Kleine Rente Krebsfrüherkennung wird zu selten genutzt

Gesundheitspolitik Autor: Ruth Bahners

Ein niedriger sozioökonomischer Status geht oft mit höheren Gesundheitsbelastungen einher. Ein niedriger sozioökonomischer Status geht oft mit höheren Gesundheitsbelastungen einher. © iStock/whilerests

Männer und Frauen mit einem niedrigen sozioökonomischen Status erkranken durchschnittlich sieben Jahre früher an Krebs als Menschen mit höherem Status. Der Unterschied zeigt sich ausnahmslos bei allen Krebsarten, so der aktuelle Onkologie-Report der AOK Rheinland/Hamburg.

Frauen mit einer Rente von weniger als 800 Euro im Monat erkranken im Schnitt erstmals mit 72,8 Jahren an Brustkrebs. Besser gestellte Rentnerinnen mit mehr 1.600 Euro monatlich sind erst mit 80,4 Jahren betroffen. Ähnlich groß sind die Unterschiede bei den Männern. Arme Rentner erkranken im Schnitt mit 71,3 Jahren an Darmkrebs. Bei Männern mit einer Monatsrente von mehr als 1.600 Euro passiert das erst ab einem Alter von 77,6 Jahren.

Ein niedriger sozioökonomischer Status geht oft einher mit höheren Gesundheitsbelastungen und schlechteren -chancen. „Wesentliche Risikofaktoren sind der höhere Anteil an Rauchern, weniger sportliche Aktivität, ein ungünstiges Ernährungsverhalten und die stärkere Verbreitung von Adipositas“, heißt es im Report.

Kasse fördert niedrigschwelligen Zugang zu medizinischen Leistungen

Die AOK versucht mit speziellen Angeboten für dieses Klientel gegenzusteuern. Mit dem Gesundheitskiosk in Hamburg-Billstedt und dem Gesundheitsnetzwerk „dieKümmerei“ in Köln-Chorweiler fördert die Kasse einen niedrigschwelligen Zugang zu medizinischen und sozialen Leistungen.

Eine Ursache ist die geringe Teilnahme an Früherkennungsmaßnahmen. Der Report zeigt, dass das Gros der Versicherten die gesetzlichen Programme zur Krebsfrüherkennung nicht oder zumindest nicht im empfohlenen Zeitraum nutzt. Bei allen Programmen liegt die Teilnahmequote unter 50 %.

Knapp jede zweite anspruchsberechtigte Frau nutzt das Angebot des Mammographie-Screenings und 39 % nehmen an der Krebsfrüherkennung teil. Die Untersuchungen beim Mann nutzt nur jeder fünfte Anspruchsberechtigte.

Während der Pandemie ist die Teilnahme an Screenings weiter eingebrochen; 2020 war sie bis zu 20 % niedriger als im Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2019. Während der Report bei Frauen nun einen Nachholeffekt feststellt, bleibt dieser bei den Männern aus. Rechnerisch blieben dadurch 2020 je 100.000 Versicherten 4,1 Brustkrebs-, 4,5 Prostatakrebs-, 1,9 Darmkrebs- und 6,9 Hautkrebs-Erkrankungen unerkannt.

Mit einer Präventionskampagne möchte die AOK die Krebsfrüherkennung stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rücken und die Menschen motivieren, die gesetzlich vorgesehenen Untersuchungen wahrzunehmen.

Medical-Tribune-Bericht