14–18 Jahre vor dem Tod sinkt der Blutdruck
Bis etwa zur Lebensmitte steigt der Blutdruck allmählich an. Im Alter scheint es dann tatsächlich einen Wendepunkt zu geben, wie Dr. João Delgado von der University of Exeter und Kollegen jetzt in einer Studie herausfanden. Die Forscher werteten die Blutdruckwerte der letzten 20 Lebensjahre von insgesamt 46 634 Individuen aus, die in der Clinical Practice Research Datalink (CPRD) gespeichert waren. CPRD ist eine Datenbank des britischen National Heath Service, die Infos aus 674 Arztpraxen abdeckt.
Die Patienten starben im mittleren Alter von 82,4 Jahren. Den systolischen „Spitzenwert“ erreichten sie je nach Altersgruppe etwa 18–14 Jahre vor dem Ableben. Der Sinkflug begann bei Personen, die mit 60–69 bzw. 70–79 Jahren starben, 14 Jahre vor Exitus. Lebten die Teilnehmer 80–89 oder mehr als 90 Jahre, nahmen die Werte über die letzten 15 bzw. 18 Jahre ab. Die systolische Druckdifferenz über diese vier Zeiträume lag für die entsprechenden Gruppen im Mittel bei 8,5 mmHg, 13,8 mmHg, 19,1 mmHg und 22 mmHg. Insgesamt fiel der Wert bei 64 % der Patienten um mehr als 10 mmHg. Innerhalb der letzten zehn bis drei Lebensjahre zeigte sich ein annährend linearer Verlauf des Blutdrucks. Erst 24 Monate vor dem Tod gingen die Parameter dann rasanter zurück.
Jährlicher Abfall bei gewissen Vorerkrankungen größer
Die in der Auswertung berücksichtigte antihypertensive Behandlung änderte kaum etwas an dem Gesamtergebnis. Allerdings verzeichneten die Forscher die größten jährlichen Veränderungen bei Patienten mit arterieller Hypertonie, Demenz, Herzinsuffizienz oder einem Gewichtsverlust in den letzten Lebensjahren. Laut den Autoren könnten die Erkenntnisse für die Risikoschätzung, Therapieüberwachung sowie zur zukünftigen Studienplanung nützlich sein.
Den Arzt stellt dies vor die Aufgabe, den richtigen Zeitpunkt zu finden, Medikamente abzusetzen, meint Dr. James S. Goodwin von der University of Texas Medical Branch in einem begleitenden Kommentar. Schließlich hätten sehr alte Patienten im letzten Lebensjahr an wichtigere Dinge zu denken als an Therapietreue.
Quellen:
1. Delgado J et al. JAMA Intern Med 2018; 178: 93-99
2. Goodwin JS. A.a.O.: 100-101