Bei oralen Onkologika den Patienten zur Einnahme befragen
Rund ein Viertel der Arzneimittel-Neuentwicklungen in der Onkologie sind heute Oralia. Sie werden von den Patienten geschätzt, da sie ihnen eine größere Unabhängigkeit ermöglichen. Die Therapie hat dadurch weniger Einfluss auf das tägliche Leben und ist auch besser mit dem Beruf vereinbar.
Aber, so Dr. Dorothee Dartsch, Apothekerin und Geschäftsführerin der CaP Campus Pharmazie, auf einer Onkologie-Tagung in Köln: Das Monitoring der Therapie ist schwieriger, denn die Patienten müssen unerwünschte Nebenwirkungen selbst erkennen und zuordnen. Vor allem müssen sie selbst für eine korrekte Einnahme der Medikamente sorgen.
Die kritische Phase sind die ersten 100 Tage
Auch auf den Hausarzt komme bei der oralen Krebstherapie eine größere Verantwortung zu; gerade das Management unerwünschter Nebenwirkungen erfolge durch ihn. Obwohl das Einhalten des Therapieschemas bei Krebstherapien eine entscheidende Rolle für das Ergebnis habe, sei die Adhärenz von Krebspatienten mit 60 bis 70 % nicht viel besser als die von Patienten mit anderen Indikationen, so Dr. Dartsch.
Die kritische Phase einer oralen Krebstherapie seien die ersten 100 Tage. Rund 4 % der Patienten lösten die Rezepte erst gar nicht ein. Bei ihnen sei das Problem durch den Umstieg auf eine andere Therapie zu lösen. Jene, die das Rezept einlösten, aber das Medikament nicht einnähmen, seien schwieriger zu erreichen.
"Die Angst vor Nebenwirkungen beeinflusst die Adhärenz mehr als tatsächliche Nebenwirkungen", sagte Dr. Dartsch. Häufig führe schon das Lesen der Packungsbeilage zu Therapieunterbrechungen, aber auch gutes Befinden könne eine Ursache sein. Der Hausarzt sollte aber auch mit dem Gegenteil rechnen: die bewusste Mehreinnahme nach dem Motto "Viel hilft viel".
Schwer zu öffnende Packung kann zum Problem werden
Drei von vier Onkologen würden zudem die Adhärenz ihrer Patienten überschätzen. In einer Befragung habe jeder fünfte Onkologe seinen Patienten sogar eine hohe Adhärenz unterstellt, während diese tatsächlich eher niedrig war.
"Patienten sehen in der Abweichung von Therapieplänen weniger Probleme als Ärzte." Deshalb rät Dr. Dartsch den Ärzten, ihre Patienten zum Einnahmeverhalten zu befragen. Neben gravierenden Problemen könnten auch simple Hindernisse, wie Schwierigkeiten beim Öffnen der Verpackung, die Patienten an der korrekten Einnahme hindern.
Eine bessere Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker könne die Adhärenz auf über 90 % steigern, ist Dr. Dartsch überzeugt. Dazu müssten die pharmazeutischen Mitarbeiter der Apotheken geschult werden. Denn vier von fünf Patienten unter einer oralen Krebstherapie würden ihre Medikamente nicht in einer spezialisierten, sondern in ihrer Stammapotheke einlösen.
Quelle: Medical-Tribune-Bericht