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Zusätzliche Bestrahlung scheint keinen Nutzen zu bringen

Das Merkelzellkarzinom, dessen Pathogenese durch das Merkelzell-Polyomavirus und durch UV-Licht getrieben wird, gehört v.a. aufgrund seiner starken Metastasierungstendenz zu den aggressivsten und tödlichsten primären Hauttumoren. Mit den Checkpoint-Inhibitoren Avelumab und Pembrolizumab wurden Ansprechraten zwischen 33 und 58 % beobachtet; für diejenigen Patient:innen, die auf eine Anti-PD(-L)1-Monotherapie nicht ansprechen, suchen Forschende weiter nach effektiven Behandlungen.
Alle CPI-naiven Personen entwickelten Ansprechen
Wissenschaftler:innen um Prof. Dr. Dr. Sungjune Kim, H. Lee Moffitt Cancer Center, Tampa, testeten die Kombination aus dem PD1-Antikörper Nivolumab und dem CTLA4-Inhibitor Ipilimumab in einer Phase-2-Studie bei Personen mit fortgeschrittenem Merkelzellkarzinom. Da der Tumor auch stark radiosensitiv ist, wurde die Hälfte der Betroffenen in einen zweiten Arm mit zusätzlicher stereotaktischer Bestrahlung randomisiert (s. Kasten).
Bestrahlungsprotokoll
Die Autor:innen bestrahlten in Arm B mindestens eine Krebsläsion zusätzlich stereotaktisch mit 24 Gy in drei Fraktionen; eine zweite Läsion musste mindestens vorhanden sein, blieb aber zum Vergleich unbestrahlt. Primärer Endpunkt war der Anteil der Teilnehmenden, die eine komplette (CR) oder partielle Remission nach RECIST erzielten.
Je 25 Erkrankte wurden in die beiden Arme randomisiert. Nach median 14,6 Monaten Follow-up hatten sämtliche Checkpoint-Inhibitor-naiven Patient:innen (jeweils rund 50 % in beiden Armen) objektiv angesprochen, darunter 41 % mit einer CR. Von denjenigen, die bereits mit Checkpoint-Inhibitoren vorbehandelt waren, erreichten 31 % ein objektives Ansprechen, mit 15 % CR. Die Radiotherapie spielte dabei keine Rolle: Die bestrahlten Personen sprachen zu 52 % an, die im Arm ohne Radiatio hingegen zu 72 %; dieser Unterschied war aber nicht signifikant (p = 0,26). 40 % vs. 32 % der Teilnehmenden ohne vs. mit Bestrahlung entwickelten Nebenwirkungen der Grade 3/4.
Die Kombination aus Nivolumab und Ipilimumab zeigte vor allem in der Erstlinientherapie des fortgeschrittenen Merkelzellkarzinoms eine hohe Wirksamkeit. Über die Dauer der Remissionen lässt sich allerdings bei einer Nachbeobachtungszeit von median etwas mehr als einem Jahr noch keine belastbare Aussage treffen. Sollten sich diese Ergebnisse in weiteren Untersuchungen bestätigen, biete sich die Immunkombination dennoch als neue Erstlinienoption in dieser Indikation an, schreiben die Forschenden. Aber auch als Salvagetherapie bei Patient:innen, die bereits Checkpoint-Inhibitoren bekommen haben, kann der Einsatz sich lohnen. Eine stereotaktische Bestrahlung scheint hingegen keinen zusätzlichen Nutzen zu bringen – wenngleich die Studie auch nicht dafür gepowert war.
Quelle:
Kim S et al. Lancet 2022; 400: 1008-1019; DOI: 10.1016/annonc/annonc1089
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