Vision Zero 2024 10 Punkte: Die Zahl der vermeidbaren krebsbedingten Todesfälle endlich reduzieren

Autor: Dr. Astrid Heinl

Diese 10 Punkte spielen bei der Erarbeitung eines lösungsorientierten Masterplans eine wichtige Rolle. Diese 10 Punkte spielen bei der Erarbeitung eines lösungsorientierten Masterplans eine wichtige Rolle. © HONGWEI – stock.adobe.com

Das Ziel von „Vision Zero e.V.– Gemeinsam gegen Krebs“ ist es, die Anzahl der vermeidbaren krebsbedingten Todesfälle signifikant zu reduzieren – am Besten gegen Null. Um Krebserkrankungen in naher Zukunft nicht mehr zu den häufigsten Todesursachen zählen zu müssen, wurden beim Vision Zero Neujahrsempfang Maßnahmen zur gesundheitspolitischen Kurskorrektur als wichtigste Voraussetzung diskutiert, um Krebserkrankungen endlich „die rote Karte zu zeigen“.

In der Onkologie gibt es immer noch zahlreiche Hindernisse, die das Erreichen des Ziels von Vision Zero erschweren. Die Darmkrebsvorsorge in Deutschland erweist sich beispielsweise als umständlich und bürokratisch, sodass viele Bürger sie erst gar nicht in Anspruch nehmen. Ebenso ist es bisher nicht gelungen, hierzulande eine breite Akzeptanz für die Impfung gegen das Humane Papillomvirus zu erreichen. Daniel Bahr, ehemaliger Bundesgesundheitsminister und Vorstandsvorsitzender von Vision Zero e.V., betonte, dass in anderen Ländern deutlich bessere Ergebnisse erzielt werden.

Diesen Punkt griff auch Klaus Holetschek, MdL, Vorsitzender der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag und ehemaliger Staatsminister für Gesundheit und Pflege, auf. Es sei schwierig, die Menschen davon zu überzeugen, dass Impfungen Leben retten können, so Holetschek, die Skepsis sei seit der Pandemie noch größer geworden. Wichtig sei daher eine klare Kommunikation, die den offensichtlichen Nutzen und Mehrwert medizinischer Maßnahmen aufzeige, sowie die Entwicklung innovativer Konzepte wie digiOnko", ein Projekt der Bayerischen Innovationsallianz gegen Krebs, das über Brustkrebsvorsorge und -früherkennung sowie Therapie und Nachsorge informiert. Auch das Bayerische Krebsforschungszentrum und Programme wie die „Hightech- und HighMed-Agenda Bayern“ tragen wesentlich dazu bei, die medizinische Spitzenversorgung und die translationale Spitzenforschung weiter voranzutreiben. Modernste digitale Medizintechnik, wie sie beispielsweise von Brainlab entwickelt wird, kann zudem den Zugang zu einer verbesserten, effizienteren und weniger invasiven Patientenbehandlung ermöglichen.

Die Innovationskraft solcher Unternehmen und die Transformation aus Wissenschaft und Wirtschaft sind entscheidende Schritte, so Holetschek, um eine optimale medizinische Versorgung zu fördern. Aber auch, um Ärzt:innen und Patient:innen im Kampf gegen Krebs und andere Erkrankungen zu unterstützen, und schließlich auch, um Leben zu retten, betonte er.

10 Punkte als Wake Up Call für die Vision Zero

Prof. Dr. Michael Hallek aus Köln appellierte in seinem Vortrag an die Verantwortung der Politik, konkrete Lösungen im Gesundheitswesen zu suchen. Der Vorstand von Vision Zero e.V. erläuterte die 10 Punkte von Vision Zero, die bei der Erarbeitung eines entsprechenden, lösungsorientierten Masterplans eine wichtige Rolle spielen.

