DiGA, E-Rezept und ePA Fortbildungsangebot soll Wissenslücken von MFA und Quereinsteigern schließen
Digitale Neuerungen wie die elektronische Patientenakte oder das E-Rezept verunsichern manche Praxisteams. Einmal von der Politik beschlossen, lassen sie sich nicht von jetzt auf gleich in die Abläufe integrieren. Wenn ab 2025 beispielsweise die elektronische Patientenakte geläufiger wird, könnten viele Personen ohne Termin kommen, die gerne schnell Daten übertragen hätten. Die Praxis muss vorab definieren, wie sie vorgehen möchte. Wird der Patient abgewiesen oder kümmert sich eine Fachkraft darum? Auch Videosprechstunden oder Fragen zu digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) verändern die Abläufe.
An dieser Stelle setzt die Qualifizierung „digiFIT PRO“ des Bildungsträgers „digiFORT Gesundheit und Pflege GmbH“ an. Innerhalb von 20 bis 25 Stunden, verteilt über acht bis neun Wochen, lernen MFA dabei, wie die digitalen Neuerungen funktionieren und was sie für die Praxis bedeuten. Den Unterrichtsstoff können sie sich über eine Selbstlernplattform in eigenem Tempo aneignen. „Pro Woche sind etwa zwei bis zweieinhalb Stunden kalkuliert“, präzisiert Holger Strehlau, Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens. Einmal pro Woche findet außerdem ein Online-Präsenztermin statt, entweder freitags oder mittwochs. Im Kurs gibt es immer wieder praktische Impulse, die die MFA in der Praxis direkt erproben können.
Kursleitungen beraten zur Umsetzung in der Praxis
Die Fragen, die dabei aufkommen, beantworten die Kursleitungen in der nächsten Sitzung. Oft seien Details entscheidend. Beispielsweise hatte eine Teilnehmerin ein Häkchen im Praxisverwaltungssystem nicht gesetzt und konnte daher eine elektronische Patientenakte nicht mit Daten befüllen.
Seitens der MFA bestehe großes Interesse an den Inhalten, so Strehlau. Bei den Teilnehmenden handle es sich überwiegend um Kräfte Anfang 30, die berufserfahren und stressresistent sind, gleichzeitig aber noch lange in ihrem Betrieb bleiben werden.
Das Curriculum wurde von einem wissenschaftlichen Beirat aus Didaktikern, IT-Fachleuten, Medizinern und Pflegenden erarbeitet, so Strehlau. Auch die Abschlussprüfung haben sie konzipiert. Nach Bestehen erhalten die Absolventen ein Zertifikat als „Digitaltechnische Assistenten“. Als Berufsbezeichnung sei dies noch nicht anerkannt, erklärt der Geschäftsführer, aber daran arbeite man.
Neben dem Kurs für MFA startet im November auch eine Fortbildung für Quereinsteigende, „digiFIT QUICK“. Sie fokussiert sich auf die Vermittlung von Kenntnissen, um administrative Aufgaben am Empfang und der Praxis allgemein zu übernehmen. Zusätzlich lernen die Teilnehmenden aber ganz grundlegend, wie das deutsche Gesundheitssystem funktioniert. Der Unterricht findet in Online-Präsenz von Montag- bis Freitagvormittag statt.
Die Absolventen sollen als „administrative Praxisassistenten“ in der Praxis am Empfang arbeiten, Termine vereinbaren und MFA entlasten. In der Vergangenheit hatte die Gewerkschaft der MFA, der Verband medizinischer Fachberufe (VmF), ähnliche Angebote scharf kritisiert. Doch es gehe nicht darum, MFA zu ersetzen, betont Strehlau. Medizinische Aufgaben stünden nicht zur Debatte. Er sei in Kontakt mit dem VmF und tausche sich über die Fortbildungsinhalte aus.
Auch die Jobcenter und Arbeitsagenturen sind an dem Programm interessiert, da sie arbeitslose Personen dorthin vermitteln können. Die Chancen auf eine anschließende Tätigkeit in einer Praxis stehen angesichts des Fachkräftemangels gut, gibt Strehlau zu bedenken. Die Kosten können z.B. über Bildungsgutscheine von Jobcentern übernommen werden. Sowohl für den Quereinstiegskurs als auch für den Kurs für MFA betragen sie 1.200 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer. Bei Bedarf unterstütze „digiFORT“ auch die Suche nach Bewerbern, so Strehlau.
Ab 2024 möchte das Unternehmen das Kursangebot ausweiten. Beispielsweise stehen gesetzliche Digitalisierungsprojekte in der Pflege bevor. Sowohl für ambulantes als auch für stationäres Personal werde man ein Angebot schaffen.