinwechter. Der sozioökonomische Status spielte dabei keine Rolle. Die aufwendige Kohortenstudie basierte auf Analysen von Daten des Geburtenregisters von Aberdeen, des Sterberegisters und Morbiditätsaufzeichnungen.
Schwangerschaft und Diabetes: die Zahlen! Der Anteil von präkonzeptionellem Diabetes pendelt sich bei rund 1 % ein. So war gemäß Perinatalstatistik* bei 6386 Frauen bereits vor der Schwangerschaft ein Typ-1- bzw. Typ-2-Diabetes bekannt. Insgesamt wurden 652 000 Geburten erfasst. In 27 717 Fällen lag ein Gestationsdiabetes vor (im Mutterpass: Risikoziffer 50). |
* Perinatalstatistik beim Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (2012)
** German Perinatal Prevention of Obesity
Quelle: 9. Diabetologie-Update-Seminar
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