1. Task-Force: Zügige Einrichtung einer interdisziplinären, kompetenten Task-Force auf Top-Ebene, die von der Bundesregierung beauftragt wird, einen Masterplan zur Umsetzung des notwendigen Turnarounds in der Gesundheitspolitik zu erarbeiten. Die folgenden Punkte sind dabei Grundlage:

2. Bürokratie: Nachhaltiger Abbau der überbordenden Bürokratie in Deutschland. Einrichten einer Ethikkommission und Einrichtung einer Datenschutzbehörde, die für die Belange der alle Bundesländer übergreifenden Studien verantwortlich sind. Einrichtung eines schnellen und unbürokratischen standardisierten Antragsverfahrens.

3. Industrieansiedlung: Rahmenbedingungen schaffen, damit sich Unternehmen der Gesund-heitswirtschaft in Deutschland ansiedeln. Vorhandenen Unternehmen Anreize geben, um ihre Forschung und Fertigung hier zu intensivieren und auszubauen. Dazu Zusammenarbeit „Politik/Wirtschaft“ auf Top-Ebene für deutlich schnellere Genehmigungsverfahren und nachhaltige Steuererleichterungen. Verlässlichkeit der Rahmenbedingungen im Gesundheitsmarkt.

4. Forschung fördern: Deutliche Verstärkung der Forschungsförderung mit mindestens einer Milliarde Euro zusätzlich, ggf. über PPP-Modelle, um endlich wieder einen Spitzenplatz unter den westlichen Ländern zu erreichen. Einrichtung adäquater, preiswerter GC- und GM-Kapazitäten für die frühe klinische Erprobung. Nachhaltige Finanzierung der klinischen Studieninfrastruktur als wesentliche Erfolgsvoraussetzung für akademische und kommerzielle Studien.

5. Nachwuchsförderung: Train the Best durch Einrichtung und Ausstattung von „Inkubatoren“ an den universitären Spitzenzentren und NCT-Standorten mit dem Ziel, deutsche und ausländische Nachwuchsforscher in Deutschland schneller, gezielter und nachhaltiger zu unterstützen und zu fördern.

6. Translation: Entschlossener Aufbau der neuen NCT-Standorte und Aus- schreibung weiterer NCT-Standorte in Deutschland mit dem Ziel, am Ende der „Dekade gegen Krebs“ flächendeckend NCT-Standorte in erreichbarer Nähe für Patienten zu errichten, in denen Translation auf dem neuesten Stand des Wissens durch-geführt wird. Sicherstellung der notwendigen Änderungsmaß-nahmen und finanziellen Ressourcen. Nachhaltige Finanzierung der vernetzten Datenauswertung und Qualitätssicherung.

7. Krankenkassen: Beteiligung der Spitzenvertreter der GKV und PKV an den strategischen Weichenstellungen der Gesundheitspolitik für die kommende Dekade, insbesondere auch durch kritische Allokation der vorhandenen Ressourcen.

8. Prävention: Erarbeitung eines Gesamtkonzepts „Gesundheitsprävention“ (Vorbeugen ist besser als Heilen) vor dem Hintergrund des demographischen Wandels (Alterspyramide) und der rasanten Fortschritte in der Medizin als Grundlage für notwendige Entscheidungen in der Gesundheitspolitik. Schaffen von nachhaltigen Anreizen.

9. Umsetzen und Evaluieren: Konsequente Umsetzung des Masterplans durch Definition von Meilensteinen für alle Projekte und fortlaufende Evaluation und Nachjustierung zur Erreichung der definierten Ziele.

10. „Vision Zero heißt, dass niemand mehr unnötiger Weise an Krebs sterben muss, dafür setzen sich alle Mitglieder von Vision Zero mit Nachdruck ein!“, schloss Prof. Hallek.

Quellen:
1. Vision Zero Neujahrsempfang 2024 „Riding high in turbulent times“, 14.01.2024, München; Veranstalter: Vision Zero e.V., Brainlab
2. www.vision-zero-oncology.de

„Vision Zero e.V.– Gemeinsam gegen Krebs“ „Vision Zero e.V.– Gemeinsam gegen Krebs“ © zVg