Diagnose per App: Verdächtige Hautflecken digital überprüfen
Die Software, die der teledermatologischen Smartphone-Anwendung zugrunde liegt, wurde von Ärzten und Wissenschaftlern der Hautklinik am Universitätsklinikum Heidelberg, des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) und des Deutschen Krebsforschungszentrums in Zusammenarbeit mit der Universitäts-Hautklinik in Essen entwickelt. Der Hautbefund kann über die App „AppDoc“ (Android & iOS) und über ein Online-Formular (www.online-hautarzt.net) zur Beurteilung eingeschickt werden. Für die Nutzer ist der Service anonym. Rückfragen der Online-Ärzte und die Antworten werden in einem nur für Arzt und Patient zugänglichen, geschützten Datenraum gespeichert.
Alternative zum Warten auf einen Dermatologentermin
Innerhalb von 48 Stunden erhält der Nutzer eine Vorabeinschätzung, wie dringend die von ihm entdeckte Hautveränderung behandelt werden muss. Diese Einschätzung samt Handlungsempfehlung kann laut NCT „den Patienten den Gang zum Arzt meist bereits ersparen“. Damit werde die Lücke zwischen einer Internetrecherche und dem persönlichen Praxisbesuch geschlossen.
Um sich eine Erstmeinung einzuholen, müssen drei Fotos der betroffenen Hautstelle aufgenommen sowie einige Fragen zu möglichen Symptomen beantwortet werden. Die Bilder und Antworten werden anschließend über eine verschlüsselte Verbindung an einen Hautarzt aus Baden-Württemberg übermittelt. Patienten ohne Smartphone können auch über eine Digitalkamera und die AppDoc-Webseite die Bilder ihres Hautflecks bereitstellen.
„Oft kommen Patienten mit einem verdächtigen Hautfleck zu spät zum Facharzt“, berichtet Titus Brinker, Assistenzarzt an der Universitäts-Hautklinik Heidelberg und Leiter der App-Entwicklung am NCT. „Die Nutzung von AppDoc dauert keine fünf Minuten und hat dadurch eine viel niedrigere Hemmschwelle, als einen Arzttermin zu vereinbaren.“
Teilnehmende Hautärzte rechnen nach GOÄ ab. Der Patient bezahlt eine Service-Gebühr von 35 Euro. „Diese Pauschale müssen die Patienten derzeit noch selbst tragen, jedoch zeigen sich auch die Krankenkassen interessiert an dem neuen Angebot“, so Brinker. Bei Fällen, die digital nicht eindeutig zu beurteilen seien, würden die Hautärzte die App-Nutzer ermuntern, eine Praxis aufzusuchen.
Ärztekammer legt Wert auf Sicherstellung der Qualität
Wie für alle bisher von der Landesärztekammer genehmigten Modelle ist auch für das zunächst auf zwei Jahre angelegte Modellprojekt eine begleitende unabhängige wissenschaftliche Evaluation verpflichtend. „Mit ihrer Hilfe wird kontinuierlich geprüft, ob Patienten auch bei der ausschließlichen ärztlichen Fernbehandlung die gleiche Qualität und Expertise wie in Praxis oder Krankenhaus geboten wird“, betont die Kammer.