Ärzte und Pflegepersonal – alle in kurzen Ärmeln
Wenn Patienten ins Krankenhaus müssen, fürchten sie sich am häufigsten vor einer Ansteckung mit multiresistenten Keimen. Das ergab eine Befragung unter Patienten.1 Um die Versorgung sicherer zu machen, schafft Asklepios nun den traditionellen Arztkittel in seinen medizinischen Einrichtungen ab.2
Neben der besseren Hygiene will der Betreiber mit der Kleidung, die jetzt zusammen mit neuen Patientenhemden, Bettwäsche und Handtüchern angeschafft wird, ein einheitliches Erscheinungsbild in den Kliniken schaffen. Bei besserer Stoffqualität und besten Reinigungsvoraussetzungen spare man trotzdem noch Geld.
Kurzarmkittel auf dem Studien-Prüfstand
Minimieren die neuen Kurzarmkittel die Infektionsraten in Zukunft aber wirklich? In einer israelischen Studie haben 2011 Wissenschaftler Proben von der Arbeitskleidung bei 75 Pflegepersonen und 60 Ärzten entnommen und auf Krankheitskeimbelastung überprüft.3
Nur 58 % des Personals gaben an, den Kittel täglich zu wechseln. Es zeigte sich, dass 60 % der Berufskleidung mindestens an einer Stelle mit potenziell pathogenen Keimen belastet waren. 14 % der Schwestern- und 6 % der Arztkittel beherbergten dabei resistente Bakterien.
Noch keine offizielle Empfehlung
Wenn Kleidung kontaminiert ist, beweist das aber noch nicht, dass nosokomiale Krankheitserreger wirklich auf diesem Weg übertragen werden. Auch konnten weitere Untersuchungen nicht nachweisen, dass die Art der Kleidung, besonders aber die Länge der Ärmel, Einfluss auf die Qualität der Händedesinfektion hat. Die Daten reichen daher noch nicht aus, um eine offizielle Empfehlung für ärztliche Berufskleidung zu geben, schreiben Experten des Robert Koch-Institutes (RKI)4.
Die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim RKI allerdings rät zu kurzärmeligen Kasaks ohne Knopfleisten für Ärztinnen und Ärzte mit engem Patientenkontakt. Professor Dr. Arne Simon von der Universität Homburg, Mitglied der KRINKO, fordert schon länger, die weißen Kittel ganz abzuschaffen. Sie würden in der Regel viel zu selten gewechselt und vermittelten einen falschen Eindruck von Hygiene. Man sollte sie durch tätigkeitsbezogene Schutzkittel ersetzen, rät der Hygieneexperte.
Auch das National Institute for Health and Care Excellence (NICE) in Großbritannien empfiehlt nackte Unterarme (bare below elbows) und den Verzicht auf Schmuck an Händen und Unterarmen, um Infektionen besser in Schach zu halten.
In den meisten medizinischen Diensten sei Kurzarmbekleidung schon lange die Regel. Die Asklepios-Kliniken sehen sich durch die Abschaffung der langärmeligen Arztkittels am Krankenbett nun als Vorreiter in Sachen Patientensicherheit, Infektionsprävention und Innovation.
Quelle:
1. 2. Pressemitteilungen Asklepios vom 15.9.2015 und vom 1.2.2016
3. Yonit Wiener-Well et al., AJIC 2011; 39: 555-559
4. Bundesgesundheitsbl 2015; 58: 1151-1170