Asymptomatische Aortenstenose Abwarten oder Echokardiographieren?
Die meisten Patienten mit asymptomatischer, nicht- schwerer Aortenstenose brauchen erst eine Dekade später einen Klappenersatz. Leitlinien empfehlen deshalb echokardiographische Kontrollen alle 1–3 Jahre. Durch den demographischen Wandel ist absehbar, dass der Bedarf an Echokardiographien zunehmen wird. Eine jährliche NT-proBNP-Messung könnte Risikopatienten, bei denen diese zeitintensive und anspruchsvolle Untersuchung angezeigt ist, abgrenzen von Patienten mit geringem Risiko, bei denen man die Echokardiographie noch hinausschieben kann. Dies legt eine aktuelle Post-hoc-Analyse der SEAS(Simvastatin and Ezetimibe in Aortic Stenosis)-Studie nahe, an der Patienten mit asymptomatischer Aortenstenose und einer maximalen transaortalen Flussgeschwindigkeit von 2,5–4,0 m/s teilgenommen hatten.
Von 1.644 Patienten konnten die Wissenschaftler die NT-proBNP-Werte zu Beginn und nach einem Jahr auswerten: Bei 77 % von ihnen lag der Spiegel zu Beginn innerhalb des Referenzbereichs, bei 70,8 % auch noch zum späteren Zeitpunkt. Das Risiko für Aortenklappen-bezogene Ereignisse nach zwei Jahren Follow-up erwies sich als abhängig vom NT-proBNP-Spiegel im ersten Jahr. Bei Patienten mit leichter Aortenstenose, deren Wert im ersten Jahr normal blieb, war es um 39 % erhöht, bei erhöhtem NT-proBNP jedoch um das Siebenfache. Patienten mit moderater Aortenstenose (max. Flussgeschwindigkeit 3 m/s) und normalem Biomarker wiesen ein 10-fach höheres Risiko auf. Bei erhöhtem Wert stieg es um das 26-Fache.
Prohormonfragment gibt Hinweis auf Mortalität
Signifikante Unterschiede in Abhängigkeit vom NT-proBNP nach einem Jahr zeigten sich auch in der Mortalität. Das Mortalitätsrisiko war bei leichter Aortenstenose kaum (1,05-fach) bzw. bei hohen Werten 4,14-fach erhöht und bei moderater Aortenstenose um das 1,6- bzw. 4,78-Fache. In einem multivariaten Regressionsmodell erwies sich die Kombination aus erhöhtem NT-proBNP nach einem Jahr und einem Anstieg im ersten Jahr um mehr als 50 % als stärkster Prädiktor für Aortenklappen-assoziierte Ereignisse, sowohl bei leichter als auch bei moderater Aortenstenose.
Quelle: Hadziselimovic E et al. JAMA Cardiol 2022; DOI: 10.1001/jamacardio.2021.5916